Okuri- Ashi- Barai in der Prüfung nur aus der Kreisbewegung?

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Kumamoto
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Okuri- Ashi- Barai in der Prüfung nur aus der Kreisbewegung?

Beitrag von Kumamoto »

Hallo,
ich war heute Zuschauer einer Kyu-Gürtelprüfung bei der u.a. auch der Okuri-Ashi-Barai von einem Prüfling gezeigt wurde.
Dieser demonstrierte ihn - wie oft, auch in Lehrvideos zu sehen - aus der Seitwärtsbewegung. Ich mache deutlich darauf aufmerksam, dass Uke nicht "mitgehüpft" ist, sondern nur sehr gut mitggangen ist (bei Wurfausführung leicht auf die Zehenspitzen um das Fegen des zweiten Beines zu erleichtern). Insgesamt war es eine sehr harmonische Technik.
Der Prüfer sagte dann aber, dass man diese Bewegungsform (seitlich) in der Prüfung nicht mehr so zeigen dürfe und "man" diesen Wurf aus der Kreisbewegung zeigen solle und dass man ihm das so auf dem letzten Prüferlehrgang so gesagt hätte.
Ich habe dazu erstmal geschwiegen und ihn später darauf angesprochen und ihm gesagt, dass meiner Ansicht nach die Wurfausführung aus der Seitwärtsbewegung das Wurfprinzip besser verdeutliche als die aus der Kreisbewegung und es ja schließlich um die Grund- bzw. Reinform des Wurfes gehe und nicht um eine wettkampf- oder randoritaugliche Form, das sei die Aufgabe der Anwendungsaufgaben Stand. Außerdem habe sich der DJB ja von der Vorgabe von Bewegungsrichtungen weitgehend verabschiedet, nur bei den ersten Gürteln werden bestimmte Anwendungsaufgaben gestellt (z.B. O-Goshi aus der Rückwärtsbewegung).
Insgesamt kam es mir so vor, als ob der Prüfer eine bestimmte Prüfung sehen wollte und nicht die konkrete Umsetzung der Technikprinzipien durch den Prüfling nach eigenem - den Prüfungsstoff richtig interpretierendem - Ermessen.
Spätestens seit dem deutschen "Daigo" dürfte doch bekannt und allgemein verbrieft sein, dass es z.B. nicht einen Seoi-Otoshi gibt, sondern nur ein Grundprinzip, dem alle Seoi-Otoshi-Varianten folgen.
Mich würde interessieren, wie ihr die Sache seht: sollte ein Prüfer eher das Übliche bzw. das ihm Gelehrte prüfen oder auch mal über den Mattenrand schauen und neues, ihm Unbekanntes/Ungewohntes als richtig akzeptieren?
Mir kommt es manchmal so vor, als ob manche Prüfer eine Art Checkliste abarbeiten und so den Sinn für die Vielseitigkeit des Judo verlieren...
tutor!
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Re: Okuri- Ashi- Barai in der Prüfung nur aus der Kreisbeweg

Beitrag von tutor! »

Schilderungen wie diese lassen mich immer wieder (ver)zweifeln und ich frage mich, an welcher Stelle der Übertragungskette ein derartiges Missverständnis entstanden sein könnte:
  • ist ihm - dem Prüfer - das wirklich so gesagt worden? Wenn ja von wem, und woher hat es dieser?
  • hat er - der Prüfer - das nur falsch verstanden?
Ich habe keine Ahnung, jedoch ist es absurd, wenn ein Prüfer glaubt - woher auch immer - ein Okuri-ashi-barai könne bei einer Kyu-Prüfung im Fach "Grundtechnik" nicht so gezeigt werden, wie er in der Nage-no-Kata gemacht wird. Und von einem Prüfer würde ich erwarten, dass er diese Absurdität erkennt, wenn ihm das jemand so "sagt".

Ober hab ich hier nur etwas falsch verstanden?
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Jupp
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Re: Okuri- Ashi- Barai in der Prüfung nur aus der Kreisbeweg

Beitrag von Jupp »

Natürlich kann (und soll!) Okuri-ashi-barai auch so in einer Prüfung (egal ob Kyu oder Dan!) gezeigt werden. Daran ist doch alles richtig!
Natürlich kann OAB auch anders gezeigt werden, aber die Grundform - da gebe ich tutor recht - is die, wie sie in der Nage-no-kata gezeigt wird. Das "Prinzip" des Wurfes, oder wie Daigo sagen würde: "das Konzept" sollte bei einer Prüfung gezeigt werden. Bei OAB ist dies (Zitat Daigo): Okuri-ashi-harai (!) Tori fegt (oder sendet) Ukes rechten (linken) Fuß zu Ukes linkem (rechten) Fuß und fegt beide Beine weg, um den Wurf auszuführen."

So schlicht und einfach ist das! Und dann folgen mehrere Beispiele, die dieses Konzept umsetzen.

Genau das ist auch das Verständnis, dass der Kyu-Prüfungsordnung zu Grunde liegt.


Alles andere ist eine falsche Interpretation durch jemanden, der weder Judo und Judotechnik!) noch Geist und Inhalt des Kyu-Prüfungsprogramms richtig verstanden hat.

In diesem Fall würde dieses Urteil - wenn die Schilderung von kumamoto so stimmt - sowohl für den Prüfer als auch für den Ausbilder des Prüfers gelten müssen!

Jupp
sedge
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Re: Okuri- Ashi- Barai in der Prüfung nur aus der Kreisbeweg

Beitrag von sedge »

... ausserdem:

Was spricht dagegen, daß ich als Prüfer mir mehrere Varianten von einem Wurf zeigen lasse? Soweit sollte ich als Danträger schon über den Tellerrand schauen können damit ich sowas beurteilen kann oder?

Eigentlich ist sowas kein gutes Zeugnis für den angesprochenen Prüfer!
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Re: Okuri- Ashi- Barai in der Prüfung nur aus der Kreisbeweg

Beitrag von Ronin »

sedge hat geschrieben:Eigentlich ist sowas kein gutes Zeugnis für den angesprochenen Prüfer!
und das ist der eigentliche Punkt.

Man kann ja von APO halten was man will, aber die beste APO kann erst mal nix für die Kompetenz (oder eben auch nicht) der Prüfer.

Ist aber grundsätzlich ein extrem trauriges Beispiel. Ich hoffe immer, dass man nie über mich solche Sachen sagen muss.
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