Beliebigkeit der PO - Altersgrenzen

Hier geht es um Fragen und Inhalte zu den Kyu und Dan Prüfungen
Trini
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Beliebigkeit der PO - Altersgrenzen

Beitrag von Trini »

Gerade in einem anderen Forum gelesen:
http://www.rund-ums-baby.de/grundschule ... m?id=69216
Bitte den weiteren Verlauf des Fadens beachten.
Wozu gibt es überhaupt Püfungsordnungen, wenn es jeder macht wie er denkt???

Trini

[Fritz: habe den Titel des Themas angepaßt]
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derLichtschalter
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von derLichtschalter »

Soweit ich mich erinnern kann, darf man eine Prüfung ablegen, wenn man im gleichen Jahr das Mindestalter erreicht. Wenn das Mindestalter bspw. 12 Jahre beträgt (wie beim 3. Kyu eben), kann man die Prüfung auch ablegen, wenn man noch 11 Jahre alt ist - vorausgesetzt man hat im gleichen Jahr noch den 12. Geburtstag. Das alles aber ohne Gewähr, so hat es mir nur ein Prüfer mal erklärt, als ich selbst mit 13 den 1. Kyu (Mindestalter 14 Jahre!) gemacht habe (und mich gefragt habe, warum ich das denn schon machen darf).

EDIT: Oh, ich hab mir die PO nochmal angesehen - kann es sein, dass das gerade beim 8. Kyu - die Problematik hier - eben nicht geht?
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Fritz
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von Fritz »

Wo liegt das Problem? Offiziell bekommen sie dann halt den 8.Kyu an ihrem 7. Geburtstag mit
entsprechender Eintragung im Paß,
danach dürfen sie den entsprechenden Gürtel halt bei offiziellen Wettkampfen umbinden...

Was innerhalb des Vereins passiert, ist ja erstmal egal... Abgesehen davon gibt es
ja so ein Vorschulprogramm mit Aufkleber usw. wo sie am Ende den halbgelben Gürtel
erhalten (wenn sie denn sieben geworden sind).

Natürlich sollte im Interesse des Sportlers nicht passieren, daß ein formal unrichtiges Prüfungsdatum (d.h.
eine Verletzung der Altersgrenzen dokumentiert wird) im Paß steht, um zu verhindern, daß
es später mal unnötige Diskussionen gibt...

Für problematischer halte ich "extrem vorzeitige" Prüfungen jenseits des 8.Kyu...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von Ko-soto-gake »

Lightmaster hat geschrieben: EDIT: Oh, ich hab mir die PO nochmal angesehen - kann es sein, dass das gerade beim 8. Kyu - die Problematik hier - eben nicht geht?
Genau so ist es. Für den 8. Kyu zählt das tatsächliche Alter, nicht das Geburtsjahr.
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judoka50
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von judoka50 »

Wo liegt das Problem? Offiziell bekommen sie dann halt den 8.Kyu an ihrem 7. Geburtstag mit
entsprechender Eintragung im Paß,
Genau das geht leider nicht!
In der Grundsatzordnung steht unter:
2.3. Voraussetzung zur Teilnahme an Prüfungen........
Mindestalter:
8. Kyu: weiß-gelber Gürtel
vollendetes 7. Lebensjahr
7. Kyu: gelber Gürtel
im 8. Lebensjahr usw.
Da es eine Voraussetzung für die Prüfung ist - darf die Prüfung auch nicht vorher abgenommen werden, wofür zunächst einmal die Prüfer verantwortlich sind und a) entsprechend geschult b) ihre Prüfberechtigung in Frage gestellt werden sollte.
Soweit die Grundsatzordnung in der Praxis zeigt es sich immer wieder, dass es auch für die Betroffenen "in den Vereinen" anders geregelt wird. Wichtig ist für mich immer, dass das Datum auf der Prüfungsliste sich mit den geforderten Voraussetzungen deckt.
Natürlich sollte im Interesse des Sportlers nicht passieren, daß ein formal unrichtiges Prüfungsdatum (d.h.eine Verletzung der Altersgrenzen dokumentiert wird) im Paß steht,
Dann muss der zust. KDV bzw. in anderen Ländern Prüfungsbeauftragte ganz schön pennen........
Viele Grüße
U d o
tutor!
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von tutor! »

Manche Dinge treiben mich mit schöner Regelmäßigkeit auf die Palme. Mindestalter und Mindestvorbereitungszeit bei Kindern nehmen in meiner persönlichen Hitliste der Ärgernisse einen langjährigen Spitzenplatz ein.

Da trainieren Kinder gemeinsam in einer Gruppe, lernen und üben dasselbe. Der eine kann es ein wenig besser als der andere, was vollkommen normal ist. Nach einer gewissen Zeit steht eine Gürtelprüfung an. Mit schöner Regelmäßigkeit kommt es vor, dass einige der Kinder der Gruppe die Prüfung machen können und andere - weil die formalen Voraussetzungen noch nicht erfüllt sind - leider nicht. Oft genug ist es so. dass der Jüngere den Stoff besser beherrscht als der ältere, oft genug kommt es vor, dass der jüngere dann Uke bei der Prüfung machen "darf", aber selbst eben nicht graduiert werden kann. Mir ist es einmal passiert, dass in einer Gruppe der zweifellos Beste in den Sommerferien Geburtstag hatte und die Prüfung am letzten Schultag vor den Ferien stattfinden sollte. Dieser Junge war der einzige der Gruppe, der das Mindestalter noch nicht erreicht hatte. Die Prüfung hat also offiziell am ersten Tag nach den Ferien stattgefunden - aber es kann doch nicht sein, dass man Listen falsch datieren muss, damit einer Form genüge getan wird.

Es gibt in der Schule kein Mindestalter für die Versetzung von der ersten in die zweite Klasse. Bei der Einschulung wird die Schulreife festgestellt - und das war es auch schon. In der gesamten Schullaufbahn gibt es keine weiteren Regelungen mehr über Mindestalter! Besonders Begabte können übrigens Klassen überspringen. Warum ist das so? Weil es eben individuelle Unterschiede gibt, die den einen schneller und den anderen etwas langsamer lernen lassen.

Ich habe auch noch nie von einem Mindestalter für das Freischwimmerzeugnis gehört, oder von einer Mindestwartezeit zwischen Frei- und Fahrtenschwimmer. Es gibt definierte Anforderungen, wer sie erfüllt, kann sich genau das bescheinigen lassen: "Du hast die Anforderungen erfüllt".

Jede Argumentation für Mindestalter und für Mindestvorbereitungszeiten läuft früher oder später darauf hinaus, dass die Befürworter ins Feld führen, dass ohne diese Instrumente viele Kinder viel zu früh und ohne das entsprechende Können zu hoch graduiert würden. Anschließend werden noch jede Menge Gründe dafür gefunden, warum eine zu frühe und zu hohe Graduierung schlecht für das Kind und das Judo sei.

Diesen Argumenten kann man dann jeweils durchaus folgen. Wer will denn widersprechen, wenn es heißt, dass es für ein Kind auch demotivierend sein kann, wenn es feststellen muss, dass ein niedriger Graduierte regelmäßig viele Dinge einfach besser können oder wer wird dagegen argumentieren, dass viele Dinge einfach Zeit brauchen, damit sie gefestigt sind? Wer wird dagegen argumentieren, dass ein Fundament solide sein sollte, bevor man ein Dach baut?

Wenn man diesen Argumenten also zustimmt, dann muss man den Befürwortern dieser formalen Mindestanforderungen einmal die Frage stellen, warum sie denn den Übungsleitern und Prüfern nicht zutrauen, bei den Graduierungen auch ohne diese Vorschriften verantwortlich im Sinne des Kindes zu verfahren? Denn darauf läuft es letztlich hinaus. Denn wer den Übungsleitern zutraut, Kinder dann für eine Graduierung vorzuschlagen, wenn diese "reif" sind und wer den Prüfern zutraut, Kinder dann bestehen zu lassen, wenn die Leistungen entsprechend sind, der kann vollkommen auf diese Art der Beschränkung verzichten.

Ich habe meine Braungurt-Prüfung mit 13 Jahren gemacht. Nach heutigen Vorstellung wäre ich also gar nicht reif dafür gewesen. Auch sind einmal zwischen zwei Prüfungen nur fünfeinhalb Monate vergangen. So war das eben: eine Prüfung war immer vor den Sommerferien und eine vor den Weihnachtsferien. Das war der natürlich Rhythmus im Verein. Nach den heutigen Bestimmungen ist dies gar nicht mehr durchzuhalten.

Mindestalter gab es damals nur für den ersten Dan und lag - als ich meine erste Dan-Prüfung machte - bei 17 Jahren. Nach und nach wurde Mindestalter erst für den 1. Kyu, einige Jahre später für den 2. Kyu eingeführt. Irgendwann war man schließlich bei der ersten Prüfung angekommen.

Heute ist das Prüfungswesen hoffnungslos überreguliert. Anstatt eine pädagogisch sinnvolle Handhabung in die Verantwortung von qualifizierten Trainern (schließlich werden sie ja ausgebildet und lizensiert!) zu legen, erfordert pädagogisch sinnvolles Handeln mitunter das Unterlaufen derjenigen Vorschriften, die eigentlich pädagogisch sinnvolles Handeln sicherstellen sollen. Ein Paradoxon, dass beseitigt werden sollte.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von Trini »

@ Tutor, Gegenbeispiele gefällig??

Wählen und gewählt werden darf man i.d.R. erst ab 18 (außer teilweise bei der Kommunalwahl), egal wie reif man ist.
Auto fahren (allein) erst ab 18, sogar wenn man die Prüfung eher abgelegt hat.

Nicht alles ist also individuell anpassbar.

Dein 1. Kyu mit 13 geht doch (selbst nach heutiger PO) in Ordnung, wenn du in dem Jahr noch 14 geworden bist.

Was mich im RUB geärgert hat war der Fakt, dass das betroffene Kind noch nicht mal einen Judopass hat, aber schon mit einem Farbgürtel herumlaufen darf.

Wichtiger als Tricksereien mit Prüfungsterminen und "innoffizielle" Gürtel ist für mich als Mutter, dass die Trainer meinen Kindern vermitteln, dass die Gürtelfarbe nichts über Können und Wertigkeit des Kindes sagt.

Manche Technik ist ja auch schon von der Wettkampfordnung für jüngere Kinder verboten (Hebel/Würger), weil ihre Anwendung eine gewisse Reife voraussetzt. So ganz sinnlos sind die Vorgaben in der PO also nicht.

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Fritz
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von Fritz »

@judoka50: Siehste, Du bist das Paradebeispiel dafür, was das Problem von uns Deutschen ist:

Diese fast sklavisch zu nennende Unterwürfigkeit unter Regeln, Vorschriften und Verordnungen...
Das ist der Kern unserer "deutschen Krankheit". Genau diese Eigenschaften haben uns in der Geschichte
schon einiges Leid und Übel beschert.

Nein da wird nicht gefragt, was ist der Sinn der Vorschrift, wann kann eine Abweichung toleriert werden,
wie kann eine solche Ausnahme geschickt und vernünftig umgesetzt werden.
Da schreibst Du "Genau das geht leider nicht!" - ja warum geht es _leider_ nicht?
Weil irgendwo mal ne Expertenkommission das so beschlossen hat und ein Mitgliederversammlung von LVs
das abgenickt hat - wir als Trainer und Vereine sind nicht gefragt worden... (ich bin mir fast sicher - in keinem LV
gab es ne Mitgliederversammlung, in der auf Basis der Beschlußvorlage zur DJB-PO der LV ermächtigt wurde
in der DJB-Versammlung für die PO zu stimmen. Irgendwo hier im Forum gab es schon mal nen Faden zum Thema)

Sich auf breiter Front nicht um schwachsinnige Verbote u. Bestimmungen zu scheren
- das ist Zivilcourage, das ist der einzige
Weg, wie sich ein Volk gegen Obrigkeitswillkür wehren kann - wie soll aber so etwas im großen Rahmen
klappen, wenn schon im Hobby-, Freizeit-, Ehrenamtsbereich es nicht möglich ist, gegebenenfalls den gesunden
Menschenverstand (siehe tutors Beitrag) über nen Wisch mit ner Bestimmung zu stellen... :BangHead
tutor! hat geschrieben:Jede Argumentation für Mindestalter und für Mindestvorbereitungszeiten läuft früher oder später darauf hinaus, dass die Befürworter ins Feld führen, dass ohne diese Instrumente viele Kinder viel zu früh und ohne das entsprechende Können zu hoch graduiert würden. Anschließend werden noch jede Menge Gründe dafür gefunden, warum eine zu frühe und zu hohe Graduierung schlecht für das Kind und das Judo sei.
[...]
Wenn man diesen Argumenten also zustimmt, dann muss man den Befürwortern dieser formalen Mindestanforderungen einmal die Frage stellen, warum sie denn den Übungsleitern und Prüfern nicht zutrauen, bei den Graduierungen auch ohne diese Vorschriften verantwortlich im Sinne des Kindes zu verfahren? Denn darauf läuft es letztlich hinaus. Denn wer den Übungsleitern zutraut, Kinder dann für eine Graduierung vorzuschlagen, wenn diese "reif" sind und wer den Prüfern zutraut, Kinder dann bestehen zu lassen, wenn die Leistungen entsprechend sind, der kann vollkommen auf diese Art der Beschränkung verzichten.
Tja, warum wird das wohl so sein? Weil irgendwo doch die Vermutung lauert,
daß bei der Qualifikation der ÜL u. Prüfer vielleicht das eine oder andere im Argen liegt, daß diese trotz all der
schönen Aus- u. Weiterbildung und Prüfungen u. Lizenzen usw. unzureichend ist? Weil man ÜL u. Prüfern nicht
zumuten möchte, einem Kind sagen zu müssen: "Du bist jetzt noch nicht soweit (gewesen)!"?
Trini hat geschrieben:Wichtiger als Tricksereien mit Prüfungsterminen und "innoffizielle" Gürtel ist für mich als Mutter, dass die Trainer meinen Kindern vermitteln, dass die Gürtelfarbe nichts über Können und Wertigkeit des Kindes sagt.
Und das ist doch das Hauptproblem: Die Gürtelfarbe sollte schon etwas über das Können aussagen.
Nämlich genau das, daß der Betreffende eine bestimmte Menge an Techniken halbwegs beherrscht.
Und jemand der mehr beherrscht, hat natürlich einen anderen Stellenwert als einer, der weniger beherrscht - der,
der mehr beherrscht, ist dann nämlich einer, welcher dem, der weniger beherrscht, zur Seite gestellt werden kann,
um halt den, der weniger beherrscht, beim Lernen zu fördern...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Hofi
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von Hofi »

Hi!
Das mit den formalen Anforderungen ist eine zwiespältige Sache. Ja, viele ÜL würden es wohl vernünftig und im Sinne der Kinder handhaben. Die andere Frage ist, wie hoch ist der Schaden durch diejenigen, die es um des eigenen Prestiges willen oder auf Druck übermotivierter Eltern nicht vernünftig machen.
Ich hab inzwischen einige, die schlicht auf das Mindestalter aufgelaufen sind und damit, obwohl sie es wohl schneller machen könnten, die Prüfung nur noch im Jahresrhythmus ablegen können. Das sieht bisher keiner als dramatisch, dazwischen lernen sie halt Dinge, die über den Prüfungsstoff hinausgehen, gehen kämpfen etc. So bleibt in den Phasen wo viele Wettkämpfe sind, die Ruhe genau das zu machen, was da gebraucht wird und wenn dann wieder Prüfung ansteht, schaut man halt, ob noch was fehlt, prägt sich die Reihenfolge ein, in der man die Sachen vorführen will.
Und die Prüfung ist dann einfach ein Nebenprodukt des Trainings.
Bei uns ist natürlich das Problem damit, einen passenden Prüfungstermin zu finden, nicht wirklich groß, wir haben drei Standard-Termine (Ostern, Sommer, Weihnachten) und wenn eine Gruppe dazwischen ausreichend Leute hat, die anstehen, wird halt eine zusätzliche angesetzt. 2009 haben wir wieder mal eine wahrscheinlich zweistellige Anzahl an Prüfungslisten abgegeben. Insofern hab ich natürlich zu den formalen Anforderungen eine etwas entspanntere Haltung.
Bis dann
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von Reaktivator »

"Entspanntere Haltung" ist gut. Ich seh's wie "tutor!":

Ich für meinen Teil hatte bereits mit 11 Jahren den Braungurt (1. Kyu) - und mir und meinem Judo hat's nicht geschadet.
Im Gegenteil: Rund 40 Jahre später bin ich immer noch dabei.
Ein Forenmitglied ohne Signatur ist wie ein Forenmitglied ohne Namen.
(Alte Internet-Weisheit, frei nach "Reaktivator")
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von Fjala »

Ich stimmte Tutor voll und ganz zu! Leider gibt es aber immer wieder Leute, die eben doch nicht in der Lage sind, pädagogisch sinnvoll zu handeln oder Entscheidungen richtig zu treffen - trotz Lizenzen. Für solche sind diese Regelungen wichtig. All diejenigen, die verantwortungsvoll mit den Graduierungen ihrer Schützlinge umgehen, müssen sich halt auch diesen Regeln beugen, auch wenn sie es eigenständig entscheiden könnten, ob eine Prüfung im Sinne des Prüflings vorgezogen werden könnte. Mitgehangen - mitgefangen ... Man hat also die Wahl was gebrochen bzw. außeracht gelassen wird: die Regelung der Prüfungsordnung über unrichtige Angaben in den Prüfungslisten und Pässen oder die Vernunftentscheidung im Sinne des Prüflings. :eusa_think
Gut wäre es doch, wenn es eine Anlaufstelle gäbe, die im Einzelfall "erlaubte" eine Prüfung vorzeitig vornehmen zu dürfen - ganz offiziell also. Es sind doch wahrscheinlich eh nicht so viele davon betroffen.
Viele Grüße
Fjala
tutor!
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von tutor! »

Danke für die Vorlagen!
Trini hat geschrieben:@ Tutor, Gegenbeispiele gefällig??

Wählen und gewählt werden darf man i.d.R. erst ab 18 (außer teilweise bei der Kommunalwahl), egal wie reif man ist.
Auto fahren (allein) erst ab 18, sogar wenn man die Prüfung eher abgelegt hat.

Nicht alles ist also individuell anpassbar.
In diesen Beispielen geht es nicht darum, dass wie bei einer Graduierung den Kindern ein Lernfortschritt bescheinigt wird, sondern dass ihnen eine Erlaubnis für etwas gegeben wird. Das ist ein großer Unterschied. So gehört z. B. die Konstruktion unserer Verfassung - nur um bei Deinem Beispiel der Politik zu bleiben - in den Unterricht der Mittelstufe. Kinder dürfen diese Dinge nicht nur verstehen, sondern müssen es sogar und bekommen es auf dem Zeugnis bescheinigt.

Alleine Autofahren darfst Du übrigens grundsätzlich ohne jede gesetzliche Altersbeschränkung - nur eben nicht im öffentlichen Straßenverkehr. Die Gründe hierfür liegen in den möglichen Gefahren für andere was einen großen Unterschied macht. Dort, wo es nicht um die Gefährdung anderer geht, sondern im Wesentlichen nur um Selbstgefährdung überlässt man ja auch die Zulässigkeit der erzieherischen Verantwortung der Eltern, z.B. ob ein Kind zu Fuß irgend wohin gehen kann, oder das Fahrrad nehmen darf.
Trini hat geschrieben:Dein 1. Kyu mit 13 geht doch (selbst nach heutiger PO) in Ordnung, wenn du in dem Jahr noch 14 geworden bist.
Ein weiterer Beleg für den ganzen Unsinn! Die Prüfung war im Dezember und ich habe im April Geburtstag. Das wäre also nicht gegangen. Wäre dagegen die Prüfung im Januar gewesen und der Geburtstag im Dezember, wäre es regelkonform gewesen. Wer also im Dezember geboren ist, besitzt im darauf folgenden Januar die nötige Reife, wer im Januar geboren ist, erst ein Jahr später? Was für ein Unsinn ist das denn?
Trini hat geschrieben:Was mich im RUB geärgert hat war der Fakt, dass das betroffene Kind noch nicht mal einen Judopass hat, aber schon mit einem Farbgürtel herumlaufen darf.
Das hat aber nichts mit Mindestalter oder Vorbereitungszeiten zu tun, sondern damit, dass Verbandsbeiträge wahrscheinlich nicht bezahlt worden sind. Es kann aber auch anderer Ursachen haben, z.B. dass das Kind die Prüfung im Rahmen des Schulsports gemacht hat. Dafür braucht man keinen Judo-Pass.
Trini hat geschrieben:Wichtiger als Tricksereien mit Prüfungsterminen und "inoffizielle" Gürtel ist für mich als Mutter, dass die Trainer meinen Kindern vermitteln, dass die Gürtelfarbe nichts über Können und Wertigkeit des Kindes sagt.
Ich halte jetzt einmal den Begriff "Wertigkeit des Kindes" für unglücklich gewählt. Wie stehen diese Trainer eigentlich zu ihren eigenen Graduierungen? Worüber sollen die Gürtel denn etwas aussagen, wenn nicht über Können und Bemühen der Kinder? Nach welchen Kriterien vergeben diese Trainer denn selbst die Gürtel? Nach der Dauer der Beitragszahlung im Verein/Verband?

Erst werden Graduierungen entwertet, dann wird es wichtig, zu vermitteln, dass die Gürtel nichts über das Können aussagen? Dahinter steckt doch ein gewaltiger Denkfehler. Trainer müssen Kindern vermitteln, was Graduierungen aussagen und was nicht. Und sie müssen ihre eigene Graduierungspraxis so gestalten, dass sie genau in diesem Sinne die Graduierungen vornehmen.
Trini hat geschrieben:Manche Technik ist ja auch schon von der Wettkampfordnung für jüngere Kinder verboten (Hebel/Würger), weil ihre Anwendung eine gewisse Reife voraussetzt. So ganz sinnlos sind die Vorgaben in der PO also nicht.
Hier geht es wieder um die Gefährdung anderer. Manche Techniken sind im Wettkampf der Kinder verboten, weil sie aufgrund von Ausbildungsstand und Reife eine unnötige Verletzungsgefahr für den Gegner darstellen. Es macht Sinn, diese Techniken in der Ausbildung nach hinten zu schieben. Das ist aber wiederum kein Argument für Mindestalter oder Mindestvorbereitungszeiten bei den Prüfungen.

Zwischenzeitlich sind ganz viele andere Post "eingegangen". Auf die ich noch kurz eingehen möchte.

Natürlich gibt es allzu großzügige Trainer, die - meist um die eher schwachen Leistungen ihrer Schüler - schön zu reden und sich einem Druck beugen, dann auch Graduierungen vornehmen, die nicht angemessen sind. Das Problem ist aber in diesen Fällen nicht dadurch zu lösen, dass man formale Mindestvoraussetzungen schafft. Ein schlechter Trainer bleibt ein schlechter Trainer und die Schüler lernen wenig bei ihm, auch wenn zwischen den Prüfungen eine längere Zeit vergeht.

Mir geht es darum, die Verantwortung dahin zu geben, wo sie hingehört: und das sind eben die Trainer und niemand anders. Wenn es dort Defizite gibt, dann gehört das in deren Ausbildung und/oder Fortbildung. Ansonsten muss die Verantwortung für die Qualität der Ausbildung in den Vereinen auch dorthin "wandern", wo sie hin gehört: nämlich zu den Vorständen, die die Trainer einsetzen.
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von judoka50 »

Bei den von euch allen aufgeführten Vor- oder Nachteilen stimme ich persönlich natürlich voll und ganz zu.

Aber wir haben nun mal eine Grundsatzordnung - und diese wird nicht vom DJB sondern über die von uns gewählten Vertreter verabschiedet. Also nicht einfach mal so ........ sondern durch unsere Beteiligung. Aber diese Debatten hatten wir eh schon zu genüge.

Zudem sind diese Ordnungen auch irgendwie zum Schutz der Kinder und Jugendlichen aufgestellt worden - Schutz vor übereifrigen ÜL meinte ich damit natürlich.

Das es einfacher geht sehe ich laufend in meinem Kreis. Ansonsten machen es die meisten Vereine so wie Hofi es erläutert hat. Da gibt es so gut wie keine Zeitverluste, wenn man überhaupt von Zeitverlusten bei der Ablegung von Prüfungen reden kann.
Wer halt zum einen Termin noch nicht "so weit ist" steht halt 3 Monate später auf der nächsten Liste. Ist das ein Problem???
Viele Grüße
U d o
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von tutor! »

judoka50 hat geschrieben:Wer halt zum einen Termin noch nicht "so weit ist" steht halt 3 Monate später auf der nächsten Liste. Ist das ein Problem???
Ja, wenn ein Prüfungsbeauftragter "Urkundenfälschung" schreit!.

Auch wenn Du aus Westfalen kommst - so etwas nennt man auch die "rheinische Lösung". Was spricht übrigens gegen einen Satz in der Grundsatzordnung, der z.B. lauten könnte:

"Mindestalter und Vorbereitungszeiten sind als Richtschnur zu verstehen. In begründeten Fällen kann eine geringe Abweichung pädagogisch sinnvoll sein und liegt in der Verantwortung des Vereins."

Dann bräuchte man auch keine "rheinische Lösung" mehr. Wer stellt den Antrag bei seinem LV?
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von Lippe »

Tja, das Überprüfen der Formalitäten benötigt bei so einer Gelbgurtprüfung schon fast so viel Zeit wie die Prüfung selbst. Stressiger als die eigentliche Prüfung ist es allemal... :?
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von judoka50 »

@Tutor - die Urkunden "Listen", die ich zusammen mit den Pässen bekomme sind definitiv beide korrekt.....
Viele Grüße
U d o
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Re: Beliebigkeit der PO - Altersgrenzen

Beitrag von Olaf »

Also ich neige deutlich Tutor!s Auffassung zu. Eine Graduierung soll den Kenntnisstand des Sportler dokumentieren. Nun gibt es aber vereinzelt Sportler, die deutlich mehr wissen, als es ihre Graduierung aussagt, weil sie noch nicht alt genug sind, den entsprechenden Gürtel zu bekommen. Hofi hat treffend geschrieben, dass man dann eben bis zum Erreichen der nächsten Altersgrenze andere Dinge übt als die, welche die PrüfO vorgibt. Ja wunderbar, die Sportler erwerben sogar noch Wissen über ihre eigentliche Graduierung hinaus. Nur anerkennen darf ich es nach außen (Gürtel) nicht, weil ein Ordnung dem entgegen steht. Das nimmt der Graduierung als äußerem Zeichen des Wissensumfanges ihres Trägers natürlich jeglichen Sinn.

LG
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Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen

Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.

Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von Syniad »

Trini hat geschrieben:@ Tutor, Gegenbeispiele gefällig??

Wählen und gewählt werden darf man i.d.R. erst ab 18 (außer teilweise bei der Kommunalwahl), egal wie reif man ist.
Auto fahren (allein) erst ab 18, sogar wenn man die Prüfung eher abgelegt hat.

Nicht alles ist also individuell anpassbar.
tutor! hat geschrieben:In diesen Beispielen geht es nicht darum, dass wie bei einer Graduierung den Kindern ein Lernfortschritt bescheinigt wird, sondern dass ihnen eine Erlaubnis für etwas gegeben wird.
Wenn wir schon wild argumentieren, möchte ich Trini unterstützen: Auch mit dem weiß-gelben oder gelben Gürtel wird eine (grundsätzliche) Erlaubnis gegeben, nämlich die, an offiziellen Turnieren teilzunehmen. Und ich sehe da schon die Möglichkeit, dass -wie beim Autofahren- auch eine Schutzfunktion dahinter steht, wenn man sagt: "Kinder unter einem gewissen Alter wollen wir auf Turnieren nicht sehen."
Natürlich gilt das nur für die Anfänge.
Generell muss man, um diesem Gürtelgedöns irgendwelche Bedeutung beizumessen, wohl von Kindesbeinen an Judoka sein und irgendwie Emotionen mit den Gürteln verknüpfen. Ich hab' das nie verstanden und bin weiterhin für den lila Einheitsgürtel mit silbernen Sternchen drauf. Vieles ist albern (etwa, wenn unsere hochgraduierten Ju-Jutsuka mit gelb-weiß anfangen), aber die Wichtigkeit des Themas wird sich mir nie erschließen.
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Re: Jeder legt sich die PO aus, wie er denkt

Beitrag von tutor! »

Syniad hat geschrieben:Wenn wir schon wild argumentieren, möchte ich Trini unterstützen: Auch mit dem weiß-gelben oder gelben Gürtel wird eine (grundsätzliche) Erlaubnis gegeben, nämlich die, an offiziellen Turnieren teilzunehmen. Und ich sehe da schon die Möglichkeit, dass -wie beim Autofahren- auch eine Schutzfunktion dahinter steht, wenn man sagt: "Kinder unter einem gewissen Alter wollen wir auf Turnieren nicht sehen."
Deswegen gibt es ja für die Turnierteilnahme auch Mindesalter..... dagegen habe ich ja gar nichts gesagt ;)
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kastow
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Re: Beliebigkeit der PO - Altersgrenzen

Beitrag von kastow »

Ich frage mich vor allem, warum gleich zwei zeitliche Sperren existieren: Vorbereitungszeit und Mindestalter. Meines Erachtens genügte eine Vorbereitungszeit. Diese könnte z.B. auf ein Jahr für Kinder U11, weiterhin sechs Monate für Kinder U14 und weiterhin drei Monate für Jugendliche und Erwachsene festgelegt werden (diese Zahlen dienen nur zur Verdeutlichung, daran bitte in der weiteren Diskussion nicht aufhängen). Dann müsste nur das Einstiegsalter für den Weißgelb-Gurt festlegt werden. Dazu wünsche ich mir noch einen einen Passus, dass eine Vorbereitungszeit auch dann als erfüllt gilt, wenn ihr eigentliches Ende in die Ferien fiele und die Prüfung bis zu drei Wochen vor diesen Ferien stattfindet. Eine solche Umsetzung genügte mir persönlich als "rheinische Lösung" ;)
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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