Lehr- und Prüfungswesen in Osteuropa

Hier geht es um Fragen und Inhalte zu den Kyu und Dan Prüfungen
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Holger König
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Lehr- und Prüfungswesen in Osteuropa

Beitrag von Holger König »

Wer kann mir Informationen zum Lehr- und Prüfungswesen in Osteuropa geben?
Mich interessiert, ob die offiziellen Lehrbücher in Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und den GUS-Staaten die gleichen Änderungen gegenüber der Gokyo enthalten, wie die in der DDR maßgeblichen Bücher von Horst Wolf.
Werden dort noch Prüfungen mit 5 Kyu-Graden durchgeführt bzw. welche der Staaten haben jetzt auch 8 Kyu-Grade mit Zwischengürteln?
tutor!
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Re: Lehr- und Prüfungswesen in Osteuropa

Beitrag von tutor! »

Prüfungen? Ein organisiertes Prüfungswesen? Ein organisiertes Lehrwesen, wie wir es kennen?

Ich schildere einmal die Situation in einem osteuropäischen Land, da es dort aber Bemühungen gibt, die Situation zu verändern und ich diese Bemühungen nicht torpedieren möchte, werde ich nicht sagen, um welches Land es sich handelt.

Kyu-Prüfungen gibt es gar nicht. Wenn ein Schüler nach Ansicht des Trainers weit genug ist, bekommt es den nächsten Gürtel. Die Anforderungen bestimmt der Trainer. Prüfungen werden nicht registriert.

Irgendwann läuft dann mal einer mit dem schwarzen Gürtel herum. Jüngst wurden Dan-Prüfungen eingeführt. Es gibt derzeit drei verscheidene Sorten von Schwarzgurten: Welche, die eine Prüfung abgelegt haben (welche auch immer, denn es existiert keine Dan-Prüfungsordnung), welche, die den Dan vom Verband verliehen bekommen haben, und solche, die ihn sich umgebunden haben (vielleicht auf Anstoß durch den Trainer).

Teile der Verbandsführung wollen ein geordnetes Prüfungswesen einführen - langsam aber sicher. Es gibt Schwarzgurte, die keinerlei Bestätigung oder Zertifikat über ihren Grad haben und dies aber wollen. Judopässe nach unserer Art existieren dort nicht. Es werden Urkunden für alles mögliche ausgestellt. Eine zentrale Registrierung gibt es m.W. nicht. Das ist aber auch nicht nötig, weil es auch keine Trainer-Lizenzen o.ä gibt. Stattdessen gibt es zweimal im Jahr mehrtägige nationale Trainerkonferenzen als Fortbildungen. Dort wurde jüngst auch Kata und Gokyo verstärkt in den Blick genommen (sogar ein wenig SV).

Verschiedene andere Debatten, wie wir sie hier haben, gibt es nicht. Es gab übrigens in der Vergangenheit immer wieder großartige Judoka aus diesem Land. Aber in Bezug auf Strukturen ist es im besten Sinne des Wortes ein Entwicklungsland. Allerdings holen sie sich know-how von außen ins Land hinein und werden sich entwickeln.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Holger König
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Re: Lehr- und Prüfungswesen in Osteuropa

Beitrag von Holger König »

Mich interessieren dabei auch veraltete (heute nicht mehr durchgesetzte) Prüfungsordnungen, die es in osteuropäischen Staaten evtl. vor 1990 gab. Damals dürfte dort, ähnlich wie in der DDR durchaus etwas mehr Ordnung geherrscht haben.
Kumamoto
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Re: Lehr- und Prüfungswesen in Osteuropa

Beitrag von Kumamoto »

mehr Ordnung als bei was?
Es muss ja in Osteuropa Graduierungen (ge)geben (haben), die in Deutschland und der restlichen Judowelt anerkannt werden, sonst gäbe es ja keine Starter aus Staaten der ehemaligen UdSSR in der Judo-Budesliga und bei internationalen Turnieren (z.B. auch Olympische Spielen).
tutor!
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Re: Lehr- und Prüfungswesen in Osteuropa

Beitrag von tutor! »

Der Verband hat halt ne Urkunde ausgestellt. Ich war mehrfach auf Turnieren im damaligen Ostblock und habe auch teilweise Einblicke in den Trainingsalltag bekommen. Nach meiner Wahrnehmung gab es schon Unterschiede zwischen den Ländern. So erschienen mir in Polen und der Tschechoslowakai (war damals ja noch zusammen) etwas "geregelter" als in Bulgarien oder in der UdSSR.

Dazu können aber sicherlich einige Übersiedler genaueres sagen.
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Holger König
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Re: Lehr- und Prüfungswesen in Osteuropa

Beitrag von Holger König »

Mich interessieren dabei vor allem zwei Dinge:

1. in welchen Ländern werden Techniken wie in den Horst-Wolf-Büchern (Prüfungsordnung in der DDR) ausgeführt.

2. wie viele Kyo-Grade (mit/ohne zweifarbige Zwischengürtel) werden vergeben bzw. ab wann wurde die Anzahl der Kyo-Grade von 5 auf 8 (jeweils ohne weiß gerechnet) erhöht.
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Re: Lehr- und Prüfungswesen in Osteuropa

Beitrag von tutor! »

Holger König hat geschrieben:1. in welchen Ländern werden Techniken wie in den Horst-Wolf-Büchern (Prüfungsordnung in der DDR) ausgeführt.
Die Beantwortung dieser Frage ist ausgesprochen schwierig, weil zu pauschal gestellt. Ich könnte jetzt mein Buch durchgehen und schauen, welche Techniken sich bei Horst Wolf abweichend vom Kodokan wiederfinden - nur diese dürften ja interessant sein. Bitte schreibe doch konkret auf, welche Techniken Dich interessieren - wo Du also Fragen hast oder Probleme siehst - und dann lassen sich vielleicht Antworten finden.
Holger König hat geschrieben:2. wie viele Kyo-Grade (mit/ohne zweifarbige Zwischengürtel) werden vergeben bzw. ab wann wurde die Anzahl der Kyo-Grade von 5 auf 8 (jeweils ohne weiß gerechnet) erhöht.
Die Erhöhung der Anzahl der Kyu-Grade ist nach bestem Wissen und Gewissen eine rein deutsche Angelegenheit, von der ich allerdings nicht weiß, ob es Nachahmer gegeben hat.

Vielleicht lässt Du uns mehr Informationen zukommen, wofür Du das alles brauchst und was Deine "Fragen hinter den Fragen" sind.

Ansonsten kannst Du ja die Homepages der jeweiligen Verbände absurfen - vielleicht mit Unterstützung von jemandem, der die Sprachen wenigstens rudimentär versteht.
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Michael Geiger
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Re: Lehr- und Prüfungswesen in Osteuropa

Beitrag von Michael Geiger »

Wir haben bei uns im Verein aktuell so einen Fall von russischen Graduierungen. Unser neuer hat vor 20 Jahren beim Militär Sambo gelernt. Von Zeit zu Zeit sind die zu Turnieren von benachbarten Judovereinen gegangen. Dort hat er mehrmals gegen Träger des 2. Dan gewonnen, worauf er den 3. verliehen bekommen hat. Dass es sowas wie Kata gibt, wusste er bis jetzt noch nicht, weshalb ihm die Graduierung vom DJB nicht anerkannt wird. Er hat die Graduierung in seinen Pass eingetragen bekommen, den hat er leider im Zuge seiner Übersiedlung verloren.
Zwischengürtel kannte er auf jeden Fall nicht.
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