Uchi Mata + Beinstellung Uke

Hier geht es um Techniken, deren Ausführung und Beschreibung
Uschi Martha
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Uchi Mata + Beinstellung Uke

Beitrag von Uschi Martha »

Hallo zusammen,

würde mich freuen, wenn mir jemand bei den folgenden Fragestellungen weiterhelfen könnte:

1. Mechanik Uchi Mata

Auch wenn ich den Wurf in meinen Nickname eingebaut habe, bin ich bezüglich der Wurfmechanik zunehmend unsicher. Hier mein Verständnis und meine Fragen.

Es gibt es zwei Varianten - eine als Hüftwurf und eine als Beintechnik (Ashi Uchi Mata).

Unterstellen wir eine Kampfsituation zweier Rechtskämpfer. Dann ist Toris rechtes Bein das Schwungbein. Beim Ashi Uchi Mata hebt Tori mit dem Schwungbein das linke Bein von Uke und dreht ihn dann mit Arm- und Rumpfeinsatz zu Boden. Habe auch schon Quellen gesehen, in denen Ukes linkes Bein nach außen (von Tori aus gesehen nach rechts) gezogen werden soll, um das Gleichgewicht zu brechen.

Die Hüftwurfvariante gibt mir Rätsel auf. Vielleicht habe ich das Grundprinzip auch nicht verstanden. Hüftwurf bedeutet für mich, dass Tori mit seinem Hinterteil direkt vor und etwas unter Ukes Becken gelangt. Durch das Abkippen (Po raus) bricht Tori Ukes Körpermitte und hebt ihn dann durch das Durchstrecken der Knie aus. O Goshi oder Koshi Guruma müssten so funktionieren.

Was bringt der Einsatz des Schwungbeines beim Uchi Mata? Beim Harai Goshi würde ich behaupten, dass Tori mit dem Schwungbein das Ausbrechen/Umlaufen des Wurfes verhindert. Ist das auch beim Uchi Mata auch eine Überlegung? Nach dem Motto, weicht Uke nach links aus, dann landet er zumindest im Ashi Uchi Mata, kann nicht so gut mit Tani Otoshi kontern. Nach der Logik müsste man immer direkt mit Harai angreifen (besserer Block) und landet dann je nach Gegnerreaktion u.U. im Uchi Mata oder Ashi Uchi Mata.

Soll Uke mit dem Schwungbein wirklich angehoben oder aufgeladen werden?

Bekommt man einfach mehr Schwung und Dynamik in den Wurf? Auf einem Bein kann man sich auch einfacher nach vorne beugen (Standwaage).

Habe den Eindruck, dass man beim Uchi Mata aufrechter bleibt als beim Koshi Guruma. Gleicht das Bein aus, dass man nicht so tief gebeugt ist?


2. Ukes vorderes Bein

Unterstellen wir wieder zwei Rechtskämpfer. Beide stehen sich in Schrittstellung gegenüber. Das rechte Bein ist vorne. Nun habe ich gelernt, dass man eben dieses rechte Bein des Gegners immer erst aus dem Weg bringen muss, bevor man eindreht/angreift? Warum eigentlich? Stimmt das so pauschal? Bei Hüftwürfen leuchtet mir das ein. Mann muss sich sonst viel weiter eindrehen. Auch kann sich Uke in Schrittstellung besser nach vorne und hinten abstützen.

Wie sieht es aber bei Tai Otoshi aus? Hier will man Ukes Gleichgewicht doch auf sein rechtes Bein bringen und ihn dann über dieses stürzen. Hüftkontakt ist nicht notwendig. O Soto Gari müsste doch auch sehr gut klappen. Das anzugreifende Bein ist weiter vorne. Mit Harai Goshi müsste man das rechte Bein auch umsäbeln können.

Habe gehört, Uke könnte besser mit der Hüfte blocken. Ist das wirklich so? Blockt man nicht mit der linken Seite der Hüfte und die ist doch in Schrittstellung sogar weiter hinten?

Besten Dank vorab für alle Hinweise!

Uschi
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nur_wazaari
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Re: Uchi Mata + Beinstellung Uke

Beitrag von nur_wazaari »

Da ich das so geschriebene Wort nicht in geistige Bilder transferieren kann, anbei nur ein paar allgemeine Erfahrungen:

1. Halte den Griff (welchen auch immer) in den Händen fest, im Oberkörper entspannt.
2. Bilde mit dem eigenen Körper eine dynamisch-stabile Achse: das heißt, passe Dich (ständig) der eigenen Konstitution, der Konstitution von Uke und der Reaktionen von Uke an.
3. Gib die Stabilität nie auf. Wie man diese erreicht - d.h. in die Position kommt und diese hält - kann sehr unterschiedlich sein.
4. Ziehe / Drücke / Schiebe / Kippe Uke über diese dynamisch-stabile Achse, je nach Situation, Art des Griffs usw.. Uke wird über den Griff geführt, die Ellenbogen bleiben beweglich.
5. Die Verlängerung der eigenen Körperachse (Wurfachse?) unterhalb des Schwerpunktes von Uke, mittig von "innen" und der dadurch einbeinige,
stabile Kontakt zum Boden gibt dem Wurf evtl. seinen Namen - ob es diesen treffend bezeichnet oder vice versa, kann ich nicht beurteilen. Es reicht, um sich zu verständigen.
6. Übe.
7. Übe weiter. Es nützt nichts, sich darin zu ergehen, welche Variante das jetzt angeblich sein soll oder wie welches Körperteil aus theoretischer (welcher?) Sicht positioniert sein müsste.
8. Übe, bis es für Dich mit deiner Konstitution und ggf. unter gesetzten Bedingungen funktioniert.
9. Bleibe geduldig.
10. Streite niemals mit Prüfern über Techniken, genauer: über Abbilder von Techniken. Die Prüfung geht vorbei, die Technik funktioniert trotzdessen.

PS: Eine Sportlerin, mit der ich zuvor nie gearbeitet habe, hat just letzte Woche die oben beschriebenen Probleme bei der Technik "Uchi-mata" durch ähnlich minimale Hinweise abstellen können. Die (Wettkampf)Technik funktioniert jetzt für sie.
.
Uschi Martha
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Re: Uchi Mata + Beinstellung Uke

Beitrag von Uschi Martha »

Hallo nur_wazaari,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort!

Den Hinweis mit der Achse finde ich interessant. Das ausgestreckte Bein, der stabile Rumpf und der Oberkörper bilden quasi eine "Kante" über die Uke geworfen wird. Wenn man das so sieht, ist es tatsächlich fast egal, wo man diese Achse ansetzt. Habe ich das so richtig verstanden?

Hast Du ggf. auch noch einen Hinweis zu meiner zweiten Frage (Fußstellung Uke)?

Grüße

Uschi
HBt.
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Bitte nicht, ...

Beitrag von HBt. »

Uschi Martha hat geschrieben:(...) Das anzugreifende Bein ist weiter vorne. Mit Harai Goshi müsste man das rechte Bein auch umsäbeln können.
bitte nicht "umsäbeln".

Lerne saubere, also korrekte Techniken -> später lernst Du sie auch sicher, und damit erfolgreich, anzuwenden. Die Unterscheidung zwischen Koshi-uchimata und Ashi-uchimata ist (in meinen Augen) signifikant. Es sind zwei unterschiedliche Würfe. Doch lass Dir diese zwei Würfe am besten von Deinem Trainer zeigen und erklären, eine Schablone finden wir in der Nage no kata.

Gruß,
HBt.
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Fritz
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Re: Uchi Mata + Beinstellung Uke

Beitrag von Fritz »

Uschi Martha hat geschrieben:
13.03.2023, 10:47
2. Ukes vorderes Bein
Hmm, sagen wir es so:
a)
Ein Uke, der nach vorn läuft und bspw. sein rechtes Bein gerade noch vorn absetzt, wird nur mit relativ großem Aufwand mit diesen Bein einen weiteren Schritt machen können.
Dieser Sachverhalt läßt sich für Techniken nutzen, welche Uke in Richtung seines vorderen Beines weiterführen.
Analoges gilt für den rückwärts gehenden Uke und natürlich auch für den in Seitwärtsbewegung.

b)
Ein Uke, der mit einem Bein vorn steht, ist in dieser Richtung kaum zu bewegen. Der steht da erstmal sehr stabil.
Allerdings ist er anfällig auf Kraftvektoren quer zur Verbindungslinie seiner Füße. Dieser Sachverhalt läßt sich für Techniken
nutzen, welchen Uke quer zu dieser Fußlinie angreifen.
Natürlich besteht da eine gewisse Chance, daß Uke durch
einen Schritt den anliegenden Kraftvektor neutralisieren kann. Was haben wir dann - richtig Bewegung und automatisch Fall a)
Natürlich besteht im Fall a) die Chance, daß Uke die Weiterführung seiner Bewegung noch rechtzeitig spürt und es schafft,
seine Bewegung abzustoppen - und wir landen - genau - wieder in Fall b)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt.
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In den seltenen Momenten,

Beitrag von HBt. »

in denen mir scheinbar eine Aktion perfekt gelungen ist, spürte ich so etwas wie anheben oder ausheben / aufladen nicht.
Uschi Martha hat geschrieben:Soll Uke mit dem Schwungbein wirklich angehoben oder aufgeladen werden?
Da mir in diesen Glücksmomenten keine der benannten Rückmeldungen untergekommen ist, muss mehr vorhanden sein als nur die schlichte Mechanik.

Das "Soll" ist somit ein Streitpunkt, den ich nicht beantworten kann. Irgendetwas hebt Uke schlussendlich an und reißt Ihn weg. Die Magie oder das Chi ?

;)

Gruß,
HBt.

Der perfekte Moment, wenn alles stimmt - wird meistens verpennt.
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nur_wazaari
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Re: Uchi Mata + Beinstellung Uke

Beitrag von nur_wazaari »

Uschi Martha hat geschrieben:
14.03.2023, 09:38
Den Hinweis mit der Achse finde ich interessant. Das ausgestreckte Bein, der stabile Rumpf und der Oberkörper bilden quasi eine "Kante" über die Uke geworfen wird. Wenn man das so sieht, ist es tatsächlich fast egal, wo man diese Achse ansetzt. Habe ich das so richtig verstanden?
Es ist nicht egal, wo und wie man sich dabei positioniert. Es hängt eben stark von den eigenen athletischen Fähigkeiten und der Konstellation, auch der Situation ab.

Dauert nur knapp 2 Minuten: https://www.youtube.com/watch?v=WHIhvxB_cLs

Wie Uchi-mata im Prinzip funktionieren kann, ist zum Beispiel gut über die Nage No Kata zu erlernen. Das betrifft auch die Fußstellung und durch die verschiedenen Schritte Tsukuri. Wie Uchi-mata aber dann im Randori und Shiai funktionieren kann, zumindest als das, was oft als Uchi-mata bezeichnet wird, steht auf einem anderen Blatt.

In meinen Augen ist der allerwichtigste Punkt bei dieser Technik die eigene Stabilität, im übrigen auch die von Uke - und zwar im doppelten Sinne. Stabilität meint hier: halten der eigenen- und erfühlen der gegenüberliegenden Balance, sowohl vor dem Ansetzen der Technik als auch bei der - im Anwendungsfall oftmals nicht direkten - Ausführung.

Uchi-mata wird oft als eine normal zu erlernende, aber schwierig zu perfektionierende Technik bezeichnet. Dafür lassen sich meiner Erfahrung nach mit dieser Technik und ihren Varianten, Kombinationen etc. viele Situationen und (Gegner)Aufgaben lösen.
.
HBt.
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Kodokan und die Akademie

Beitrag von HBt. »

https://youtu.be/iUpSu5J-bgw
Wichtig ist ein Uke, der mindestens 20kg leichter ist als Tori.

Oder:

Y. Yamashita
https://youtu.be/kSeqnTIR1e8

T. Hirano wirf M. Ohgo
https://youtu.be/QGz6l1HQYA8
...

aus der Nage no kata,
https://youtu.be/-BqTgQaAgy0
schöner geht es kaum noch (ein willkürliches Beispiel).
Uschi Martha
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Re: Uchi Mata + Beinstellung Uke

Beitrag von Uschi Martha »

Vielen Dank, Leute! Werde das alles studieren!
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nur_wazaari
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Re: Kodokan und die Akademie

Beitrag von nur_wazaari »

HBt. hat geschrieben:
16.03.2023, 15:08
https://youtu.be/iUpSu5J-bgw
Wichtig ist ein Uke, der mindestens 20kg leichter ist als Tori.

Oder:

Y. Yamashita
https://youtu.be/kSeqnTIR1e8

T. Hirano wirf M. Ohgo
https://youtu.be/QGz6l1HQYA8
...

aus der Nage no kata,
https://youtu.be/-BqTgQaAgy0
schöner geht es kaum noch (ein willkürliches Beispiel).
Über das oberste Beispiel braucht man nicht viel zu sagen, diese Technikreihe haben wir ja schon ein wenig analysiert hier im Forum...

Den Effekt der augenscheinlich eingesprungenen Variante (ich meine allerdings, dass es kein echter Sprung, sondern eher ein Gleiten ist) von T. Hirano wird meines Erachtens oft vernachlässigt, mal davon abgesehen, dass die Variante an sich kaum jemandem bekannt sein dürfte. Das "einspringende" und schließlich stehende Bein scheint nicht allein dem Stand, sondern dem Umleiten der Energie zu dienen, die aus dem Boden und Ukes Reaktion zurück in den Körper (die "Achse") geht und damit auch in dessen Bewegung umgesetzt werden kann. Diese Energie würde dann also für Tsukuri nutzbar sein (der Niederwurf ist ja nur eine Art logische Folge eines erfolgreichen Tsukuri). Erzeugt man diesen Eingangsimpuls nicht, d.h. holt man sich die Energie nicht aus dem Boden zurück, wird man nicht genug Energie erzeugen (Kraft umleiten) können, um den Wurf passabel auszuführen.*

Die Geschwindigkeit der Bewegung dürfte ebenfalls entscheidenen Einfluss haben. Man kann den Effekt vielleicht ebenso erzeugen, wenn man das stehende Bein bewusst stabiler aufsetzt, eine schnelle Drehung vollzieht und zu keinem Zeitpunkt der Technikausführung verharrt, d.h. Kuzushi aufrecht erhält. Was man bei effizientem Einsatz der so mit "Energie geladenen" Körperachse dann aber sicher nicht braucht, ist ein übermäßig kräftiges Kuzushi (schön in den Kata-Demonstrationen zu sehen), dass gleichwohl präzise sein muss - insbesondere die Hände und Ellenbogen sehe ich oft in ungünstiger Position dafür platziert.

*Ich habe nicht viel Ahnung von Physik, deshalb kann ich das nur umgangssprachlich ausdrücken.
.
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Fritz
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Re: Uchi Mata + Beinstellung Uke

Beitrag von Fritz »

nur_wazaari hat geschrieben:
16.03.2023, 21:59
Den Effekt der augenscheinlich eingesprungenen Variante (ich meine allerdings, dass es kein echter Sprung, sondern eher ein Gleiten ist) von T. Hirano wird meines Erachtens oft vernachlässigt, mal davon abgesehen, dass die Variante an sich kaum jemandem bekannt sein dürfte. Das "einspringende" und schließlich stehende Bein scheint nicht allein dem Stand, sondern dem Umleiten der Energie zu dienen, die aus dem Boden und Ukes Reaktion zurück in den Körper (die "Achse") geht und damit auch in dessen Bewegung umgesetzt werden kann. Diese Energie würde dann also für Tsukuri nutzbar sein (der Niederwurf ist ja nur eine Art logische Folge eines erfolgreichen Tsukuri). Erzeugt man diesen Eingangsimpuls nicht, d.h. holt man sich die Energie nicht aus dem Boden zurück, wird man nicht genug Energie erzeugen (Kraft umleiten) können, um den Wurf passabel auszuführen.*
Auf welche der eingesprungenen Varianten beziehst Du Dich?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Uchi Mata + Beinstellung Uke

Beitrag von nur_wazaari »

Fritz hat geschrieben:
16.03.2023, 22:33
Auf welche der eingesprungenen Varianten beziehst Du Dich?
Auf das, was in diesem zitierten Video zu sehen ist:
HBt. hat geschrieben:
16.03.2023, 15:08
T. Hirano wirf M. Ohgo
https://youtu.be/QGz6l1HQYA8
Dort werden mehrere Varianten gezeigt, inklusive einer schrittweisen Herleitung, verschiedener Ansätze und Eingänge.
.
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Fritz
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Re: Uchi Mata + Beinstellung Uke

Beitrag von Fritz »

nur_wazaari hat geschrieben:
17.03.2023, 10:47
Dort werden mehrere Varianten gezeigt, inklusive einer schrittweisen Herleitung, verschiedener Ansätze und Eingänge.
Ja das ist mir klar, nur weil Du geschrieben hattest:
mal davon abgesehen, dass die Variante an sich kaum jemandem bekannt sein dürfte.
dachte ich, daß Du Dich über eine bestimmte Variante von T. Hirano austauschen wolltest ...
:eusa_think
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Uchi Mata + Beinstellung Uke

Beitrag von nur_wazaari »

Fritz hat geschrieben:
17.03.2023, 22:01
...dachte ich, daß Du Dich über eine bestimmte Variante von T. Hirano austauschen wolltest ...
Mein Fehler: Ich bezog mich auf die Variante ab Minute 1:20 im Video. Interessant finde ich aber alle Varianten.
.
HBt.
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Interessant

Beitrag von HBt. »

Du kanntest dieses Setup (ab 1min20sek) und die gesprungene Ausführung noch nicht ;-). Ab 1min30sek wirft Tokio Hirano Wolfgang Hofmann, nicht mehr Mahito Ohgo.

Die alten Filmaufnahmen sind immer wieder interessant und lehrreich.

#
Zum Vergleich, ein Schnipsel von K. Mifune:
https://youtu.be/vZz17C5AiBM

Ganz nebenbei bemerkt:
Uschi Martha hat geschrieben:Die Hüftwurfvariante gibt mir Rätsel auf. Vielleicht habe ich das Grundprinzip auch nicht verstanden. Hüftwurf bedeutet für mich, dass Tori mit seinem Hinterteil direkt vor und etwas unter Ukes Becken gelangt. Durch das Abkippen (Po raus) bricht Tori Ukes Körpermitte und hebt ihn dann durch das Durchstrecken der Knie aus. O Goshi oder Koshi Guruma müssten so funktionieren.
vielleicht existiert gar kein Uchimata, der als Koshiwaza zu klassifizieren wäre, vielleicht?!

Die Definition für einen Uchimata ist eindeutig und man kann sie nachlesen, als Ausführungsbeschreibung im Buch "Kodokan Judo" (ISBN 978-3-922006-25-1).

Uschi Martha könnte sich eine Kriterienliste erstellen, die für einen perfekten Uchimata -in ihren Augen- zu erfüllen sind /ist. Mit diesem inneren Bild geht es dann an die Arbeit, ein inneres Lächeln auf dem Gesicht.

Gruß,
HBt.
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Re: Interessant

Beitrag von nur_wazaari »

HBt. hat geschrieben:
18.03.2023, 09:44
Du kanntest dieses Setup (ab 1min20sek) und die gesprungene Ausführung noch nicht...
Schon, wenn man das so flapsig schreiben kann. Allerdings habe ich diese Techniken innerhalb dieser Reihe so noch nicht studiert. Ich kann mir als Normalbegabter und aus weiteren fadenscheinigen Gründen nur Fragmente heraussuchen und diese dann für mein eigenes Profil adaptieren, so gut, so schlecht es geht. Gebracht hat es was und die eingesprungene Variante ist nicht meine Lieblingsvariante, sie wird aber oft geübt, praktiziert, angewendet - natürlich nicht so, wie gezeigt und auch sicher nicht durch Kenner instruiert. Das weiter auszuführen, geht aber vom Faden weg.

Ich weiß, dass es wenige gewisse Personen gibt, die diese Reihen in der Linie nach Hirano mal unterrichtet haben. Ich habe aus nicht näher zu nennenden Gründen nicht mit (manche sagen: unter) jenen trainieren können, sehr wohl aber mit den Schülern (die auch bei und mit mir trainiert haben).
HBt. hat geschrieben:
18.03.2023, 09:44
Die Definition für einen Uchimata ist eindeutig und man kann sie nachlesen, als Ausführungsbeschreibung im Buch "Kodokan Judo" (ISBN 978-3-922006-25-1).
S. 75, Gokyo no waza: 2. Gruppe

Uchi-mata (Innerer Schenkelwurf)

"Nachdem Tori das Gleichgewicht seines Partners, von diesen aus gesehen, nach vorne oder nach vorne rechts gebrochen hat, fegt Tori von innen mit der Rückseite seines rechten Schenkels die Innenseite von Ukes linkem Schenkel. Tori führt den Wurf genau in diesem Moment aus, in dem sich Ukes Gleichgewicht auf dessen linken Fuß verlagert. In dem Fall, dass Tori seinen linken Fuß zwischen Ukes Beine stellt, sollte dieser Fuß in die gleiche Richtung zeigen wie Ukes rechter Fuß."

Die Nummer beziehen sich auf die Abbildungen im Buch:

127. Tori und Uke beginnen in der rechten Grundstellung, wobei Tori die rechte Hand etwas höher hält als gewöhnlich.
128. Tori zieht mit der rechten Hand, und sobald Uke anfängt mit dem linken Fuß nach vorne zu kommen, bewegt Tori seinen linken Fuß nach links vorne und macht mit dem rechten Fuß einen kleinen Schritt zurück.
129. Tori zieht Uke mit seiner rechten Hand in einer großen kreisförmigen Bewegung nach rechts hinten. Uke setzt daraufhin seinen linken Fuß nach links vorne und beugt sich etwas ab. Kurz bevor Uke den linken Fuß auf die Matte aufsetzt, geht Tori mit seinem linken Fuß etwas weiter hinein.
130-131. Tori fegt seinen rechten Schenkel hoch gegen Ukes linken inneren Schenkel.
132-133. Tori zieht mit seiner linken Hand nach links und drückt mit seiner rechten Hand in die gleiche Richtung.
134-135. Das nach oben fegende Bein hebt Uke an, während die Aktion der Hände Uke dazu zwingt, nach vorne überzurollen und auf dem Rücken zu landen."
HBt. hat geschrieben:
18.03.2023, 09:44
Uschi Martha könnte sich eine Kriterienliste erstellen, die für einen perfekten Uchimata -in ihren Augen- zu erfüllen sind /ist. Mit diesem inneren Bild geht es dann an die Arbeit, ein inneres Lächeln auf dem Gesicht.
Ein inneres Lächeln im Wortsinne auf dem Gesicht zu tragen, dürfte eine Herausforderung sein.

Letztlich habe ich auch bei der zitierten Beschreibung einige Fragen, die mehrere mögliche Antworten evozieren: Was ist die gewöhnliche Handhaltung (aus heutiger Perspektive)? Was bedeutet Fegen im Sinne dieser Technik(reihe)? Natürlich habe ich irgendwelche Vorstellungen davon, die sicher auch nicht immer hilfreich sind. Allerdings bietet die Literatur, auch das zitierte Buch, sicher Antworten auch auf diese Fragen.
.
HBt.
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Das innere Lächeln

Beitrag von HBt. »

nur_wazaari hat geschrieben:Ein inneres Lächeln im Wortsinne auf dem Gesicht zu tragen, dürfte eine Herausforderung sein.
Ebenso wie im Herzen, deshalb formuliere ich um: "Alles mit einem inneren Lächeln".
Letztlich habe ich auch bei der zitierten Beschreibung einige Fragen, die mehrere mögliche Antworten evozieren:

Was ist die gewöhnliche Handhaltung (aus heutiger Perspektive)?

Was bedeutet Fegen im Sinne dieser Technik(reihe)?

Natürlich habe ich irgendwelche Vorstellungen davon, die sicher auch nicht immer hilfreich sind. Allerdings bietet die Literatur, auch das zitierte Buch, sicher Antworten auch auf diese Fragen.
Ganz sicher sogar. Auch Deine Vorstellung wird korrekt sein - und damit ist sie dann auch hilfreich, wenn man /Du diese Hilfe auch annimmt. Leider können wir die höchste Instanz in allen Judobelangen nicht befragen, deshalb bleiben Zweifel übrig - immer. Immer wieder keimen Zweifel auf, ganz genauso wie bei der Gottesfrage.

:cry: ;)

In diesem Faden ist bestimmt bereits alles zum Uchimata gesagt worden und Uschi Martha in ihrer situationsbezogenen Analyse einen großen Schritt vorangeschritten, auch wenn wir Uschis Fragen nicht mit einfachen Jas und Neins beantwortet haben.

Gruß,
HBt.
HBt.
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Jetzt habe ich eine Frage, ...

Beitrag von HBt. »

sie poppt mir justament ins Hirn:
  • Ist unser Bein, das Spielbein, nicht oftmals im Weg - Uke muss doch über diese Stange rotieren können ?
  • Nach dem Abheben (und Rotieren) wäre es bestimmt (grundsätzlich) besser, wenn Tori sich in Luft auflöst und verduftet(?).
  • Vollführt Uke eigentlich einen Straddel?
(Ja) Nein (ja, nein ...) ,
denn die Stange fegt im Idealfall - wenigstens im Modell, siehe Nage no kata.

Und die Stange darf selbstverständlich nicht knicken oder sich gar biegen, völlig unabhängig von den zwei Extremen Koshi-Uchimata & Ashi-Uchimata.

#
Das Achsen- o. Stangen-Modell von Nur_Wazaari denkt anders, modern formuliert ;-).

Gruß,
HBt.

Der richtige Ort zur Klärung aller Fragen ist das Labor, die Sporthalle - Videoaufnahmen aus unterschiedlichsten Perspektiven /Blickwinkeln sind ebenfalls äußerst hilfreich.

Bem.:
Uchimata ist eindeutig als Ashiwaza klassifiziert und nicht als Koshiwaza - und so sollte man diesen Container auch initial betrachten, als Lehrpersonal und als Schüler. Klassifizierungen sind allerdings nicht unumstößlich; dass einfachste Mittel ist eine Liste, durchnummeriert.
HBt.
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Uchi Mata + die Stellungen

Beitrag von HBt. »

Eindeutig:
https://youtu.be/ii96nwW1gFM
https://youtu.be/d-o3uzfj2aQ?t=235

Anhand dieses Bildes kann jeder Judoka selbst vergleichend studieren, analysieren ... YOUTUBE ist angefüllt mit Material (mit Müll), es findet sich immer sofort der gröbste Unfug zu jedem Thema. Wenn zum Beispiel das Reck in den Turner knallt, war bestimmt irgendwo etwas suboptimal und wurde (infolgedessen) alternativ gelöst - Ippon! Meistens hakt sich ja die Reckstange zusätzlich ein, so verhakt, reißen sich Tori & Uke dann gegenseitig um - Ippon!

Okuriashiharai und Uchimata bilden ein Paar innerhalb der Ashiwaza-Gruppierung der Nage no kata, Anfang und Ende, jeweils fegend. Innerhalb der Gokyo no waza (5* (2*4) ungleich 42) ist das ganz ähnlich, dazwischen hängt nur der Taiotoshi und der Haraigoshi.

Bzgl. der methodischen Reihung nach T. Hirano (bzw. F. Thiele -> T. Kohlrausch) sollte man Thomas Kohlrausch (geb. Herold) befragen, wenn einen die grundsätzliche Vermittlungsmethodik interessiert; Reihen, die klug aufeinander aufbauen.

Judo ist sehr vielseitig,
HBt.
HBt.
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Wann kann man sein Vorhaben in die Tonne treten?

Beitrag von HBt. »

Wenn Uke ganz entspannt
a) quer
b) längs
über der Reckstange hängt. Wie ein Baby oder ein Faultier.

Benötigt wird Körperspannung! Ist Uke (entsprechend) gut konditioniert, dann klappt es - d.h., jetzt kann man die eigentliche Wurftechnik (mit ihren erfüllten Prinzipien) erlernen. Im Randori anwenden folgt als nächste Herausforderung.


Lesetipp:
Ohgo, Kudo, Okano, Inokuma ... Klocke, u.v.a. .
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