Kampfbeginn/ Bewegungsrichtung

Hier geht es um Techniken, deren Ausführung und Beschreibung
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Uschi Martha
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Kampfbeginn/ Bewegungsrichtung

Beitrag von Uschi Martha »

Ich habe zwei Fragen an die Könner unter Euch. Wahrscheinlich handelt es sich um eine klassische Situation:

Ich war neulich mit unserem Verein bei einem Jugendwettkampf (U13). Eine Gewichtsklasse habe ich mir genauer angesehen. Seitdem diskutiere ich mit einem anderen Vater über unsere Eindrücke. Es hat eine Junge gekämpft, der relativ groß war und entsprechend lange Arme hatte. Er war technisch nicht unbedingt besser als die anderen, hat aber die meisten Gegner völlig aus dem Konzept gebracht, indem er zu Beginn jedes Austauschs einfach frontal auf die Gegner losgestürmt ist. Aufgrund seiner Größe konnte er sofort seinen Griff setzen und kam oft auch direkt mit einem Wurf durch. Manchmal hat er sie auch einfach überrannt. Galt auch für unsere Athleten.

Nun kennt man solche Kampfbeginne ("Rammbock von beiden Seiten") aus den ganz jungen Altersklassen. Seine Gegner waren jedoch in den anderen Kämpfen um einen ordentlichen Griffkampf bemüht, sind aber gegen ihn durch die Bank überhaupt nicht klargekommen. Wir haben dann auf der Tribüne diskutiert, was man den Kids raten sollte. Eigentlich muss man doch "nur" sein Momentum ausnutzen und ihn "off the grip" in Laufrichtung werfen. Was bietet sich da für ein Wurf an, wenn man die langen Arme noch berücksichtigt? Eher so etwas wie Hiza Guruma oder Hüftwürfe. Die Kämpfe waren übrigens nahezu alle in gleicher Auslage (rechts).

Dann kamen wir noch zu dem Punkt, dass es doch sinnig wäre, gar nicht erst in diese "Rammbock-Situation" zu gehen, wenn man körperlich unterlegen ist. Warum nicht auf der Matte aus der Schussbahn herauskreisen? Hier aber nun die zweite Frage. In welche Richtung weicht man aus? In keinem Fall will man sich in den Wurf des Gegners reindrehen. Jetzt könnte man sagen, wenn man sich im Uhrzeigersinn bewegt, dann läuft man quasi in den Hubarm des Gegners, sobald die Griffe gesetzt werden. Bewegt man sich im Gegenuhrzeigersinn, dann bewegt man sich weg vom Hubarm, läuft aber in die Richtung, in die der Gegner einen werfen will. Was ist jetzt richtig?

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Fritz
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Re: Kampfbeginn/ Bewegungsrichtung

Beitrag von Fritz »

Uschi Martha hat geschrieben: 17.10.2022, 13:55Seine Gegner waren jedoch in den anderen Kämpfen um einen ordentlichen Griffkampf bemüht, sind aber gegen ihn durch die Bank überhaupt nicht klargekommen.
Tja, da sind sie Opfer einer weitverbreiteten Lehre der Kampfstrategie geworden, welche in etwa so geht: Hajime, dominanten Griff suchen u. gegnerischen Griff verhindern, Gegner mit dem Griff in irgendeine Situation zwingen und dann
eine der zwei, drei gut gedrillten Spezialtechniken zur Anwendung bringen ...

Offenbar hat es der große Junge geschafft durch sein Überrennen, diese Strategie empfindlich zu stören und ist dadurch zum Erfolg gekommen.

Die Antwort auf die Frage "Was tun?" hast Du ja schon selbst geliefert, letztlich läuft es auf "Judo" hinaus ;-) Also Ausweichen, Bewegungsübernahme und Werfen.
Die Richtung des Ausweichens ist erstmal egal, es gibt für beide Richtungen geeignete Würfe, nur von dem Gedanken, daß es einen Wurf gäbe, der sich anböte,
sollte man sich lösen, es handelt sich ja um hochgradig dynamischen Situationen und auch beim Angreifer sind lange Arme ja nur eine Komponente ...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Holger König
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Re: Kampfbeginn/ Bewegungsrichtung

Beitrag von Holger König »

In die vorgehenden Arme hineingreifen. Entweder beide Arme greifen oder einen Arm greifen, den anderen wegdrücken und Seionage werfen. Aber um eine solche Taktik zu trainieren, müßte man einen Doppelgänger haben, wenn man seine Wettkampfteilnehmer auf einen bestimmten Gegner vorbereiten will.
Uschi Martha
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Re: Kampfbeginn/ Bewegungsrichtung

Beitrag von Uschi Martha »

Vielen Dank für Eure Hinweise.

Mit dem Kreisen bin ich gedanklich noch nicht durch. Muss man hier differenzieren zwischen dem Zeitpunkt bevor der Griff gesetzt wird (a) und dem Zeitpunkt nachdem der Griff gesetzt wurde (b)? Zugegeben, ich komme etwas von der ursprünglichen Frage ab.

Was ich bei öfter gesehen habe ist, dass bei Rechts gegen Rechts zuerst im Uhrzeigersinn (a) und danach gegen den Uhrzeigersinn (b) rotiert wurde - gerade wenn ein Hüftwurf angesetzt werden soll. Der erste Austausch in diesem Kampf ist ein Beispiel hierfür (Abe):

https://www.youtube.com/watch?v=FUm1HA8IpwY

Das Verhalten von (a) sieht man oft. Ist die Bewegungsrichtung hier wirklich beliebig, weil sich die Kämpfer nur irgendwie kreisend nähern wollen, ohne frontal aufeinander zu laufen? Oder macht die Richtung aus irgendwelchen Gründen Sinn?

Das Verhalten von (b) hat m.E. mit der konkreten Situation zu tun. Hier muss Buchard nach dem Griff doch gegen den Uhrzeigersinn ausweichen, oder? Ansonsten liefe sie in den Wurf.

Zu meinem Ursprungsthema zurück: Der besagte Kämpfer hat tatsächlich viel mit Hüftwürfen gearbeitet, wenn er nicht direkt mit O-Soto-Gari überrannt hat. Angenommen, unsere Kids bekommen die Seoi-Nage-Lösung nicht sofort hin. Wäre es dann rein von der Bewegung her eine Strategie, vor dem Griff zuerst im Uhrzeigersinn aus der Schusslinie zu kreisen. Wenn der Junge doch mit seinem Griff durchkommt, dann in die andere Richtung kreisen, um dem Hüftwurf zu entgehen. Würde den Kampf vielleicht erst einmal beruhigen und man bereitet einen eigenen Hüftwurf ggf. vor.
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