Das würde ich nicht schlussfolgern. Im Vorwort des Buches steht ja ausdrücklich dass etablierte deutsche Bezeichnungen übernommen und nicht unbedingt übersetzt wurde. Außerdem halte ich es durchaus für denkbar, dass jemandem die Genese der Bezeichnung geläufig sein kann, ohne deshalb eine griffige und sinngetreue Übersetzung ins Deutsche parat zu haben.Fritz hat geschrieben:Heißt das mit anderen Worten, auch der Übersetzer hatte da keine Idee, wieso dort noch das Wort "Okuri" in
der japanischen Benennung vorkommt?
Es hat ja bekanntlich am Kodokan auch eine Arbeitsgruppe gegeben, die die Bezeichnungen der Katame-waza überarbeitet hat. Dort wird man sich sicherlich genau über diese Frage Gedanken gemacht haben. Ich gehe derzeit davon aus, dass es wie bei den Wurftechniken auch das Bestreben gab, neue Techniken wann immer es möglich ist, bekannten Techniken als Varianten zuzuordnen und dass dabei auch Varianten zugeordnet wurden, die im ursprünglichen Sinn nicht zum Namen gepasst hätten, aber dennoch eine so große Ähnlichkeit hatten, dass sie als Variante von Okuri-eri-jime angesehen und nicht mit eigenem Namen offiziell anerkannt wurden.
Im Fall von Okuri-eri-jime geht es darum, dass Tori von hinten her kommend gleichzeitig vorne mit dem Kragen am Hals und hinten am Nacken Druck ausübt. Bildlich wird also der "hintere" Hals (Nacken) zum "vorderen" Hals "geschickt" - oder umgekehrt, ganz wie man es betrachten will.
Die Varianten, wie das realisiert wird, sind vielfältig. Klassisch, indem mit einer Kragenseite gewürgt, die andere stramm nach unten gezogen und so Druck gegen den Nacken aufgebaut wird. Bei der Kingston-Rolle ist der Unterarm der würgenden Hand im Nacken, beim Koshi-jime belastet die Hüfte den Nacken. Aber stets wird vorne mit dem Kragen gewürgt und von hinten nachgedrückt.
Ich muss aber an der Stelle einschränkend sagen, dass ich mir bei dieser Erklärung zwar ziemlich, aber nicht vollends sicher bin.
Eine vernünftige deutsche Übersetzung fällt mir dazu aber auch nicht ein - wie überhaupt deutsche Übersetzungen oft mehr Verwirrung als Aufklärung schaffen.