Tsuri-goshi, O-tsuri-goshi, Ko-tsuri-goshi, Obi-tori

[MichaL]

Habe diese Techniken schon lange drauf, allerdings habe ich keine Literatur. Komme jetzt in Erklärungsnot. Kann mir jemand helfen?

[kastow]

Zum einem empfiehlt sich das Buch Wurftechniken des Kodokan Judo Band 1: Te-waza / Koshi-waza, das auch als Referenz für Dan-Prüfungen gilt.

Alternativ folgendes Kôdôkan-Lehrvideo: http://www.youtube.com/watch?v=hzBsKtf87cY

[HBt.]

Habe diese Techniken schon lange drauf, allerdings habe ich keine Literatur. Komme jetzt in Erklärungsnot. Kann mir jemand helfen?

Hi Micha L,
da Du die 'Dinger' ja richtig gut drauf hast, verstehe ich deine Frage nicht. Inwiefern äußert sich denn deine Erklärungsnot?

Obitori-xyz???
Meinst Du Obi-tori-gaeshi
oder denkst Du an Hintergrundinformationen zur Ju-no-kata?

Mmmmh, möglicherweise kannst Du deinem Notstand durch folgende Lektüre beikommen:

Kyuzo Mifune
The Canon of Judo
ISBN 4-7700-2979-9

Siehe http://www.kodansha-intl.com/categories/judo/

Gruß
Helge

[derLichtschalter]

Obitori-xyz???
Meinst Du Obi-tori-gaeshi
oder denkst Du an Hintergrundinformationen zur Ju-no-kata?

Ich könnte mir - ausgehend von der Fragestellung - vorstellen, dass er die Tsuri-Goshi-Variation meint, bei der man vorne am Bauch des Uke in den Gürtel greift.

[judoka50]

Die von Dir angesprochene Variante ist möglicherweise Obi-Otoshi.
Tori ergreift dabei mit seiner rechten Hand vorne von unten in Ukes Gürtel.
Der Rest ist dann, ohne großartig auf weitere Unterschiede einzugehen, sehr nahe am Sukui-Nage angesiedelt.
http://www.nwdk.de/kreise/hamm-unna/ani ... otoshi.JPG

[derLichtschalter]

Die von Dir angesprochene Variante ist möglicherweise Obi-Otoshi.

Nein, Obi-Otoshi ist mir zwar auch bekannt, aber darauf wollte ich nicht hinaus, das ist immerhin ein gänzlich anderes Wurfprinzip. Ich meinte tatsächlich eine Variation von Tsuri-Goshi (also trotz der Variation immer noch eine Hüfttechnik), bei der man vorne in Ukes Gürtel greift. Gezeigt wird das bspw. hier in dem Video, das auch kastow schon verlinkt hat (sollte automatisch an der von mir gewählten Stelle starten, wenn nicht, ca. ab 4:05). Ich glaubte, in Erinnerung zu haben, dass auch Toshiro Daigo in seinen Büchern davon spricht, und ich habe mich nicht getäuscht, auch wenn ich die Stelle erst auf den zweiten Blick wiedergefunden habe:

Tori muss nicht zwangsläufig hinten in Ukes Gürtel greifen, sondern kann auch an der Seite (Abb. 8) oder vorne (Abb. 9) den Gürtel fassen und dann Tsuri-goshi ausführen (Abb. 10).

"Wurftechniken des Kodokan Judo" von Toshiro Daigo, Band 1: Te-waza/Koshi-waza, Seite 225

[tutor!]

Diese Variante wird manchmal auch als "Obi-goshi" bezeichnet.

Einen "Obi-tori" als Wurftechnik habe ich jedenfalls noch nicht gehört. Obi-tori ist allerdings - wie Hbt. schreibt eine Technik in der Ju-no-Kata, bei der die Angriffe von Uke, in diesem Fall "den Gürtel greifen" benannt sind und nicht die Kontrolltechniken von Tori (in diesem Fall endet es in Uki/O-goshi).

[Deshi]

Obi-Tori-Gaeshi ist eine andere Bezeichnung für Hikomi Gaeshi (eigentlich Hikikomi Gaeshi), die man z.B. bei Kimura findet.
Es handelt sich dabei um eine Technik bei der man dem weit vorgebeugten Uke über den Rücken in den Gürtel greift.
Gleichzeitig wird mit der anderen Hand unter der Achselhöhle Ukes hindurchgefasst. Von da aus gibt es verschiedene
Varianten der Wurfausführung (siehe z.B. Horst Wolf, Judo für Fortgeschrittene).

Die Techniken O-Tsuri-Goshi und Ko-Tsuri-Goshi sind von Kyuzo Mifune verwendete Bezeichner für Varianten des
Tsuri Goshi. Dies ist Beginn des Buches "The Canon of Judo" in einer Namenstabelle ersichtlich. Offenbar hat der
gute Mifune eine ganze Reihe Techniken erfunden/benannt, für die der Kodokan so keine eigene Bezeichnung hat.

[tutor!]

Die Techniken O-Tsuri-Goshi und Ko-Tsuri-Goshi sind von Kyuzo Mifune verwendete Bezeichner für Varianten des
Tsuri Goshi. Dies ist Beginn des Buches "The Canon of Judo" in einer Namenstabelle ersichtlich.

Beide Bezeichnungen werden auch vom Kodokan als Spezifizierung der Varianten verwendet - nur eben nicht in der Liste der "festgelegten" Namen aufgeführt.

Offenbar hat der gute Mifune eine ganze Reihe Techniken erfunden/benannt, für die der Kodokan so keine eigene Bezeichnung hat.

Ja und nein. Die Kriterien, nach denen der Kodokan bei der Festlegung von "offiziellen" Namen vorgegangen ist - es gab dazu ja von 1954 bis 1982 eine Arbeitsgruppe - sind grundsätzlich bekannt. Man entschied sich dazu, eher zurückhaltend mit der Vergabe neuer Namen zu sein, so dass man "neue" Techniken den bestehenden zuordnete, wo dies sinnvoll erschien. Darunter fallen auch auch viele Techniken, die von Mifune entwickelt wurden und für die er Namen verwendete.

Obi-Tori-Gaeshi ist eine andere Bezeichnung für Hikomi Gaeshi (eigentlich Hikikomi Gaeshi), die man z.B. bei Kimura findet.

Das ist ein Beispiel für ein derartiges Vorgehen.

[blackbelt]

"Grosse Judo-Wurfschule"
ISBN3 548 27620 2

Oder das Buch "Judo" aus DDR Zeiten...da hab ich aber grad keine Nummer zur Hand...gibts vielleicht noch bei eby oder Amazon

blackbelt

[Deshi]

... Die Kriterien, nach denen der Kodokan bei der Festlegung von "offiziellen" Namen vorgegangen ist - es gab dazu ja von 1954 bis 1982 eine Arbeitsgruppe - sind grundsätzlich bekannt. Man entschied sich dazu, eher zurückhaltend mit der Vergabe neuer Namen zu sein, so dass man "neue" Techniken den bestehenden zuordnete, wo dies sinnvoll erschien. Darunter fallen auch auch viele Techniken, die von Mifune entwickelt wurden und für die er Namen verwendete.

Danke für die Erklärung. Ich lese mit in letzter Zeit verstärkt in Judo-Literatur hinein und die teilweise stark abweichenden
Namen vieler Techniken, haben mir schon eine Menge Kopfzerbrechen bereitet. Während ich die klare Strukturierung
des Kodokan begrüße, fällt aber auch auf, dass es schwierig ist, sich mit anderen Judoka über spezielle Varianten zu unterhalten,
wenn man keinen Namen dafür hat.