Fallschule vorwärts

Hier geht es um Techniken, deren Ausführung und Beschreibung
Reaktivator
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von Reaktivator »

Fritz hat geschrieben:@Reaktivator: Danke für diesen aufschlußreichen Blick in die Primär-Quelle.

Gibt es eigentlich von diesem Jūdō kyōhon schon eine deutschsprachige Ausgabe?
Nein, gibt es nicht.
Fritz hat geschrieben:Oder weiß jemand, ob eine geplant ist?
Meiner Einschätzung nach eigentlich sehr unwahrscheinlich, aber für die Zukunft vielleicht auch nicht ganz auszuschließen - es tut sich ja in dem Bereich so einiges...
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HBt.

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Beitrag von HBt. »

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Patrick-Oliver
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von Patrick-Oliver »

Ich befürchte:
Wir Judoka vernachlässigen das Gebiet der Ukemi-waza auf das Gröbste!!!
Um so interessanter finde ich die Beiträge hier.
Ich werde heute Abend ebenfalls gezielt mit angewinkeltem Bein fallen üben und das Ganze in das U11-Training als zusätzliche Fallübung mit aufnehmen.
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Makikomi Kid
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von Makikomi Kid »

Die Judo Fallschule ist scho net schlecht und hat sich auch bewährt. Also, auf der Matte.

Und dafür wird sie ja auch meist genutzt. Wer noch Aikido oder JuJu macht, der wird halt noch ne andere Fallschule üben. Und wer Parkour macht, der wird seine Fallschule ggf auch anpassen.

Ist doch kein Ding. Und jeder der den 1sten Dan im Judo hat, wird ab diesem Zeitpunkt immer perfekt fallen, ganz egal wie er geworfen wird.

Also ich fand den Thread bisher doch ganz aufschlussreich.
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Kumamoto
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von Kumamoto »

Hier ein Beitrag aus der Kano- Biografie nach Niehaus (Ausgabe 2010), der vielleicht mehr verwirrt als er die Sache aufklärt... Trotzdem denke ich, ist er ganz sinnvoll, beschreibt er doch Kano`s Anspruch an die Judobewegungen (Niehaus, S. 228):

Man kann mit Recht sagen, dass die Bewegungen des Judo schon auf denen des Kleinkindes basieren, das gerade erst steht und einen Schritt vor den anderen setzend vorwärts geht. Wenn es dem natürlichen Gang gemäß ist, den Fuss nach vorne zu setzen ist es folglich auch in der Theorie des Judo so. Ein unnatürlicher Gang ist dem Prinzip nicht gemäß. Den Fuss nach vorne zu setzen und gehen, sich nach hinten umdrehen, den Körper seitlich drehen; dieses Umdrehen und Drehen entspricht der Physiologie und ist gemäß dem Prinzip des Judo. Man sollte wissen, dass eine Bewegung dem Prinzip des Judo nicht gemäß ist, wenn sie in bezug auf die Physiologie schwer durchführbar sein sollte. Wieder gibt es den Fall, dass jemand stürzt. Wenn man stürzt, setzt man die Hände auf den Boden und streckt die Beine. Das entspricht den Judo- Prinzipien und der Physiologie. Kurzum, die Ausführung des Judo, die natürlichen Bewegungen des Judo, folgen den natürlichen Gesetzen der Physiologie. Wer nur die oberflächlich heftigen Bewegungen und die Lebendigkeit des Judo sieht und dies allgemein für extrem und gefährlich erachtet, der hat nicht verstanden, was Judo ist.

(Kano in: Butokoshi, Heft 1 Nr. 3, 1906. Zit. in: KJT 2, 138)
pmhausen

Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von pmhausen »

Kumamoto, interessantes Zitat.
Kato Hiroshi, designated headmaster of Tatsumi-Ryu hat geschrieben:The advice that has been passed down within the ryu is that the child's natural, relaxed movement
is something to be treasured and preserved at all costs. On no account should the child be forced
into unnatural movement patterns, ...
Scheint also nicht nur Kano dieser Meinung zu sein ;)

Quelle: Classical Warrior Traditions of Japan, Band 2, Hrsg. Diane Skoss.

Grüße,
Patrick
Kumamoto
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von Kumamoto »

Bin gespannt auf Eure Experimente zum Thema Fallschule... Mich würde auch mal interessieren, wie 1. ein Kleinkind in seiner ersten Judostunde fällt und 2. wie ein älterer Judoka, der gerade mit Judo anfängt, fällt. Natürlich alles ohne Einflussnahme von "Judo- Wissenden" ;)
Patrick-Oliver
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von Patrick-Oliver »

Es fühlt sich fremd und doch vertraut an. Ich habe mich vorerst dazu entschlossen, diese Fallübung nur in mein eigenes Training einzubinden. Schließlich weiß ich nicht, was es dabei noch zu beachten gibt. Vielleicht ein paar Hinweise von euch?
Grundsätzlich stelle ich mir auch die Frage, ob bei einer Fallschule vorwärts mir Aufstehen abgeschlagen werden muss? Es muss ja keine Energie aus dem Fall genommen werden wie bei einem Sturz und ohne Abschlagen rollt es sich meiner Meinung nach runder.
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von katana »

Grundsätzlich stelle ich mir auch die Frage, ob bei einer Fallschule vorwärts mir Aufstehen abgeschlagen werden muss? Es muss ja keine Energie aus dem Fall genommen werden wie bei einem Sturz und ohne Abschlagen rollt es sich meiner Meinung nach runder.
Da kann ich dir nur zustimmen, das ist in der Tat so.
Wenn du z.B. die Rolle vorw. mal auf dem blanken Hallenboden machst, wirst du sofort merken, daß Körperspannung und rundes Rollen viel wichtiger sind, als der Abschlag.

Allerdings lenkt der Schmerz an der Hand (bei kräftigem Abschlag) bei unrunder Ausführung vielleicht von den anderen Schmerzen ab ? :)

KK :dontknow
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von fa-str »

Hallo,
Patrick-Oliver hat geschrieben:Grundsätzlich stelle ich mir auch die Frage, ob bei einer Fallschule vorwärts mir Aufstehen abgeschlagen werden muss? Es muss ja keine Energie aus dem Fall genommen werden wie bei einem Sturz und ohne Abschlagen rollt es sich meiner Meinung nach runder.
Ich persönlich nehme an, dass das "nur" ein Konditionierungseffekt ist, damit man nicht instinktiv versucht, sich mit den Händen oder Ellbogen abzufangen, sondern dies durch eine andere, antrainierte Reaktion ersetzt, also quasi den Händen "was anderes zu tun" gibt.

Grüße
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Fabian

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Fritz
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von Fritz »

Da möchte ich mich mal selbst in diesem Faden weiter vorn zitieren:
Wieso schlagen wir bei der "Rolle" überhaupt ab?

Der Grund ist m.M.nach, daß man zum Start-Zeitpunkt des Abschlagens noch gar nicht weiß, ob es zur Rolle kommt oder man
nicht vom Tori loskommt und es zwangsweise auf "Vorwärts mit Liegenbleiben" hinausläuft. ;-)

Demzufolge halte ich es aus didaktischen Gründen schon für richtig, beim Üben als Rolle, die Abschlagerei beizubehalten, Hallenboden
hin oder her ;-) Es fällt bei der Rolle eh nicht so "hart" aus...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von Makikomi Kid »

Wer von euch schlägt denn beim Fallen im Randori ab?
Ändert sich das je nach Randori-Art?

Ich frage daher, weil beim Spielen die meisten eh nicht abschlagen, sondern eher versuchen, direkt weiter zu spielen.

Auch im Shiai sehe ich selten jemanden abschlagen. Auch bei Wettkämpfen anderer Sportarten, in denen geworfen wird, sehe ich abschlagen eher selten (sieht man mal vom Pro-Wrestling ab).
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von jerry 69 »

Dann mach mal ne Fallübung vorwärts mit Knieaufstand auf kleinen spitzen Steinen...
Natürlich schützt man sich selbst durch die flüssige Art des Aufstehens.
Bei der SV sieht das dann wieder anders aus, weil die Richtung u.U schon beim Aufstehen geändert werden muss.
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von Makikomi Kid »

jerry 69 hat geschrieben:Dann mach mal ne Fallübung vorwärts mit Knieaufstand auf kleinen spitzen Steinen...
Natürlich schützt man sich selbst durch die flüssige Art des Aufstehens.
Bei der SV sieht das dann wieder anders aus, weil die Richtung u.U schon beim Aufstehen geändert werden muss.
Hm.. du machst dir über die Steine am Knie Gedanken, nicht aber über die in deinem Rücken? ;)
Und wann kommst du mit dem Knie auf den Boden? Oder verwechselst du Knie mit Unterschenkelaussenseite?
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von CasimirC »

Makikomi Kid hat geschrieben:Wer von euch schlägt denn beim Fallen im Randori ab?
Ändert sich das je nach Randori-Art?

Ich frage daher, weil beim Spielen die meisten eh nicht abschlagen, sondern eher versuchen, direkt weiter zu spielen.

Auch im Shiai sehe ich selten jemanden abschlagen. Auch bei Wettkämpfen anderer Sportarten, in denen geworfen wird, sehe ich abschlagen eher selten (sieht man mal vom Pro-Wrestling ab).
Ich finde, dass das Abschlagen nicht zwangsläufig bedeutet, dass man eben nicht mehr versuchen kann, direkt wieder aufzustehen, sondern dass man es auch gezielt nutzen kann, um schneller wieder auf die Beine zu kommen.
Dass ein offensichtliches Abschlagen nach eine Wurf im Wettkampf zumeist mit Ippon für den Gegner bewertet wird, hat dort natürlich zur Folge, dass ich versuche eben nicht abzuschlagen.

Natürlich lässt man hierbei außen vor, dass das Abschlagen eine Form der Sturzmilderung ist und von daher doch eigentlich immer sinnvoll ist.

Ein größeres Problem als das Abschlagen und das Wiederaufrichten, das ich mittlerweile immer häufger beobachten muss, sind die wachsenden motorischen Schwächen, gerade bei Kindern. Es gibt beispielsweise Kinder, die nicht einmal einen "Purzelbaum" hinkriegen, geschweige denn eine Judorolle, und diese Kinder wehren sich auch instinktiv dagegen, eine Rollbewegung in Richtung des Kopfs zu machen. Ganz häufig kommt dann bei der Judorolle eine Kippbewegung zur Seite über Oberschenkel und Po heraus, was fürs Judo doch teilweise sehr unpraktisch ist (und technisch nunmal komplett falsch ist).
Weitere Problemfelder hierbei sind das vollständige Fehlen von Körperspannung und von instinktiven Schutzmaßnahmen (Kopf schützen!).

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich diese Probleme auch auf Erwachsene übertragen lassen...was die Situation jedoch nicht besser macht.
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
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Makikomi Kid
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von Makikomi Kid »

Schlägst du im Randori ab, wenn es am Boden weiter geht?

Was die Rollen angeht: Eine Progression aus dem vorwärts<->rückwärts rollen aus dem Sitzen reicht meist, um in wenig Zeit eine Judorolle (und zusätzlich auch jede Menge Körpergefühl) zu lehren. Auch siehst du direkt wo die Körperspannung nicht stimmt und kannst regelnd eingreifen.

Bei Erwachsenen komme ich mit der Methode innerhalb einer Einheit zu einer guten Grobform der Rolle vorwärts und rückwärts.
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Fritz
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von Fritz »

Makikomi Kid hat geschrieben:Schlägst du im Randori ab, wenn es am Boden weiter geht?
Sagen wir so, wenn man geworfen wird, sollte man schon ordentlich abschlagen... Egal ob es am
Boden weitergeht oder nicht.
Meine Üblinge schimpfe ich jedenfalls regelmäßig aus, wenn ich sehe, daß sie nicht abschlagen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von CasimirC »

Fritz hat geschrieben:
Makikomi Kid hat geschrieben:Schlägst du im Randori ab, wenn es am Boden weiter geht?
Sagen wir so, wenn man geworfen wird, sollte man schon ordentlich abschlagen... Egal ob es am
Boden weitergeht oder nicht.
Meine Üblinge schimpfe ich jedenfalls regelmäßig aus, wenn ich sehe, daß sie nicht abschlagen...
Abgesehen vom kursiven Part, stimme ich der Aussage komplett zu ;)
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
Joerch
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von Joerch »

Meine Üblinge schimpfe ich jedenfalls regelmäßig aus, wenn ich sehe, daß sie nicht abschlagen...

Abgesehen vom kursiven Part, stimme ich der Aussage komplett zu
Wenn sie es vorher nicht im normalen Ton verstanden haben, darf man auch mal aus der Hose hüpfen!
Einige verstehen halt eure Kuschelpädagogik nicht, da helfen dann deutliche Worte viel besser.
Aber Du als Lehrer musst da natürlich eine andere Meinung haben :alright

Gruß
Joerch
CasimirC
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Re: Fallschule vorwärts

Beitrag von CasimirC »

Ich habe nichts gegen "aus der Hose hüpfen", das lockert die Sache nämlich ungemein auf.

Jemanden schimpfen, weil er etwas nicht versteht, geht meiner Ansicht nach jedoch gar nicht!
Entweder er versteht es nicht, weil es ihm a) motorisch/ kognitiv nicht möglich ist oder aber die Erläuterung/ Demonstration nicht aufschlussreich ist, oder aber er versteht es nicht, weil er b) schlicht kein Interesse daran hat.

In beiden Fällen ist Schimpfen sinnfrei, denn entweder a) man macht ihn für Dinge verantwortlich, für die er nicht verantwortlich ist, oder b) er wird auch nach einer Schimpfattacke kein Interesse daran finden.

Ich habe das an anderer Stelle schon einmal genauer ausgeführt, aber da es dort auch nicht zu Verständnis geführt hat, erwarte ich es hier auch nicht ;)
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
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