Jûdô und Waffen

Hier geht es um Techniken, deren Ausführung und Beschreibung
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Lippe
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Verständnis contra vermitteln

Beitrag von Lippe »

Lin Chung hat geschrieben:Wer etwas nicht erklären kann, der hat das auch nicht verstanden.
Ich glaube das nicht. Sicher, um etwas vermitteln zu können muss ich es verstanden habe, aber nur weil ich es verstanden habe, bin ich nicht notwendigerweise auch in der Lage, das zu vermitteln.

Da wäre der Mathematiker, der in völlig anderen geistigen Ebenen schwebt, für den das alles ganz logisch ist und der nicht versteht, warum der Unbedarfte da nicht hinterherkommt.
Der brillante Techniker, der weiß, wie eine Technik funktioniert, wie mit dem letzten Ippon nachgewiesen, der das einfach im Gefühl hat, aber nicht die richtigen Worte findet, um dieses Gefühl an jemand anderen weiter zu vermitteln...

Klar, viele können das, was sie verstanden haben auch vermitteln. Manche haben aber auch eben nicht das Geschick, dass, was sie weitervermitteln wollen, in die richtigen Worte zu kleiden und/oder pädagogisch sinnvoll aufzuarbeiten.
Was meinte einmal unsere Englisch-Lehrerin in der Schule: "Für die Schüler wäre es wohl besser, wenn ich Mathe-Lehrerin geworden wäre. Ich kann Mathe nämlich viel eher nachvollziehen, wie es ist, wenn einem das nicht alles zufliegt und man keine Ahnung hat, was der da vorne an der Tafel von einem will."
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von Lin Chung »

Textänderung des vorigen Postes:
"Um etwas vermitteln zu können, muss ich es verstanden haben".

@Stefan:
Du weisst schon, wie es gemeint ist. Je nachdem, wie man den Satz konstruiert, kann man ihn auch anders analysieren, wie dein Beispiel zeigt. Hoffe nicht, dass wir jetzt anfangen bei jedem Schreiber den Text so zu hinterfragen.

Vielleicht noch so in der Art:
Gehe ich richtig in der Annahme, dass ...
oder
Habe ich das so richtig verstanden, dass ...
oder
....

Übrigens: Theorie und Praxis sind zwei unterschiedliche paar Schuhe. Ich würde auch lieber die Praxis vorziehen. (hinzugefügt)
Aber das ist jetzt Offtopic. ;)
Zuletzt geändert von Lin Chung am 19.04.2009, 20:14, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von tutor! »

Lin Chung hat geschrieben: Scheinbar hat renegat das Bild vor Augen, wo jemand auf einem drehbaren Schemel sitzt und jeweils ein Gewicht in der linken und rechten Hand hält. Zentrifugal-/Zentripedalkraft. Wenn er beim Drehen die Hände ausstreckt, dreht er sich langsamer und wenn er sie zum Körper zieht, wird er schneller. Kann man auch auf dem Eis sehen, wenn Eislauftänzer Pirouetten machen.
Weil es ein wichtiges biomechanisches Prinzip ist, erkläre ich es gerne einmal - es hat aber nichts mit Zentrifugal-/Zentripetalkraft zu tun.....

Erst einmal das Szenario:

Du sitzt auf einem Bürodrehstuhl und hast in der linken und in der rechten Hand jeweils eine kleine Hantel. Beide Hände sind seitlich ausgestreckt. Nun gibt Dir jemand einen Schubs, so dass sich der Stuhl langsam dreht.

Damit haben die Hanteln (Deinen Körper vernachlässigen wir jetzt einmal) eine bestimmte kinetische Energie, nämlich 1/2*m*v² . Die Bewegungsenergie nimmt also mit dem Quadrat der Geschwindigkeit zu.

Nun führst Du die Hanteln an Deinen Körper heran. Dabei geht keine Bewegungsenergie verloren - wohin sollte sie denn auch gehen? Da auch die Masse gleich bleibt, muss demnach auch die Geschwindigkeit der Hanteln gleich bleiben. Da aber nun der Radius um den sich die Hanteln bewegt kleiner geworden ist, bleibt nur eine einzige Möglichkeit: die Rotationsgeschwindigkeit (also die Umdrehungen pro Sekunde) wird größer, damit die Hanteln in der gleichen Zeit noch denselben Weg zurücklegen. Man dreht sich "schneller" obwohl die (Bahn-)Geschwindigkeit der Hanteln gleich bleibt. Streckt man nun die Hände wieder aus, verändert sich die (Bahn-)Geschwindigkeit der Hanteln wiederum nicht, aber der Radius wird größer - der Weg für eine Umdrehung also länger - und damit wird die Rotationsgeschwindigkeit wieder kleiner, um das auszugleichen.

Durch Heranführen und Abspreizen kann man also die Rotationsgeschwindigkeit regulieren. Es gilt: je näher die Masse an der Drehachse konzentriert ist, desto schneller die Rotation.

Dies wird im Sport vielfältig genutzt. Um eine Drehbewegung einzuleiten, nutzt man sinnvollerweise einen langen Hebel: wenig Kraft, viel Wirkung (in Form eines Drehmomentes). Ist die Drehung einmal eingeleitet, bringt man zur Beschleunigung der Rotation die Körpermasse dicht an die Drehachse. Die Beschleunigung der Drehung kommt dann ganz von alleine. Beobachten kann man das hervorragend bei Wasserspringern, wenn sie ihre Salti und Schrauben drehen. Aber auch beim Judo spielt dies ein große Rolle und ist eines der Geheimnisse des superschnellen Eindrehens, z.B. von Koga, Won-Lee, Adams oder auch früher Okano und T. Hirano.
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von Lin Chung »

Hallo Tutor

ein kleiner Hinweis:
ZENTRIFUGALKRAFT
Abstoßung, aus dem Mittelpunkt kommend

ZENTRIPEDALKRAFT
Anziehung , aus dem Mittelpunkt kommend

weiter:
Von einem sehr hohen Berg werden Steine nacheinander mit zunehmender Anfangsgeschwindigkeit horizontal geschleudert. Sie führen waagerechte Wurfbewegungen aus, deren Bahnen immer flacher werden und bei einer bestimmten Geschwindigkeit in einen Kreis um die Erde übergehen (vom Luftwiderstand abgesehen). Man erhält Erdsatelliten.

Untersuchung der Kreisbewegung:
Ein Stein, welcher mit einem Kraftmesser in der Mitte eines Körpers befestigt ist, wird im Kreis geschleudert. Dieser Kraftmesser zeigt, dass man eine zum Kreismittelpunkt M gerichtete Kraft Z braucht, um den Körper auf die Kreisbahn zu zwingen.
a) ohne diese Kraft Z würde der Stein infolge seiner Trägheit tangential so weiterfliegen, wie die Funken an einem Schleifstein.
b) die Zentripedalkraft Z erteilt dem Körper die Beschleunigung az=Z/m, die auf den Kreismittelpunkt M gerichtet ist, wobei m die Masse des Steines ist. Somit gilt: Z=m*v(hoch2)/r. v=Geschwindigkeit, r=Radius.

Auf dem Kreisbogen findet außerdem ständig eine Richtungsänderung statt, welche genau so eine Beschleunigung darstellt, wie die Zunahme des Geschwindigkeitsbetrags.
Damit ein Körper der Masse m bei der Geschwindigkeit v auf einen Kreis vom Radius r gezwungen werden kann, muss am Körper die zum Kreismittelpunkt gerichtete Zentripedalkraft vom Betrage

Z=m*v(hoch2)/r

angreifen.
Wie das Beispiel zeigt, kann diese Zentripedalkraft Z vom Zug einer Schnur, von Reibung, Erdanziehung, von der Verformung eines Körpers und anderen Ursachen erzeugt werden. Je größer die Geschwindigkeit v und je kleiner der Radius r, umso schneller muss der Körper seine Richtung ändern und um so größer muss die Zentripedalkraft sein.

Quelle:Dorn Physik Oberstufe Ausgabe A Schrödel Verlag

Übrigens das Beispiel mit dem Schemel basiert auf dem sogenannten Fliehkraftregler.
Dein Beispiel mit der Anwendung aufs Judo finde ich jedenfalls Klasse.
Grüße
Norbert Bosse
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von tutor! »

Norbert, was Du schreibst ist wohl richtig, jedoch hat das Beispiel mit den Drehstuhl und der Piruette wirklich nichts mit Zentrifugal- oder Zentripetalkräften zu tun, sondern mit dem so genannten Trägheitsmoment (http://de.wikipedia.org/wiki/Tr%C3%A4gheitsmoment).

Die Verringerung bzw. Erhöhung des Trägheitsmoments ist eines der wichtigsten biomechnischen Prinzipien bei der Steuerung von Rotationsbewegungen. Das ist dadurch möglich, dass wir Menschen in der Lage sind, unsere Körpermasse während einer Drehbewegung zur Drehachse hin zu verlagern oder von der Drehachse weg.

Die Effekte und ihre Ursachen habe ich ja oben beschrieben. Sie basieren auf der Erhaltung des Drehimpulses, was wiederum nur eine Anwendung des Energieerhaltungssatzes ist.
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von Lin Chung »

Hallo Tutor
ich bestreite nicht, dass das Trägheitsmoment ein wichtiges Kriterium ist, da hast du recht. Mir ging es nur darum zu zeigen, dass die beiden Kräfte durchaus vorkommen, auch wenn ich nur eins von beiden aufgeführt habe.

Mit Biomechanik habe ich mich noch nicht beschäftigt, jetzt hast du mich aber neugierig gemacht.
Grüße
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von tutor! »

Lin Chung hat geschrieben:Hallo Tutor
ich bestreite nicht, dass das Trägheitsmoment ein wichtiges Kriterium ist, da hast du recht. Mir ging es nur darum zu zeigen, dass die beiden Kräfte durchaus vorkommen, auch wenn ich nur eins von beiden aufgeführt habe.

Mit Biomechanik habe ich mich noch nicht beschäftigt, jetzt hast du mich aber neugierig gemacht.
Ich hab´s studiert ;)
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von Lin Chung »

Mein bescheidener Beitrag unter Zuhilfenahme des Versuchs, siehe Link:
http://wuw.stusta.mhn.de/~u004045a/down ... P_TRAE.pdf

Voraussetzung:
Erhalt des Drehimpulses; L = const
L=J1*w1=J2*w2
J = Trägheitsmoment und w = Winkelgeschwindigkeit (Rotationsgeschwindigkeit)

Gegeben: siehe Versuch, sowie letzte Seite
Puppe anstelle eines Menschen ohne Gewichte an den Händen
J angelegt=0,94 kg*m(hoch2)=Trägheitsmoment mit angelegten Armen
J ausgestreckt=3,1 kg*m(hoch2) =Trägheitsmoment mit ausgestreckten Armen

Rechnung:
J angelegt * w angelegt = J ausgestreckt * w ausgestreckt
0,94 kg*m(hoch2) * w angelegt = 3,1 kg*m(hoch2) * w ausgestreckt

Ergebnis: w angelegt=3,4*w ausgestreckt

Womit bewiesen ist, dass sich die Puppe mit angelegten Armen (hier 3,4 mal) schneller dreht, als mit ausgestreckten.

Macht richtig Spaß, sich mit Biomechanik zu beschäftigen. Danke Tutor.
Grüße
Norbert Bosse
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Fritz
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von Fritz »

So, wie wärs, wenn wir wieder zum Thema des Fadens kommen?

Ich meine, herauszubekommen, daß das "böse Ende" eines Schwertes in der Regel
auch verdammt schnell ist, daß diese Schnelligkeit durch Überlagerung von verschiedenen
Bewegungen (Schritten, Körperdrehung, Armbewegung usw.) erzielt werden kann u. muß, daß bei
einem japanischen Schwert auch geschnitten wird, im Gegensatz zur Axt oder den Ritterschwertern,
dazu braucht es nun wirklich nicht die Erörterung von Impulserhaltungs- und
Energieerhaltungssätzen aus dem Physikunterricht ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Reaktivator
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Bōjutsu am Kōdōkan

Beitrag von Reaktivator »

.
Aus aktuellem Anlaß möchte ich diesen Faden noch einmal ausgraben:

Heute (!) tauchte nämlich im englischsprachigen Judoforum.com ein Beitrag auf, in dem Bezug genommen wurde auf einen Artikel von Jigorō Kanō aus dem Jahr 1935 (Shōwa 10), den ich hier bei uns bereits im August 2007 angeführt hatte (vgl.: http://judoforum.com/index.php?showtopi ... t&p=519556).

Ich hatte seinerzeit geschrieben:
Reaktivator hat geschrieben:(...) sicherlich bekannt, daß Kanō ja in der April-Ausgabe 1935 der Zeitschrift "Jūdō" (Jahrgang 6, Ausgabe 4) in seinem Artikel über die Gründe, die zum freiwilligen Training des Bōjutsu am Kōdōkan geführt haben, schreibt, daß dieses Training wohlgemerkt nur freiwillig ist und kein integraler Bestandteil des Kōdōkan-Jūdō, und da er darüber hinaus in dem gleichen Artikel schreibt, daß eben dieses Waffentraining erst um 1927 am Kōdōkan eingeführt wurde, (...).
(http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... 571#p28571)

Würden unsere Freunde aus dem englischsprachigen Judoforum.com hin und wieder auch einmal hier in unser deutsches Forum schauen, hätten sie also manche Informationen eher - zumindest den Hinweis auf besagten Artikel hätte der User "NBK" aufgrund meines Postings schon vor mehr als 2 Jahren haben können... ;-)

Aber ich schreibe dies jetzt weniger, um unserem Forum bzw. mir selber auf die Schultern zu klopfen - als vielmehr, um alle Leute, die sich für dieses Thema interessieren, auf den englischen Faden hinzuweisen.

Denn ich konnte damals nur einen kleinen Hinweis liefern, wäre aber aus Zeitgründen nie dazu gekommen, den Artikel komplett zu übersetzen.
Insofern freue ich mich sehr über die Initiative von "NBK" und halte die Übersetzung dieses Artikels für eine sehr interessante Sache. :-)
Zuletzt geändert von Reaktivator am 24.10.2009, 13:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von katana »

Würden unsere Freunde aus dem englischsprachigen Judoforum.com hin und wieder auch einmal hier in unser deutsches Forum schauen, hätten sie also manche Informationen eher - zumindest den Hinweis auf besagten Artikel hätte der User "NBK" aufgrund meines Postings schon vor mehr als 2 Jahren haben können
.....Leider in einer sehr voreingenommenen und sinnentfremdeten Art und Weise.
Ich kann mich nur herzlich für dieses Paradebeispiel bedanken, und jedem empfehlen,
die "deutsche" Interpretation und den Originaltext im o.g. Link zu lesen.
Spätestens dann dürfte wohl jedem klar werden, wie Kano zu realistischem Kampf/sport/kunst
und Waffen stand,
....und wie einige Fetzen erneut aus dem Gesamtzusammenhang gerissen werden,
um ein Negativ zu erzeugen. :crybaby

Vielen herzlichen Dank für diesen Link /Text, :eusa_clap :eusa_clap
Ich hoffe,
daß jemand die zeit findet dies für alle nicht-Englischkundigen ins "Deutsche"zu übersetzen.
Aber bitte alles, und ohne Vorurteile.
:danke :danke :danke
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Bōjutsu am Kōdōkan

Beitrag von Reaktivator »

@"katana": Deine Aussage sehe ich einmal vor dem Hintergrund, daß Du noch nicht so lange hier im Forum bist und die seinerzeitigen Diskussionen nicht hautnah miterlebt hast... ;-)
katana hat geschrieben:.....Leider in einer sehr voreingenommenen und sinnentfremdeten Art und Weise.
Ich kann mich nur herzlich für dieses Paradebeispiel bedanken, und jedem empfehlen,
die "deutsche" Interpretation und den Originaltext im o.g. Link zu lesen.
Spätestens dann dürfte wohl jedem klar werden, wie Kano zu realistischem Kampf/sport/kunst
und Waffen stand
Deshalb zur Klarstellung:

1) Das - zugegebenrmaßen aus dem Zusammenhang gerissene Zitat - (Nicht das von Kano, sondern das von mir... ;-) ) ist wahrscheinlich nur im Kontext mit der seinerzeitigen Diskussion verständlich - die nicht nur in diesem Faden, sondern etwa zeitgleich auch in anderen Fäden (zum Teil ziemlich hitzig) geführt wurde.

2) Mir geht es jetzt aber nicht darum, nicht zielführende Diskussionen von vor mehr als zwei Jahren wieder aufzuwärmen - sondern Interessierte, die keine japanischen Quellen lesen können, auf entsprechende Veröffentlichungen in europäischen Sprachen hinzuweisen.

3) Inhaltlich bleiben die Fakten die alten: Abgesehen von dem Training mit Schwert, Messer, Stock und Pistole in den Kata (Aber das wurde ja schon eingiebig diskutiert - und deshalb seinerzeit in der Diskussion auch nicht als explizites "Waffentraining" bezeichnet!) ist nach derzeitigem Kenntnisstand besagtes Bōjutsu-Training das einzige regelmäßige Waffentraining das jemals in den Räumen des Kōdōkan stattgefunden hat und auch entsprechend dokumentiert ist.
Solange, bis jemand neue Quellen ausgräbt, ist alles andere reines Wunschdenken und/oder reine Spekulation....
Zuletzt geändert von Reaktivator am 24.10.2009, 22:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von tutor! »

katana hat geschrieben:Ich hoffe, daß jemand die Zeit findet dies für alle nicht-Englischkundigen ins "Deutsche"zu übersetzen.
Das wäre dann ein klarer Copyright-Verstoß, denn der Übersetzer hat die Rechte an der Übersetzung und NBK hat ja ausdrücklich einen Vermerk drunter gesetzt. Ich habe aber a) 90% übersetzt und b) bei NBK nachgefragt, ob ich eine Übersetzung ins Deutsche posten darf.

Allerdings finde ich die Aussagen ausgesprochen klar (außer den Teilen, die über "atemi-jutsu" handeln und von denen selbst NBK sagt, dass er noch an ihnen arbeiten muss - aber die große Linie skizziert er ja... die hab ich auch noch nicht übersetzt).
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von katana »

Solange, bis jemand neue Quellen ausgräbt, ist alles andere reines Wunschdenken und/oder reine Spekulation....
Die "Quelle" deiner Behauptung, basiert also darauf, daß dir keine Quelle bekannt ist,
die das Gegenteil belegen kann ?

Dazu fällt mir ein....
Es gab (gibt?)Wissenschaftler, die behaupteten, dass die Menschheit vor den ersten
belegbaren Aufzeichnungen über Farben im Rigveda (ca. 2000 v.C.) offensichtlich nur
schwarz-weiß sehen konnten. :oops:
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von Jupp »

Geht das jetzt etwa schon wieder los, dass seriöses Arbeiten und Zitieren "in den Dreck gezogen werden soll"?

Katana schreibt: "Die "Quelle" deiner Behauptung, basiert also darauf, daß dir keine Quelle bekannt ist, die das Gegenteil belegen kann ?"

1. Ja, so macht man das im wissenschaftlichen Arbeiten. Wenn man eine Quelle hat, die eine bestimmte Aussage nahelegt, nennt man das eine sichere Quelle- ohne Anführungszeichen! Und genau eine solche Quelle hat reaktivator uns zum Nachlesen aufgezeigt.

2. Solange nun niemand eine andere Quelle, die anerkannt ist, zum Nachlesen nennen kann, bleiben Behauptungen nachrangig oder unbewiesen, die etwas anderes aussagen, als es reaktivator mit seiner "Interpretation" gemacht hat.
Also: reaktiators Schlussfolgerung ist richtig: "Abgesehen von dem Training mit Schwert, Messer, Stock und Pistole in den Kata (Aber das wurde ja schon eingiebig diskutiert - und deshalb seinerzeit in der Diskussion auch nicht als explizites "Waffentraining" bezeichnet!) ist nach meinem derzeitigen Kenntnisstand besagtes Bōjutsu-Training das einzige regelmäßige Waffentraining das jemals in den Räumen des Kōdōkan stattgefunden hat und auch entsprechend dokumentiert ist."

3. Andere Behauptungen nennt man - solange es keine nachweisbaren Quellen gibt - dann entweder Hypothesen (Annahmen - zumeist um sie danach ausführlich zu begründen), Spekulationen, Behauptungen, persönliche Meinungen oder auch Wunschdenken.

4. Solche Hypothesen, Spekulationen, Behauptungen, Meinungen haben dann allerdings genau den Wert, den man der Fachkompetenz des jeweiligen Autors in Fachkreisen zuspricht. Mehr jedoch allerdings auch nicht.

5. Also: solange es keine anderslautenden, vertrauenswürdigen Quellen gibt, sollte man die vorhandenen anerkannten Quellen akzeptieren, auch wenn sie möglicherweise nicht mit der eigenen Meinung, dem eigenen Weltbild oder den eigenen Wünschen in Übereinstimmung gebracht werden können.

Ich bitte in diesem Forum zum wiederholten Male um einen seriösen, d.h. vorurteilsfreien, nicht verleumderischen und höfliche Umgang miteinander. Sowohl im Sprachstil als auch in der inhaltlichen Auseinandersetzung.

Ich halte dies für deswegen besonders wichtig, weil wir uns hier im Forum - ganz gleich wie wir das beurteilen mögen - ohne Ansehen der Person nur auf die jeweiligen Aussagen beziehen können. Denn zumeist kennen wir uns - und damit den persönlichen Hintergrund - nicht oder zumindest nicht genau.

Auch wenn das in meinem ganz persönlichen Fall anders sein mag, möchte ich die entsprechenden Umgangsformen dennoch einklagen.

Jupp
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von katana »

Also: reaktiators Schlussfolgerung ist richtig: "Abgesehen von dem Training mit Schwert, Messer, Stock und Pistole in den Kata (Aber das wurde ja schon eingiebig diskutiert - und deshalb seinerzeit in der Diskussion auch nicht als explizites "Waffentraining" bezeichnet!) ist nach meinem derzeitigen Kenntnisstand besagtes Bōjutsu-Training das einzige regelmäßige Waffentraining das jemals in den Räumen des Kōdōkan stattgefunden hat und auch entsprechend dokumentiert ist."
Wenn man schon so "wissenschaftlich" argumentiert, frage ich mich, wieso du nun in Reaktivators "Schlußfolgerung" das von mir fett u. unterstrichene Wort eingefügt hast,
die der Aussage eine ganz andere Bedeutung gibt ?
Wenn sich das um Reaktivators derzeitigen Wissenststand handelt, hast du ja letztlich die selbe Aussage getroffen, wie ich.
Die "Originalaussage von Reaktivator" hieß allerdings .."ist nach derzeitigem Kenntnisstand besagtes Bōjutsu-Training das einzige regelmäßige Waffentraining das jemals in den Räumen des Kōdōkan stattgefunden "...., und das impliziert einen
allgemein gültigen derzeitigen Kenntnisstand, und
nicht wie von dir beschönigt, eine persönliche Meinung von Reaktivator.
Zudem ist es eine genausowenig belegbare Aussage , wie die Gegenteilige.

Ich frage mich langsam ernsthaft, wieso du dich ständig durch "den Dreck" gezogen fühlst,
wenn Texte auftauchen, die zum Hinterfragen animieren ?

Und bezgl. deiner Aussage:
5. Also: solange es keine anderslautenden, vertrauenswürdigen Quellen gibt, sollte man die vorhandenen anerkannten Quellen akzeptieren, auch wenn sie möglicherweise nicht mit der eigenen Meinung, dem eigenen Weltbild oder den eigenen Wünschen in Übereinstimmung gebracht werden können.
Welche Quelle besagt denn, daß es außer o.g. nie ein Training mit Waffen im Kodokan gab ?
Ich halte das schon für eine sehr ...sehr... verwegene Aussage.

Was dies betrifft:
Ich bitte in diesem Forum zum wiederholten Male um einen seriösen, d.h. vorurteilsfreien, nicht verleumderischen und höfliche Umgang miteinander. Sowohl im Sprachstil als auch in der inhaltlichen Auseinandersetzung.

Ich halte dies für deswegen besonders wichtig, weil wir uns hier im forum - ganz gleich wie wir das beurteilen mögen - ohne Ansehen der Person nur auf die jeweiligen Aussagen beziehen können. Denn zumeist kennen wir uns - und damit den persönlichen Hintergrund - nicht oder zumindest nicht genau.

Auch wenn das in meinem ganz persönlichen Fall anders sein mag, möchte ich die entsprechenden Umgangsformen dennoch einklagen.

Jupp
nehme ich an, daß du persönlich noch sauer bezüglich einer meiner Aussagen
in einem anderen Faden bist, der hiermit allerdings nichts zu tun hat,
und daher die Projektion auf meine, wie ich glaube, nicht sonderlich unflätige Bemerkung
zu Reaktivators Statement nicht angebracht erscheint.

Ist aber nur meine persönliche Meinung ;)


Um das aber nicht weiter ausufern zu lassen, bitte ich dich bei dieser Gelegenheit
unterwürfigst um Entschuldigung.
Ich drücke mich leider manchmal etwas wenig zartbesaitet aus.
Nichtsdestotrotz finde ich deine Arbeit und auch Bücher sehr gut, und lese diese nicht nur selbst, sondern empfehle und verkaufe diese auch weiter.
Ich finde es gut, wenn es verschiedene Zweige gibt, um einen Baum mit einer erhabenen Krone auszubilden.
Aber lasst doch auch mal die anderen Triebe ein bisschen sprießen,
denn ohne ein wenig Licht verkümmern diese möglicherweise noch vollends.
Und... nur ein Zweig, an einem ehemals mächtigem Stamm sieht doch scheiße aus ...oder ?
uhps... :oops: (pardon)

Wo es Pädagogen gibt, muß es auch Rauhbeine geben. Sonst hätten erstere ja nichts zu tun . :dontknow
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Kenntnisstand

Beitrag von Reaktivator »

.
@ "katana": An anderer Stelle hatten wir bereits Diskussionen über Wissenschaftstheorien und wissenschaftliches Arbeiten - deshalb spare ich mir hier eine Wiederholung.

Was aber den "Kenntnisstand" betrifft:
Da ich aufgrund Deines vorletzten Postings gesehen hatte, daß meine Formulierung offensichtlich mißverständlich war, hatte ich nachträglich das Wort "meinem" gelöscht.
Von wissenschaftlichen Arbeiten bin ich es gewohnt, daß einleitend der "Stand der Forschung" - also der (zumindest theoretisch jedermann zugängliche) allgemeine "Kenntnisstand" - dargestellt wird. Dieser allgemeine "Kenntnisstand" ist natürlich identisch mit dem des Forschers bei Beginn seiner Arbeit - und wird dann (hoffentlich) durch die durchgeführte Arbeit noch erweitert....

Und deshalb noch einmal:
Falls jemand Belege dafür hat, daß es außer besagtem Bōjutsu-Training (und natürlich dem Training der bekannten Jūdō-Kata) am Kōdōkan jemals auch noch ein anderes regelmäßiges Waffentraining gegeben hat, sollte diese sinnvollerweise benennen.

Und als weitergehendes Angebot:
Falls jemand (z.B. aufgrund fehlender Sprachkenntnisse und/oder fehlenden Zugriffs auf Originalmaterial) zwar keine Belege, aber u.U. ernstzunehmende Indizien für ein anderes regelmäßiges Waffentraining hat, kann diese ja auch gerne benennen - vielleicht findet sich ja jemand, der diesen Indizien dann einmal nachgehen kann... ;-)

Und direkt vorweg:
Nein - in der "Kobudō Kenkyūkai" fand kein regelmäßiges Waffentraining statt. Es handelte sich vielmehr, wie der Name schon sagt, um eine reine "Studiengruppe" (kenkyū = Forschung/Studien + kai = Vereinigung), die 1928 von Kanō ins Leben gerufen wurde mit dem Ziel, traditionelles Bujutsu (Koryū-Bujutsu) zu studieren, um am Ende einen Beitrag zu dessen Erhalt sowie auch darauf aufbauend dann zur Schaffung von neuen Bujutsu-Arten (wie z.B. dem Kōdōkan-Bōjutsu) leisten zu können.
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katana
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von katana »

sorry für die Mißverständnisse,
aber ich konnte ja nicht wissen, daß du deinen Beitrag rückwirkend ändern wirst... :dontknow
Reaktivator
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von Reaktivator »

katana hat geschrieben:sorry für die Mißverständnisse,
aber ich konnte ja nicht wissen, daß du deinen Beitrag rückwirkend ändern wirst... :dontknow
Ich hab's ja auch nicht gewußt... ;-)
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Re: Jûdô und Waffen

Beitrag von Fritz »

Im von Reaktivator angeführtem Faden:
http://judoforum.com/index.php?showtopi ... t&p=519840
hat NBK seine Übersetzung überarbeitet...

Ich finde diese Stelle recht nett:
Kano Jigoro hat geschrieben:Afterwards, notwithstanding our previous efforts, we furthermore invited the great masters of bōjutsu ; as we took the essence from various schools of jūjutsu to develop the foundations of jūdō, we have had great success in taking techniques from many schools of bōjutsu and researching these techniques; now, as one branch of Kōdōkan jūdō, we established Kōdōkan bōjutsu - I would like to think we can get its diffusion throughout the world.
Die Hervorhebung ist von mir und sagt recht deutlich wohin die Reise gehen sollte...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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