zunächst noch
eine gewünschte, allgemein nachprüfbare Quelle zum Thema Ju-jutsu Jacken: Yoshiaki Todo (Tsukuba University)
“The History of Randori in Judo:
the Origins and Development of Randori”, From Bulletin for the Association for the Scientific Studies on Judo, Kodokan, Report VII, 1994, Copyright, Kodokan, Tokyo, Japan.
Todo schreibt:
Jigoro Kano, the founder of judo, lengthened the short sleeves of the jujitsu uniform with the idea of increased safety. This improvement enabled Jigoro Kano to widen and vary the number of offensive techniques. For example, more te-waza and ashi waza could be applied as there was more opportunity to off-balance an opponent with longer sleeves.
Und später:
Thus, looking back at the development of randori from the Edo period up to today, the lengthening of the sleeves by Jigoro kano stands out as a major improvement. After that time, randori became a major influence in a revolution of technical development.
Ich hoffe, diese Quelle kann als seriös akzeptiert werden.
Ich interpretiere diese Quelle in vielerlei Hinsicht:
1. Kano hat tatsächlich die Ärmel verlängern lassen.
2. Kano hat tatsächlich Ju-jutsu Jacken (Uniformen) als eine spezielle Übungsbekleidung in seinem Training eingesetzt, keine Alltagskleidung.
3. Kano hat mit dieser Materialveränderung der Ju-jutsu Jacken eine "Revolution der technischen Entwicklung des Kodokan-Judo ausgelöst", die sich vor allem auf die Wurftechniken bezieht.
4. Diese Revolution betraf vor allem die Hand- und Fußwürfe, zu letzteren zählt auch OAB.
5. Die von Kano entwickelten Jacken ähneln sehr den heutigen Judoanzügen.
6. Schon zu Kanos Zeiten ist Judo ähnlich geübt worden wie heute, wenigstens was die Bekleidung betrifft und damit auch die Ausführung und Zwecke der Techniken.
Ich interpretiere weiter:
7. Die Ausführung der Judotechniken war nicht die Ausführung, wie sie auf dem Schlachtfeld gebraucht wurde, denn dafür war die Bekleidung nicht gedacht.
8. Die Ausführung der Judotechniken (in Judoanzügen mit langen Ärmel auf Judomatten) hatte nicht den Zweck, den Übungspartner zu töten und/oder zu verletzen. Es war immer ein symbolischer Sieg, so wie er auch heute noch im Wesentlichen durch die Wettkampfregeln definiert ist (kontrolliert, mit Kraft und Schwung überwiegend auf den Rücken). Der Gegner war in einem sportlichen Vergleich besiegt und konnte aufstehen und weiter machen (leben).
Kanos Judo hatte als Ziel nicht die Vernichtung möglicher Gegner sondern
sich selbst zu einer reifen Persönlichkeit zu entwickeln und einen Beitrag zum Wohlergehen der Welt zu leisten
(DJB-Prüfungsordnung für Kyugrade, "Materialien für Multiplikatoren" vom 23. 11.2004, S. 6).
Dieses oberste Ziel anzustreben verstand Kano als "Judo in einem weiten Sinne", die Anwendung der Judotechniken als "Judo in einem engen Sinne". Kano sah, dass man die letzten Ziele des Judo auf durchaus verschiedene Art und Weise erreichen kann, er schlägt den Weg der körperlichen Erfahrung vor.
Ich selber habe in den vergangenen 40 Jahren, seit dem Beginn meiner Judoaktivitäten keine einzige Situation erlebt, die man als "gewalttätige körperliche Auseinandersetzung" bezeichnen könnte, im Sinne einer Schlägerei oder einer SV-Situation. Dahingegen habe ich hunderte (tausende?) von Randori und etliche Wettkämpfe bestritten. Warum sollten also für mich die SV-Aspekte, die Judo sicherlich auch enthält, als zu lösende Probleme bedeutsamer sein als die Probleme, die sich mir in den sportlichen Situationen des Randori oder Wettkämpfens stellen?
Wäre ich Polizist, Soldat oder Gangster oder auf Grund einer speziellen Lebenssituation ständig von körperlichen Übergriffen bedroht, würde sich Judo für meine speziellen Bedürfnisse ganz anders darstellen - möglicherweise helfen, mir mehr Sicherheit und Selbstwertgefühl zu vermitteln, auch beim Umgang mit dazu notwendigen Waffen.
Ich bin jedoch nicht in einer solchen Lebenssituation!
Daher begnüge ich mich damit, die spezifischen Judoprobleme anzugehen, die sich in meinem Judounterricht in meinem Lebensumfeld ergeben. Und ich versuche, mit meinen Schülern die Ziele anzustreben, die Kano für "Judo in einem weiten Sinne" erläutert hat.
Ob mir das in der Vergangenheit gelungen ist, müssen meine Schüler für sich beurteilen oder andere bei meinen Schülern sehen, getreu dem biblischen Motto: "An seinen Früchten sollst Du sie erkennen!"
Was das alles mit OAB zu tun hat?
Nichts! oder alles? Vielleicht auch nur noch einmal nachzuschauen, ob die eigenen Schüler OAB schön und erfolgreich werfen können...
Jupp
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übrigens: ich bin Nichtraucher!
Jupp