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Da ich mich verstärkt mit der Jûdô-Geschichte in Deutschland beschäftige, komme ich natürlich nicht um den Namen Erich Rahn drum rum. Er war einer der ersten die bereits in der Kaiserzeit Kontakt mit dem Kôdôkan-Jûdô hatten, neben Kronprinz Wilhelm und Josef Hansen-Esch. Rahn und Hansen-Esch trainierten beide eine Zeit mit Ôno Akitarô zusammen… heute lässt sich leider nicht mehr genau feststellen, was Ôno den beiden damals tatsächlich gelehrt hat. Das es den Kontakt gab, bleibt aber unumstritten.
Rahn gibt zu dem in mehreren Büchern an, Kanô Jigorô persönlich getroffen zu haben. Der Kontakt soll damals im Eispalast in Berlin während einer Übungsstunde stattgefunden haben. Rahn gibt jedoch an keiner Stelle an, wann genau er ihn getroffen hat. Es lässt sich aber durch Kanôs Reise Aktivitäten feststellen, dass er 1912 während den Olympischen Spielen von Stockholm auch in Berlin war. (siehe: http://www.100yearlegacy.org/Kano_Jigor ... cal_Table/)
Kanô schreibt jedoch in keiner seiner jap. Schriften (KJT), dass er Erich Rahn jemals in Berlin getroffen hat. Man muss an dieser Stelle aber sagen, dass in der Zeit [1912] kein jap. Magazin erschienen ist, in denen Kanô über diese Reise hätte schreiben können.
Kokushi 国士: 1898-1903
Jûdô 柔道: 1915-1918
Yûkô no katsudô 有効乃活動: 1919-1922
Taisei 大勢: 1922
Sakkô 作興: 1924-
Jûdô 柔道: 1930-
Es lässt sich lediglich eine Anmerkung in einem englischsprachigen Magazin finden:
Neben einer Biographie, geschrieben von Walter Strehlow finden wir bei Rahn eine Angabe zum Besuch von Kanô:Judo in Europe
During my recent visit to Europe I saw some gymnasiums for judo established by foreigners. I was naturally pleased to see European people getting interested in this art of Jaan and I appriciate the work of those gymnasiums, but I must say this, that it is doubtful whether the true spirit of judo is being interpreted by them in the right way. Of course, I do not mean to say that their way is entirely wrong. What I really mean is that much is still left to be desired.
England is at the head, so far as the study of judo is concerned. Next comes Germany, and then France. While in London, I received a visit from the principal of a judo gymnasium, and saw the institution myself. In Germany and in France, I also visited some judo gymnasiums. When in Hungary, I heard that there was a gymnasium, but I did not see it. As for America, there are some gymnasiums, generally established by Japanese in the West, but, so far I haven;t seen any in the East. In fact, I have not yet been long in New York.
The Oriental Review, Volume III, February 1913, Number 4, S. 247
Rahn hat in der Kaiserzeit drei unterschiedliche Trainingsorte gehabt, von 1909 bis 1914 hat er im Eispalast unterrichtet. Also wäre es möglich, dass Kanô 1912 während einer Trainingseinheit vorbeigekommen ist. Auch sei zu erwähnen, dass Rahn in keiner Stelle angibt, von Kanô trainiert wurden zu sein. Lediglich dass er ihm Dank und Anerkennung ausgesprochen hat.„Meister Kano machte auch mir einen Besuch in den Räumen des Eispalastes während einer Unterrichtsstunde und ließ mir durch einen Dolmetscher seine Anerkennung und Dank für meine Bestrebungen auf dem Gebiete des Jiu-Jitsu in Deutschland aussprechen.“
50 Jahre Jiu-Jitsu und Judo (Die unsichtbare Waffe): mit Erich Rahn, eine Werbeschrift f.d. Jiu-Jitsu- u. Judo-Sport; Ferch bei Potsdam, Potsdam 1950. S. 30.
Ein weiterer Besuch, der bisher kaum erwähnt wurde, fand 1933 während der Endkämpfe der Deutschen Meisterschaft des RfJ in Berlin statt. Kanô selbst hielt sich vom 15. Juni bis Ende Juli 1933 in Berlin auf … und Rahn selbst war Berliner.
Kanô besuchte die Endkämpfe mit vier anderen jap. Jûdô-Meistern und Rahn war zusammen mit seinem Schüler und Assistenten „Rudolf Krotki“ während der Endkämpfe dabei. Ob die beiden während dieser Zeit mit einander gesprochen haben ist möglich. Beide Gruppen saßen dabei auf der Ehrentribüne. Es hätte also durch aus Zeit gegeben zu einem Gespräch.
Ich habe erst vor kurzem versucht, Einsicht in Kanôs Tagebücher zu bekommen, um dort nach diesen Begegnungen zu suchen… leider wurde mir mitgeteilt [wie einigen anderen bevor], dass die Tagebücher nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind.
FAZIT:
Auch wenn es diese Treffen gab, haben sie nichts mit der Entwicklung des Kôdôkan-Jûdô in Deutschland zu tun… die Entwicklung fand komplett ohne Erich Rahn statt. Obwohl Rahn mehrmals die Chance hatte, sich dem Kôdôkan-Jûdô anzuschließen… (Kudô Kazuzô, Sakkô, 1927, November, S. 45-52 - doitsu jûjutsu no genshô (獨逸柔術の現狀).