Lieber 'Jupp',
selbstverständlich kann auch ich mit
qualifizierter Kritik sehr gut umgehen. Du hast mich sinngemäß gefragt, was ich für mitteilungswert halte.
Darauf antworte ich Dir sehr gerne. Ich beziehe mich auf den Kontext Dan-Prüfungen innerhalb der DJB-Richtlinien, denn nur den Prüfling (Dan-Anwärter) interessiert
der Senf. Warum? Weil er das Modul Theorie bestehen möchte. Selbstverständlich wünscht man sich - über diese Schiene, auch Teilnehmer für andere Ausbildungen
zu gewinnen, z.B. eine TR-C- oder Assistenzausbildung (diese - möglichst schon vor der Kodansha-Ehre). Diesen Kandidaten hast Du, bzw. der Verband, ein umfangreiches Skript
an die Hand gegeben. Aus diesem Skript können die Aspiranten jetzt entnehmen was Du (oder das Ausbildungsteam) für wichtig erachtest. Mit diesem Hintergrund im Kopf,
ist es nicht notwendig mehr Informationen /mehr Wissenswertes mitzuteilen. Wir wollen niemanden überfordern, wir wollen ihm (oder ihr) schlicht eine Orientierungshilfe geben.
Die Orientierung besagt:
1) die Gokyo no waza ist kein Lehrsystem, allenfalls war sie einmal eine Stoffsammlung
1a) wozu sie vielleicht diente?,
damit müsst ihr euch nicht befassen, man kann dieses beim Niehaus nachlesen
1b) was uns die Vor-u. Nachkriegsjudoka weiß gemacht haben, die Pioniere,
war überzogen und ist heute bedeutungslos, denkt nicht daran
1c) die Herren Gleeson, Geesink und in der Folge des Gezeitenstromes der 1970er Jahre noch die Herren Hofmann, Ohgo & sein Schüler Herr Klocke,
haben deutlich herausgestellt' das die Gokyo keine Struktur hat, sondern vielmehr ein Zufallsprodukt einzelner Japaner (Ausländer) ist ...
1d) a,b & c sind der Beweis dafür, dass die Gokyo keinen Sinn, im Sinne von moderner Methodik ergibt und die verantwortlichen Pioniere aus 1b) ewig Gestrige sind, sprich: veraltet.
2) es existieren (oder besser "existierten") Systeme, andere Lehrsysteme und Systematisierungen /Einteilungen
2a) nach M. Kawaishi
2b) nach Geesink
2c) nach Gleeson
2d) nach G. Koizumi
2e) nach P. Hermann
2f) nach M. Ohgo
2g) nach Daigo-san, der nur aufzählt - gipfelt in der Übersetzung von D. Born:
- grünes Buch (grün steht für den GRÜNGURT, fortgeschrittener Anfänger), Te-waza & Koshi-waza
blaues Buch (blau steht für den BLAUGURT ...), Ashi-waza
braunes Buch (braun steht für den Braungurt ...), Sutemi-waza (Ma sutemi & yoko sutemi)
2h) das aktuell gültige Ausbildungsprogramm des DJB, für welches sich der Autor der offiziellen Lehrbücher "Judo lernen, anwenden & meistern" nicht alleine verantwortlich zeigt
abschließend lernt der Leser noch etwas über Herrn Kawaishi,
dieser wollte sich nämlich mit seiner Darstellung (die bekannten französischen Bücher, Übersetzer ins Englische war Herr Harrison)
von Kano-san absetzen, wahrscheinlich weil er glaubte besser zu sein ...
3) wird Herr Niehaus glorifiziert
4) lernen wir wie Herr Daigo die 1. Gokyo und die 2. Gokyo bezeichnet
u.s.w.
Mit einem (möglichen) roten Faden innerhalb der Zusammenstellung (Gokyo von 1920) hat dieses alles nichts zu tun. Und beinahe hätte ich es vergessen:
Herr Kano hat sich nicht an eine Ordnung gehalten, selbst Mifune hat umorganisiert (wie er unterrichtet hat und was, ja, darüber schweigt das Skript und auch der Vortrag),
ebenso existieren keine schriftlichen Beweise
für etwaige andere Thesen ---> deshalb merken wir uns: es besteht kein Grund, anders zu unterrichten, als wir (das Ausbildungsteam des DJB) das vorgeben.
Ulrich,
dem kann ich einfach nichts mehr hinzufügen. Denn das was die Schrift verfolgt, macht sie sehr gut und nicht gleich für jeden Judoka (der Zielgruppe) ersichtlich. Inhaltlich hast Du aufgezählt und zusammengestellt, was Du für wichtig & richtig erachtest. Sehr gut. Als Nebensatz hätte eine Anekdote zu Kano noch gefehlt, vielleicht wann er das erste Mal ein europäisches Erdbeereis verköstigt hat oder warum Y. Yamashita keine Geta zur traditionellen Kleidung trug, sondern doch lieber
feste (westliche) Lederschuhe ... nicht so gut finde ich Deine permanente Referenzierung auf ein Internetzforum und den Aussagen eines Forianers, weiterhin bemühst Du Deine eigene Übersetzung Gleesons ins Deutsche als Referenzaussage ...
möglicherweise liest sich der originale Text etwas anders ... doch Du baust Deine gesamte Argumentationskette oder Argumente darauf auf, die sich auf zwei, maximal drei selbstgetroffene Aussagen reduzieren lassen.
Verstehst Du mich?
Dein Vortrag war super, das offizielle Skript ist für die Zielgruppe super.
Nicht mehr und auch nicht weniger.
Zum Wochenende verabschiede ich mich
mit
lieben Grüßen,
HBt.