Antonio hat geschrieben:Zu Legasthenie:
Bewegungslegastheniker ist ein allgemein bekannter und eingebürgerter Begriff im außerfachlichen Bereich. Ob er nun sprachlich/inhaltlich richtig ist oder nicht spielt dabei keine Rolle, jeder weiß, was damit gemeint ist. Klar könnte ich auch von motorischen Defiziten oder Diskrepanzen sprechen, aber das würde es nicht treffen bzw. so gut verstanden werden. Und da dies KEIN wissenschaftliches Forum ist, ist das meiner Meinung nach so schon OK. Es heißt leider auch in der technischen Fachliteratur massenhaft "Schieblehre", obwohl da nichts mit Lehre ist. Und solche Beispiele gibt es zu Hauf. So ist nun mal Sprache.
Du hast aber meine Aussage zu Legasthenie aufmerksam gelesen? Ich bitte Dich nochmals darum, das Essenzielle hast Du nämlich nicht verstanden. Es ist, ebenso wie dein Begriff "Scheiß", eine Herabwürdigung des/ der Betroffenen. Im Übrigen ist es egal, ob der Begriff "allgemein bekannt und eingebürgert" ist - er ist eine Verballhornung, wenn nicht sogar eine Pejoration des Begriffs "motorische Defizite" und in einer Fachdiskussion nicht angebracht!
Antonio hat geschrieben:1. Wo spreche ich von "sämtlichen Judoka, die meinen Erwartungen an körperliche Leistungsfähigkeit nicht erfüllen"?
2. Wo assoziiere ich damit eine "(psychische) Erkrankung" bei den Betreffenden?
zu 1.: Deine Postings legen diesen Zusammenhang nahe. Ich zitiere:
Warum sollte es beim Judo nicht auch so sein? Warum müssen wir jeden Bewegungslegastheniker durch die Prüfungen und Lehrgänge tragen? Jeder hat seine individuellen Grenzen, und die gilt es zu erkennen und zu akzeptieren.
Das lässt nur den Schluss zu: Du befürwortest, dass diejenigen, die nicht die (deine) Leistungsanforderungen erbringen, nicht gefördert werden und verallgemeinerst das im letzten Satz mit deinen berühmten "Bewegungslegasthenikern". Die Verbindung ist somit hergestellt. Im Übrigen verweise ich auf das Posting von tutor!.
zu 2. Ich habe Dir die Bedeutung und die Assoziation beim Wort '(Bewegungs)Legasthenie' erläutert, in diesem Wort steckt der sprachliche Hinweis auf eine psychische Störung (das Wort Erkrankung ist in diesem Fall umstritten).
Antonio hat geschrieben:Es gibt auch ältere 6. Kyu. "Meiner" ist 13.
Wenn Du eine bestimmte Altersklasse meinst, dann nenne die auch, und nicht Begriffe wie "Gelb-Orange-Gurt"
Im Übrigen: Ab welchem Alter sind Kinder denn so weit, dass man sie vom autoritären Stuhl aus verbal erniedrigen kann?
Antonio hat geschrieben:Es ist NICHT sein gutes Recht jemanden zu verletzen, wenn genau dieses Verhalten über 6 Monate jedes Mal beim Training angesprochen wurde! Da ist mir die Unversehrtheit seines Partners wichtiger als sein Seelenheil. Dem Kind müssen die Partner schon zugeteilt werden, weil sie Angst haben verletzt zu werden. Nein, es ist nicht sein gutes Recht! Wenn es geistig nicht auf dem notwendigen Niveau ist, dann muß es warten.
Das relativiert die Sache, wenn auch kaum. An diesem Punkt ist aber der ÜL gefragt: Wie kann ich dem Kind beibringen, dass es weniger/ keine Angst mehr vorm Fallen hat? Warum hat es überhaupt diese Angst?
Als Beispiel: Wir haben im Verein einen jungen Mann, wenig jünger als ich, der seit ca. 15 Jahren Judo macht. Er ist aufgrund einer ganz leichten motorischen Behinderung nicht richtig fallen, er hat durchaus Angst davor und "klammert" auch gerne, das Üben mit ihm ist durchaus 'anstrengend'. Dennoch ist dieser junge Mann seit jeher fester Bestandteil unseres Vereins und man kann sehr viel Spaß mit ihm haben und v.a.: er hat viel Spaß! Wir haben gelernt, er hat gelernt und das voneinander Lernen geht immer weiter - eine Win-Win-Situation! Nach deinen bisherigen Aussagen (Bewegungslegastheniker, kein gutes Verhalten als Uke) hat der junge Mann im Judo allerdings nichts zu suchen...
Antonio hat geschrieben:Theorie. Tut mir leid, aber hier scheinst Du mir viel Theorie und wenig Praxis bzw. Lebenserfahrung zu haben. Das liest sich wie die vielen Erziehungsratgeber für Eltern, wo der Autor viel Theorie und noch mehr super Vorschläge hat, aber selbst wenig Praxiserfahrung, weil nie Zuhause bei den Kindern.
Ich habe im Vorstellungs-Thread meine Lebensumstände geschildert (zur Info: Judoka seit 20 Jahren, Judo-ÜL seit knapp 10 Jahren, zusätzlich seit 4 Jahren Betreuer in einer Ganztagsschule mit 80 Kindern)
Ich denke, dass ich sehr wohl genügend Erfahrung im Umgang mit Kindern und v.a. Trainingserfahrung habe, das beurteilen zu können. Im Übrigen funktioniert mein Vorgehen im eigenen Verein hervorragend, und auch in der Ganztagsschule, in der ich arbeite, funktioniert das.
Im Gegenteil finde ich es immer recht erbärmlich, wenn statt einer Annahme der Kritik und Hinterfragung der eigenen pädagogischen Grundsätze plötzlich der Gegenseite unterstellt wird, dass die Theorie fehlerhaft sei und die eigene Lebenserfahrung folglich über der Theorie stehe. Dabei ist es das simpelste der Welt zu verstehen, dass man (den Inhalt des Gesagten außen vor) durch eine brutale Sprache eher negative Reaktionen hervorruft, mit einer sanften Sprache eher positive, und dass besonders Kinder sprachlich mit Gelassenheit und Einfühlungsvermögen konfrontiert werden sollten.
Leider ist es unglaublich schwer, diese Bretter früherer Umgangsformen und Erziehungsmethoden zu bohren...
Antonio hat geschrieben:Blödsinn. Entschuldige die Vulgärsprache, aber das ist Bullshit.
Gerade heute versucht jede Schule einen Sozialpädagogen an Bord (Stichwort Insel) zu haben. Wozu? Nun, um problematische Kinder umgehend aus der Gruppe/Klasse/Unterricht herauszuholen. Damit soll die Konzentration der Gruppe gehalten werden und das auffällige Kind kann "betreut" werden. Wenn das allerdings nichts hilft, dann ziehen die Lehrer/Schule ganz andere Seiten auf. Beliebte Maßnahme: Anruf bei den Eltern um Kind abzuholen. Die Eltern freut's.
Oder Ausschluß vom Unterricht auf Zeit (bis zu 2 Wochen in S-H). Schuster, bleib bei deinen Leisten.
Ich möchte gern diesen Punkt aus der Diskussion herauslassen, da das, was Du da schreibst, leider komplett falsch ist. Sozialpädagogen sind nämlich NICHT dafür da, Problemkinder aus dem Klassenverband zu holen, damit der brave Rest in Ruhe lernen kann! Ihre Aufgaben sind im Gegenteil dazu die
Integration von solchen Kindern in den Klassenverband, die sozialpädagogische Beratung und Betreuung von Kindern, Eltern und Schülern, die Gewaltprävention,...usw. Problematische Kinder gibt es immer (aus subjektiver Sicht vielleicht sogar 'immer mehr') und sollen eben nicht aus dem Klassenverband herausgenommen werden, da durch diese Handlung eine Stigmatisierung dieser Kinder einerseits und eine psychologische Verschlechterung des Zustands des betreffenden Kindes eintreten kann.
Dass einzelne Schulen das anders handhaben, ist schlimm genug, man sollte es sich nicht zum Vorbild nehmen.
Persönliche Anmerkung: "Bewegungslegastheniker", "Scheiße", "Bullshit",...ich lese da ein Schema heraus
Des Weiteren verweise ich auf die Beiträge von tutor! und kostow, vielen Dank Euch Beiden!
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.