Antonio hat geschrieben:
Und gerade diese Reaktion von Sergej finde ich toll. Er hat etwas für ihn unbekanntes gesehen, bei Dir nachgefragt und sich dann bei "Chefe" schlau gemacht. Er hatte als Trainer kein Problem damit, eine Technik NICHT zu kennen und hat es praktisch auch eingestanden.
Natürlich. Einer der Gründe, weshalb ich gerne mit ihm trainiere. Aber dieser völlig ungläubige Blick zu einer völlig normalen (?) Technik war schon ein wenig irritierend (bei mir jetzt). Und ich denke eben, daß auch das wieder ein Symptom für die völlig einseitige Wettkampf-Ausrichtung ist. Ich habe immer, wenn ich mich länger mit Alfredo über Judo und über meine Erfahrungen mit Tom und Frank unterhalte das Gefühl, daß er regelrecht aufblüht, Dinge zum besten zu geben, die sich nicht nur um die Bundesliga drehen, für die aber aus was für Gründen auch immer, sonst kein Platz/keine Zeit ist.
Deshalb bleib ich da ja auch dran. Mittlerweile ist in Ettlingen Mittwochs einmal im Monat "Kata" - unabhängig von Prüfungs-Vorbereitungen. Immerhin ein kleiner Anfang. Vielleicht kriege ich Tom ja auch noch mal zu uns.
Und an all dem ist nicht der DJB schuld, das muß ich jetzt dann doch auch mal los werden.
Das Problem ist: wenn man "Erfolg" am Gewinnen von Pokalen mißt, dann richtet sich der ganze Trainingsbetrieb danach
aus, womit man Pokale gewinnt. Über die Jahre hinweg geht dabei unendlich viel Wissen und Vielfalt verloren und auf
einmal hat man das Problem, Erwachsenen, die aus was für Gründen auch immer gar keine Pokale mehr gewinnen
wollen oder können, keine fortgeschrittenen Inhalte mehr anbieten zu können, weil es keiner mehr auf entsprechendem
Niveau kann. Und deshalb hören m.E. so viele Leute auf. Weil es jenseits des Wettkampfsports keine interessanten
Dinge mehr gibt. Einfach nur "trainieren" reicht Kampfsportlern, so wie ich die Mehrheit bisher kennengelernt habe, eben
nicht auf Dauer. Da muß auch ständig neues Futter für
Hirn und Körper her, damit man eine Motivation hat, ein Leben
lang dabei zu bleiben. Und damit meine ich jetzt nicht ausschließlich den Umfang/die Breite des Wissens (noch mehr Techniken
außerhalb der Gokyo, noch mehr Kata) sondern auch die Tiefe - das Verständnis des "Warum" über die äußere Form
hinaus. Das ist eine Lebensaufgabe.
Grüße,
Patrick