Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Hier könnt ihr alles posten was mit Judo zu tun hat

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Lin Chung
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von Lin Chung »

denen eine realitätsorientierte SV "zu roh" ist
...kann ich schonmal bestätigen, da ich das aus dem Munde eines Vorstandsmitglieds und Trainers gehört habe, dass unser Kenpo zu hart und gefährlich ist. Dieser gab aber nur die allgemeine Meinung wieder.

Ich bin der Meinung, dass Hofi es schon richtig macht, auch wenn der Karateka kein Shotokanler ist.
Es geht erstmal darum, dass man überhaupt anfängt, Atemi zu machen. Sich also damit beschäftigt.
Da macht es durchaus Sinn, einen Karateka mit einzubinden, aber keinen JuJutsuka und das hat seinen Grund, den ich hier nicht näher darlegen möchte.

Übrigens könnte Stephan auch etwas dazu sagen. ;)
Grüße
Norbert Bosse
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tom herold
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von tom herold »

Gut, kommen wir mal weg von der Frage der Trainingsinhalte, dazu haben Lippe und Hofi ja ihre Standpunkte ebenso dargelegt wie St.Gregor und ich.

Mich beschäftigt noch etwas anderes.
Wie St.Gregor schon erwähnte, finden bei uns auch viele und regelmäßige gemeinsame Aktivitäten außerhalb der Matte statt.
Ich nenne das ein wenig spöttisch unser "Kulturprogramm".
Doch, man kann.
Wenn man es den Kindern und Jugendlichen vorlebt, dann kann man sie tatsächlich ziemlich mühelos für Literatur, für klassische Musik, für den Besuch von Museen und Parks begeisern.
Bei uns begann das als Experiment ... und es hat funktioniert und funktioniert noch.
Ob das nun laaange Vorlese-Abende für die "Kleinen" sind (bei denen sich ganz zufällig auch 14/15jährige dazugesellen) oder ob das mit den Größeren ein Ausflug ist oder das öfter vorkommende Eisessen für alle ... es hält die Truppe zusammen.
Wir haben bspw. für die "Mittelgroßen" neulich eine "Tee-Verkostung" veranstaltet, (sogar mit selbstgebackenen Scones und Muffins), bei der verschiedene Teesorten aufgebrüht und geschmacklich bewertet wurden und bei der es eine ausführliche Historie des Tees zu hören gab ...
Man kann davon nun halten was man will.
Man muß so etwas sicher nicht unbedingt machen.
Bei uns aber gehört es dazu.
Unsere Jungs und Mädchen finden das "cool". Das spricht sich rum ...
Die Kleinen werden von Anfang an einbezogen, fühlen sich wohl, kommen rasend gern zum Training ... und mit all den Aktivitäten "retten" wir sie dann später auch über die Pubertät.
Sie bleiben.
Und bringen uns dann (ich sagte es ja schon) andere Jungerwachsene als Anfänger angeschleppt.

Ich selbst halte solche "kulturellen Aktivitäten" für unverzichtbar.
Das mal ganz unabhängig von Trainingsinhalten und der Frage, welche Trainingsinhalte denn nun die richtigen und wichtigen sind ...
Außerdem macht es ALLEN Beteiligten Spaß. Es ist eben unsere Art, das so zu machen.
;)
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Hofi
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von Hofi »

Hi!
Absolut keine Einwände. Genau das sind Dinge, die einen erfolgreichen Verein, in dem Sinne dort fühlen sich die Leute wohl und bleiben, von einem dahinsiechenden Verein unterscheiden.
Bis dann
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

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tom herold
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von tom herold »

Hallo Hofi,
das Problem ist eben, daß man genügend "Verrückte" (Erwachsene) finden muß, die all das in ihrer Freizeit zusätzlich zum normalen Training organisieren - selbstverständlich ohne jede finanzielle Entschädigung.
Man muß schon ziemlich einen an der Klatsche haben, um das auch noch mit Begeisterung zu tun.
;)
Aber ich hab ja nie behauptet, meine Jungs und ich wären normal ...
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kastow
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von kastow »

Auch "soziale Hilfe" bindet. So kann die Vermittlung eines Praktikumsplatz oder ggf. auch nur die Beschaffung der entsprechenden Infos, bei wem die Bewerbung in welcher Form einzugehen hat, langfristig an eine Abteilung binden. Weitere Möglichkeiten sind Nachhilfebörsen nach dem Motto "Schüler helfen Schülern" - dazu braucht es nicht einmal einen Erwachsenen, sondern nur die Möglichkeit zum Aushang. Dazu noch den "Stammtisch" beim Griechen, die etwas "andere" Weihnachtsfeier für die jungen Erwachsenen ...
Die wichtigste Resource ist hier die Kreativität - die finanziellen Kosten für die Anbindung können häufig gegen Null gedrückt werden.
Zuletzt geändert von kastow am 27.11.2009, 14:26, insgesamt 1-mal geändert.
Herzliche Grüße,

kastow

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Ronin
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von Ronin »

Tom, ihr seid verrückt. Tim ist ganz besonders verrückt ;)

Als ich vor Jahren meine Trainerlizenz erlangt habe, hat einer meiner damaligen Mitstreiter auf der Sportschule immer gesagt: Ehrenamtliche Vereinshelfer sind Menschen, die Ihre eigenen Familien vernachlässigen, um sich um die Familien von anderen zu kümmern.

Da ist schon ein Stück Wahrheit dran. Und mir fällt gerade auf, dass unser Fußballclub (ein TUS) als Mehrspartenverein da ganz andere Möglichkeiten hat als wir. Und ein Musikverein kann naturgemäß immer ein Event aus ner ganz banalen Sache machen (weil sie eben Musik machen). Nur wir können eben nicht immer Judo machen. Aber die Grundrichtung, die du da schreibst, ist richtig und eigentlich wissen wir das hier alle. Allerdings muss ich jetzt wo ich es so direkt lese, gerade einmal feststellen, dass wir da etwas eingeschlafen sind (klar, die letzten Jahre habe ich mich auf die Erwachsenen konzentriert und das aufgebaut und ich hab auch nur zwei Hände - wie jeder)

Jetzt kann ich mir momentan noch nicht vorstellen, einen Leseabend abzuhalten...(verdammt ich war mal Judotrainer...)
- was tut ihr da, was lest ihr?

Teeverkostung, das kann ich mir noch weniger vorstellen (was es nicht unmöglich macht, ich lerne täglich).
Über wieviele Kinder redest du da eigentlich? 5, 10 100, 200? Ich glaube, mit einer kleineren Gruppe geht es besser als mit ner grösseren...
Zuletzt geändert von Ronin am 27.11.2009, 15:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Lippe
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von Lippe »

der tom hat geschrieben:Hallo Hofi,
das Problem ist eben, daß man genügend "Verrückte" (Erwachsene) finden muß, die all das in ihrer Freizeit zusätzlich zum normalen Training organisieren - selbstverständlich ohne jede finanzielle Entschädigung.
Man muß schon ziemlich einen an der Klatsche haben, um das auch noch mit Begeisterung zu tun.
;)
Aber ich hab ja nie behauptet, meine Jungs und ich wären normal ...
Ich denke, dass das ja auch nicht von nur einem gemacht werden muss. Hier lohnt es sich zu delegieren. Wenn alles nur ein Einzelner macht, wächst es ihm leicht über den Kopf und es sind vielleicht immer wieder (zu) ähnliche Dinge, die nicht alle Mitglieder ansprechen. Bindet man andere Leute mit ein kriegen sie das Gefühl in dem Verein gebraucht zu werden, ohne gleich langwierige Verpflichtungen (wie z.B. Trainer, Vorstand, ...) einzugehen, wenn es "nur" um die Organisation eines einzelnen Events geht.
Neben Festen können das auch Wanderungen, Skiausfahrten etc. sein. Dies hatten wir aber auch schon in einem anderen Faden behandelt.

Diese Aktivitäten neben der Matte sind IMHO unheimlich wichtig, um die Leute auch langfristig an den Verein / die Trainingsgruppe / ... zu binden.
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Fritz
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von Fritz »

Das ist auch, was m.M.n ein "Verein" von ner "Schule" oder nem "Club" unterscheidet.
Ein Verein muß Leute vereinen und genau dazu braucht es diese soziale Gefüge, welches
durch die von Tom und anderen beschriebenen Unternehmungen gefestigt wird.
Ich denke, dass das ja auch nicht von nur einem gemacht werden muss. Hier lohnt es sich zu delegieren.
Delegieren ist ein häßliches Wort.
Besser: Verantwortung übertragen, einbinden, die Last
verteilen...
Es ist naturgemäß immer so, wenn jemand in grenzenloser Naivität versucht, für andere
was ganz tolles zu organisieren, werden die anderen immer unzufrieden sein
und was zum Nörgeln finden, Sündenbock ist dann der Naive.
Darum ist es tatsächlich besser, "die anderen" zu aktiv mitwirkenden zu machen, dann könnten sie zwar immer noch
nörgeln, aber letztendlich mit sich selbst ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Jupp
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von Jupp »

Ich möchte in diesem Zusammenhang dann doch noch einmal eine Lanze für den hier immer von einigen gerne gescholtenen DJB brechen, der in seinen Rahmentrainingsplänen auch auf solche sozialen/motivationalen Aktivitäten gezielt hinweist.

So steht in "Judo lernen" (Bonn 2005, S. 147) für die Judo-Grundausbildung der 7-10-jährigen unter dem Thema "Teilziele" unter anderem:
3. Motivationale Inhalte
- gemeinsame Aktivitäten der Trainingsgruppe auf der Matte und außerhalb (Gürtelprüfungen, Fahrten zu Freundschaftskämpfen, Feiern zu besonderen Anlässen, wie z.B. große Ferien, Weihnachten, besondere Erfolge etc, Aktivitäten im Freizeitbereich wie Ferienfreizeiten, Besuch von Veranstaltungen etc.)
...
und auch

4. Soziale Inhalte
...
- Spielnachmittag (Trainingseinheit, in der ausschließlich gespielt wird und zu der jeder Judoka kommen und außerdem noch Freunde und Geschwister mitbringen kann)
...
Für das Judo-Grundlagentraining der 11-14-jährigen wird u.a. vorgeschlagen ("Judo anwenden", Bonn 2006, S. 183)
Ausflüge ins Schwimmbad oder zum Kanufahren
gemeinsamer Ausflug in einen Freizeitpark
gemeinsamer Kinobesuch
u.a.m.

Auch wenn sich diese Vorschläge nicht auf die hier im Faden angesprochene Altersgruppe beziehen, weisen sie doch darauf hin, dass es beim Judo (auch innerhalb des DJB!) nicht nur um technisch-taktische Ziele und Inhalte geht, sondern auch die Allgemeine Motorik, sowie motivationale und soziale Ziele und Inhalte ins Auge gefasst werden sollen und müssen, wenn die uns anvertrauten Jugendlichen und Erwachsenen "ganzheitlich" unterrichtet und ausgebildet werden sollen.

So wird Judo in erster Linie als ein (körperliches) Erziehungssystem verstanden, bei dem es um die körperlich, geistige und seelische (emotionale) Entwicklung der uns anvertrauten Persönlichkeiten (ganz gleich ob jung oder alt) geht und die dabei verwendeten Judotechniken nicht die alles entscheidende Rolle spielen.

Man kann darüber streiten, ob die verwendeten Inhalte (Würfe, Griffe, aber auch Schläge und Stöße) die anzustrebenden Ziele erreichen oder nicht. Aber entscheidend ist dabei nicht ein gewonnener Kampf (ganz gleich ob auf der Straße oder auf der Matte) sondern ob aus den uns anvertrauten Schülern "gute" Menschen und "erfolgreiche" Mitglieder unserer Gesellschaft werden - und das weiß man leider oft erst später (manchmal leider auch zu spät)...

Jupp
tom herold
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von tom herold »

Hallo Ronin,
Leseabend geht so: man versammelt (nach entsprechender Ankündigung oder bspw. im Trainingslager) die lieben Kleinen (in der Gruppe der Jüngsten bei uns 30 Kinder) um sich und hat ein gutes Buch dabei - etwa von Astrid Lindgren. Oder von Sven Nordquist ... ;)
Tja, und dann liest man vor (also ich bin derjenige, welcher ..), und die Kinder sind ganz still und versinken in den Geschichten ...
Und finden das supercool.
Und putzigerweise sind ganz zufällig die Mittelgroßen (so 13-16) auch sehr zahlreich dabei ...

Wenn wir in Urberach bei Frank sind, ist es bereits Tradition, daß wir alle (manchmal 15 Personen) in Franks Musikzimmer sitzen und aus seiner unendlich riesigen Sammlung klassischer Musik besondere Stücke hören.
Unsere Jugendlichen, die ich mit meiner Vorliebe für Klassik infiziert habe (und zwar alle!) sind ganz verrückt danach ...
Ich denke, daß da natürlich Franks Vorbild zum Tragen kommt (der Mann wäre um ein Haar Dirigent geworden). Er kann zu dieser Musik auch so viel Interessantes sagen ... und wird da natürlich von unseren Jungs umlagert.
Christian hat unsere Truppe schon erlebt, der weiß, wovon ich rede - und er macht es mit seinen Üblingen ja im Prinzip genauso.
Ich glaube, man bezeichnet das, was wir da ganz selbstverständlich machen, als "Bunbu Ryodô".
:D

--

... ach so, eins noch - da die Erwachsenen und älteren Jugendlichen das alles gern (!) mitorganisieren, bindet man sie natürlich erst recht an die Truppe ...
Zweite Familie sozusagen.
Und das meinen wir auch so.
Zuletzt geändert von Fritz am 27.11.2009, 16:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Hofi
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von Hofi »

Ein wichtiger Punkt ist in meinen Augen für diejenigen, die Wettkampfinteresse haben (unabhängig von der Altersklasse) das Vorhandensein einer Mannschaft, egal auf welchem Niveau die dann kämpft. Aber dieses gemeinsame Auftreten, das gemeinsame Ziel, hält die Leute ungemein bei der Stange.
Bis dann
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Olaf
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von Olaf »

Hach wie schön. Man trifft sich wieder beim eigentlichen Thema und stellt fest, dass man in der Sache gar nicht so weit entfernt ist. Offensichtlich wissen die Engagierten unter uns schon, wie es geht Leute zu binden. Bei dem einen oder anderen mangelt es an Zeit, aber nicht an der grundsätzlichen Einsicht, dass es der richtige Weg ist, sich um die Leute zu kümmern, und zwar ganzheitlich und nicht nur 1 Stunde in der Woche auf der Matte.

Bei den von Tom beschriebenen Aktivitäten sehe ich eine Bestätigung meiner vorher aufgestellten These. Er macht Leseabende, Teeverkostung etc. Nun könnte er als weitere Aktivität wahrscheinlich auch Beachvolleyball oder Tischtennis anstatt von Judo anbieten, die Leute würden ihm trotzdem die Hütte einrennen (wenn er ein guter Trainer in dem Bereich wäre). Einfach weil er das, was er macht, gut macht.
Das wurde weiter vorn einmal als Beliebigkeit angeprangert, ändert aber nichts am Sachverhalt. Wenn der Trainer, bzw. das Team eine Sache mit Herzblut vorantreibt, kommen die Leute. Wenn man etwas halbherzig oder pädogogisch schlecht macht, bleiben die Leute weg.
Ob ich nun Judo mit oder ohne Atemi anbiete, ist glaube ich zweitrangig.
Als Beleg für diese Behauptung mag dienen, dass es nicht nur Vereine mit Atemi gibt, die lebendig bis in die Gruppe der Erwachsenen sind, sondern eben auch Vereine, die ohne Atemi auskommen.

In einem anderen Faden hatte ich angemerkt, dass es eine Untersuchung gibt, inwieweit die Inhalte der Sportart das Verweilen beeinflussen. Dieser Faktor nimmt mit dem Alter zu, will sagen, dass es mit steigendem Alter immer mehr Menschen sind, die sich ihre Freizeitbeschäftigung nach deren Inhalt aussuchen.
Trotzdem wird die Masse der Menschen auch mit steigendem Alter eher von anderen Faktoren angezogen als dem hochwertigen Inhalt. Als Untermauerung dieser These möchte ich das Beispiel "Fernsehkonsum" nehmen. Unwidersprochen bieten Programme wie z.B. Arte eine hohe Qualität, trotzdem hat dieser Sender mit die geringsten Zuschauerquoten. Andere Sender bieten eben die einfachere Unterhaltung, also schaut die Masse der Leute eben andere Sender.
Ich behaupte, bei einer kompletten Umstellung des DJB auf Angebote in der Art von Tom und seinen Leuten, würden die meisten Vereine Schiffbruch erleiden, denn die Kombination aus der Leistungsbereitschaft der potentiellen Mitglieder und dem durchschnittlichen Engagement der Vereinsführungen in den deutschen Vereinen würde einem so ambitionierten Projekt wahrscheinlich das Genick brechen.
Man kann den bestehenden Zustand bedauern, muss ihn aber glaube ich als gesellschaftliche Realität anerkennen, die wir mit noch so viel Judoangeboten nicht ändern können. Es macht aber keinen Sinn, wenn sich hier engagierte Vereinsleiter gegenseitig die Mängel vorwerfen, die man beim System des Anderen zu sehen glaubt. Viele hier haben volle Matten und machen demzufolge offensichtlich Dinge richtig. Möglicherweise für andere Zielgruppen und mit etwas anderen Inhalten, aber jeder nach seiner Art.

Wir sollten nur aufhören, die Arbeit von anderen abzuqualifizieren, wenn sie in dem Sinne erfolgreich ist, Leute jeden Alters von den Straßen oder vor dem Fernseher wegzuholen.

LG
Olaf
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen

Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.

Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
Lin Chung
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von Lin Chung »

Ich behaupte, bei einer kompletten Umstellung des DJB auf Angebote in der Art von Tom und seinen Leuten, würden die meisten Vereine Schiffbruch erleiden, denn die Kombination aus der Leistungsbereitschaft der potentiellen Mitglieder und dem durchschnittlichen Engagement der Vereinsführungen in den deutschen Vereinen würde einem so ambitionierten Projekt wahrscheinlich das Genick brechen.
...das sehe ich nicht so. Du scheinst immer erst pessimistisch zu mutmaßen.
Erst die Probe machen und dann meckern und nicht vorher schon schlechtreden
Je älter man wird, desto unflexibel wird man. Also muss man dagegenhalten.
Soviel ich weiß, hat Tom da einiges im Back pack und Fritz kann das bestätigen.
Grüße
Norbert Bosse
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von kastow »

Auch in dem roten Ausbildungsskript Fachübungsleiter- / Trainer-C-Ausbildung in Redaktion von Ralf Lippmann finden sich auf den Seiten 331 - 335 viele Anregungen und Ideen zu "Maßnahmen, Aktivitäten und Aufgaben außerhalb der Judomatte".
Herzliche Grüße,

kastow

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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von schorschi »

Olaf hat geschrieben: In einem anderen Faden hatte ich angemerkt, dass es eine Untersuchung gibt, inwieweit die Inhalte der Sportart das Verweilen beeinflussen. Dieser Faktor nimmt mit dem Alter zu, will sagen, dass es mit steigendem Alter immer mehr Menschen sind, die sich ihre Freizeitbeschäftigung nach deren Inhalt aussuchen.
Hallo zusammen,
nachdem ich selber im Alter von 24 jahren (nach 14 Jahren Judotraining) durch Umzug nicht mehr trainieren konnte (es gab den nächsten verein in ca. 40km Entfernung) habe ich letztes Jahr wieder angefangen mit knapp 40 Jahren. Ich selber bin einer, der wie hier so geschrieben wird "Wettkampfjudo" gelernt hat, also ohne Atemis, war mir auch gar nicht klar, dass dies zum traditionellen Judo gehört.

Interessant finde ich das Zitat hier von Olaf, denn genau so muss man das sehen. Ein Erwachsener schaut sich verschiedene Sportarten an und entscheidet dann nach dem Inhalt. Der eine möchte z.B. nur Formen/Katas üben -> Karate ?? der andere möchte Boxen, mit Sparring um seine Grenzen kennenzulernen, wieder ein anderer geht zum Boxen nur für die Fitness, macht dort nur Sandsack/Boxbirne/Schattenboxen/Pratzenübungen.

Da macht es wenig Sinn, darüber zu diskutieren, ob der Erwachsene eher zum Judo geht, wenn dort auch Atemis gelehrt werden, was ich selber als Erweiterung des Judotrainings sehen würde und eher im Kinder/Jugendbereich als gutes Mittel gegen die Abwanderung zu den Karate- oder Tae-kwon-do-Clubs halten würde. Ich selber habe auch verschiedene andere Kampfsportarten ausprobiert, fand diese auch interessant, aber keine hat mich so angesprochen wie Judo.
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von Lin Chung »

Hallo Gast
Da macht es wenig Sinn, darüber zu diskutieren, ob der Erwachsene eher zum Judo geht, wenn dort auch Atemis gelehrt werden,
...deine Meinung.

Ich habe mit Judo aufgehört und genau das nicht mehr angefangen, da mir Taekwondo / Kenpo damals mehr entgegenkam.
Grüße
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von schorschi »

Und mein Sohnemann hat nach der ersten Gürtelprüfung mit dem Karate aufgehört, weil es ihm zu theoretisch war. Beim Judo fühlt er sich wohl, weil er auch die Wirkungen der Techniken am lebenden Gegner ausprobieren kann.
Ich habe mit Judo aufgehört und genau das nicht mehr angefangen, da mir Taekwondo / Kenpo damals mehr entgegenkam.
Und genau damit muss man leben..... nicht jeder macht Judo, nicht jeder macht Kampfsport.. Wieviele Erwachsene gehen denn überhaupt einer Sportart regelmäßig nach.
In meinem Heimatverein war auch Handball die ganz große Nummer, viele Mannschaften und sehr erfolgreich. Für mich ist Handball soooo langweilig wie sonst fast nix im Leben, habe mich nie dafür interessiert. Man kann es einfach nicht allen Recht machen.

Der eine Verein ist sehr wettkampforientiert und verliert deswegen die Mitglieder, die nur einfach so ein bisschen trainieren wollen, der andere macht fast nix für Wettkämpfe, das ist anderen wieder zu "lasch".

Gerade als Erwachsener ist es nicht so leicht, einen Sportart regelmäßig zu betreiben. Da ist mal die Frau abends nicht zuhause, ein Kind krank, ein Elternabend usw...
Wenn man dann Sportarten wie laufen oder "Fitnessstudio" betreibt, dann spielt es halt keine Rolle, ob man 20 Minuten früher oder später kommt oder gehen muss. Wenn ich dran denke, dass wir als Jugendliche 3x die Woche abends zum Training sind und heute, als Familienvater und dem Stress in der Arbeit, der ja nicht weniger wird, da kann ich derzeit mal 2 Wochen trainieren, dann mal 3 Wochen nicht, dann mal wieder 1 Woche usw....
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von Lin Chung »

Und mein Sohnemann hat nach der ersten Gürtelprüfung mit dem Karate aufgehört, weil es ihm zu theoretisch war. Beim Judo fühlt er sich wohl, weil er auch die Wirkungen der Techniken am lebenden Gegner ausprobieren kann.
...im Taekwondo (Vollkontakt) und Kenpo kannst du das ebenso und natürlich auch im Karate. Da hat er wohl was verpasst.
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von schorschi »

Lin Chung hat geschrieben:...im Taekwondo (Vollkontakt) und Kenpo kannst du das ebenso und natürlich auch im Karate. Da hat er wohl was verpasst.
Zum einen möchte man nicht unbedingt regelmäßig mit einem blauen Auge rumlaufen und zum anderen kann man nur die Sportart betreiben, die es auch in der Nähe gibt, das war damals eben normales Karate (denke Shotokan). Bei 1 Kind kann man vielleicht noch eine weitere Anfahrt in Kauf nehmen, aber bei 3 muss man schon auf die Verhältnismäßigkeit achten.
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Re: Mehr Aufmerksamkeit für Judo der Erwachsenen

Beitrag von tom herold »

Lieber "Gast",
du schreibst:
Ich selber bin einer, der wie hier so geschrieben wird "Wettkampfjudo" gelernt hat, also ohne Atemis, war mir auch gar nicht klar, dass dies zum traditionellen Judo gehört.
Soweit kein Problem, man lernt halt nie aus.

Das hier allerdings finde ich bedenklich:
Interessant finde ich das Zitat hier von Olaf, denn genau so muss man das sehen.
Nein.
Muß man nicht.
Ich zum Beispiel sehe es anders.
Und nun?
"Gültet" das jetzt nicht, weil man "es genauso sehen MUSS wie Olaf"?
:irre
Ein Erwachsener schaut sich verschiedene Sportarten an und entscheidet dann nach dem Inhalt.
Erstens ist das 'ne Binsenweisheit - und zweitens:wovon rede ich denn die ganze Zeit??
Der eine möchte z.B. nur Formen/Katas üben -> Karate ?? der andere möchte Boxen, mit Sparring um seine Grenzen kennenzulernen, wieder ein anderer geht zum Boxen nur für die Fitness, macht dort nur Sandsack/Boxbirne/Schattenboxen/Pratzenübungen.
Genau! Alles schön in Schubladen sortieren!
HIER diejenigen, die Kata üben wollen, DORT jene, die boxen wollen ...
Auf die Idee, daß jemand ALL DAS machen möchte, kommst du wohl nicht? Das Konzept einer Kampfkunst ist halt was anderes als das eines Kampfsports ... :alright
Und das hier ist absolut indiskutabel:
Der eine möchte z.B. nur Formen/Katas üben -> Karate ??
Ich bin beinahe versucht, Dieter Nuhr zu zitieren ...
Da macht es wenig Sinn, darüber zu diskutieren, ob der Erwachsene eher zum Judo geht, wenn dort auch Atemis gelehrt werden, was ich selber als Erweiterung des Judotrainings sehen würde und eher im Kinder/Jugendbereich als gutes Mittel gegen die Abwanderung zu den Karate- oder Tae-kwon-do-Clubs halten würde.
Du hast nicht gelesen, was Kanô selbst und Sakujiro Yokoyama oder Kawaishi über das Training der Atemi-Waza geschrieben haben, nicht wahr?
"On a daily basis ..."
Nein, Atemi sind keine "Erweiterung" des Jûdô-Trainings. Sie gehören genauso dazu wie die Wurftechniken. Und nur, weil das mit Fleiß vergessen wurde, bedeutet es nicht, daß dieses Vergessen auch sinnvoll oder wünschenswert wäre.
Und auch, wenn das hier, wie ich zu erkennen meine, auf heftigen Unglauben stößt - die Jugendlichen und Jungerwachsenen, die uns zahlreich die Matte vollstehen, kommen exakt deswegen, weil wir eben unser Jûdô nicht auf das beschränken, was das Sportjudo beinhaltet.
Sie kommen eben doch der Atemi-Waza wegen ...
Soll ich das nun verschweigen, weil's nicht in's Weltbild einiger User hier paßt??

:dontknow
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