DJB sagt Grand Slam Düsseldorf ab

[caesar]

https://www.judobund.de/aktuelles/detai ... sagt-5115/

Da schreibt der DJB dieses Jahr wohl mal schwarze Zahlen, wenn das Minusgeschäft ausbleibt.
Schade für alle deutsche Starter der zweiten Reihe, die internationale Wettkampfluft hätten schnuppern können. Gerade im Männerbereich machen sich die Maßnahmen aus der Amtszeit von Peter Frese ja bemerkbar und die Talentdichte ist sehr dünn. Da kann man nur hoffen, dass Richtung 2024 ein paar herauswachsen und international konkurrenzfähig werden.

[Uwe 23]

Wirklich sehr schade, das war immer eine tolle Veranstaltung.

Ist natürlich verständlich, dass man sie nicht um jeden Preis durchziehen kann.

Hoffen wir, dass es nächstes Jahr wieder klappt.

[caesar]

Da fehlt einfach ein Autokrat, der die Tasche aufmacht und sich damit repräsentieren will. Alle anderen Grand Slams scheinen ja stattzufinden. Paris und Tel Aviv scheinen da auch einfach mehr Unterstützung aus der Politik zu bekommen.
In diesem Jahr war es vermutlich auch besonders schwierig, nachdem der neue Präsident sich nach großen Reformankündigungen doch für einen anderen Arbeitsauftrag entschieden hat.

Die Frage des Nutzens der Investition in den Grand Slam stellt sich ja seit Jahren, dieses Jahr wurde sie mal negativ beantwortet. Vielleicht lässt sich mit dem Gesparten die Judo Top Tour oder ähnliches ausbauen.

[tutor!]

Die Entscheidung hat nach meiner Einschätzung nichts mit dem Rückzug von Daniel Keller aus dem Präsidium zu tun, sondern wirklich mit finanziellen Überlegungen. Die geringeren TN-Zahlen gegenüber den Vorjahren und das nicht durchführbare Trainingslager sind ja schon genannt worden. Zudem gab es Auflagen für verstärkte Einlasskontrollen, für die externes Personal hätte finanziert werden müssen.

Eine wichtige Frage ist auch die der Quali-Punkte für Olympia 2024. Drei Wochen nach Düsseldorf ist der erste Grand-Slam (Mongolei), bei dem es Punkte gibt - für Düsseldorf hätte es keine Punkte gegeben. Es ist nicht schwer zu erraten, wohin die meisten Nationen im Zweifel fahren würden, wenn sie die Wahl hätten, zumal die Kosten für Teilnehmer aufgrund der Pandemieauflagen deutlich höher sind, als in den Vorjahren.

[caesar]

Ich wollte damit auch nicht ausdrücken, dass es am Rückzug von Daniel Keller lag, sondern dass es die Organisation nicht einfacher macht, wenn das Präsidium im Wandel ist.

Eine wichtige Frage ist auch die der Quali-Punkte für Olympia 2024. Drei Wochen nach Düsseldorf ist der erste Grand-Slam (Mongolei), bei dem es Punkte gibt - für Düsseldorf hätte es keine Punkte gegeben. Es ist nicht schwer zu erraten, wohin die meisten Nationen im Zweifel fahren würden, wenn sie die Wahl hätten, zumal die Kosten für Teilnehmer aufgrund der Pandemieauflagen deutlich höher sind, als in den Vorjahren.

Die Argumentation geht immer in beide Richtungen. Gerade weil weniger Starter zu erwarten gewesen wären, wäre es gut für die deutschen Starter gewesen, dort Weltranglisten zu sammeln, um dann bei den Turnieren in der Qualifikationen einen möglichen Setzplatz in der Liste zu haben. Gerade bei den Frauen macht das was aus, im Männerbereich, naja. Der Umstand hat ja Frankreich und Portugal auch nicht aufgehalten, ihre Turniere der World Tour durchzuführen bzw. kommen ja auch noch Israel, Georgien, Türkei und Russland vorher. Ich finde das Argument der Olympiapunkte immer etwas kurz gedacht, so groß wie die Tour mittlerweile geworden ist und die Punkte eh nur 50% zählen am Ende.

[tutor!]

Es ging wohl dabei mehr um die zeitliche Nähe zum ersten Turnier mit Quali-Punkten. Bei den anderen GrandSlams startet der DJB ja auch, sogar mit relativ großem Kontingent. Für das Geld, das jetzt in Düsseldorf hätte investiert werden müssen, kann eine sehr große Mannschaft sehr oft woanders starten.... Er wäre um einen sechsstelligen Betrag mit einer höheren Zahl als einer 1 davor gegangen.... wohlgemerkt als Zuschuss aus Eigenmitteln.

[Fritz]

Mich erstaunt nur immer wieder, daß es - obwohl Judo ja durch die ganzen Regeländerungen der letzten Dekade ja nun ungeheuer attraktiv fürs (Fernseh-)Publikum gemacht wurde -
es offenbar bei uns immer noch nicht möglich ist, so eine Veranstaltung so zu organisieren und zu vermarkten, daß sie kein Zuschuß-Geschäft ist ...

[caesar]

Das scheint eher ein deutsches oder westeuropäisches Problem zu sein. Weltweit ist die World Judo Tour vor der Pandemie immer weiter gewachsen und auch jetzt kommen wieder neue Stationen dazu. Es scheint also genug Anreiz zu geben, gerade wenn man einmal schaut, wer seit 2018 alles eine Turnier der Serie veranstaltet hat.
Tunesien, Frankreich, Deutschland, Marokko, Russland, Georgien, Türkei, China, Kroatien, Ungarn, Aserbaidschan, Mexiko, UAE, Usbekistan, Niederlande, Japan, Israel, Kanada, Brasilien, Australien, Katar, Portugal, Mongolei; 23 Länder auf 5 Kontinenten, da scheint mir weltweites Interesse durchaus gegeben. Vielleicht liegt das Problem ja doch woanders.

[Uwe 23]

Es hängt halt alles am Geld.

In anderen Länder stehen große Sponsoren, oder der Staat dahinter.
Es gibt zwar in Deutschland einige Unterstützung, aber längst nicht das, was nötig wäre, um die Veranstaltung auch in solch schwierigen Zeiten zu stemmen.

Es war wohl auch immer schon ein Problem des Grand Prix / Grand Slam in Deutschland, dass manche Ausrichter nahezu unbegrenzte Mittel haben und dadurch die Erwartungen der IJF an alle Ausrichter entsprechend hoch sind.

Der DJB konnte die IJF immerhin schon zu einigen Kompromissen bringen, und überhaupt erst zum Grand Slam werden, weil mit anderen Aspekten gepunktet wurde: Infrastruktur, Organisation, Publikumsinteresse, Teilnehmerinteresse.

[tatjana94]

Oh nein, wie schade!

[M. Olinero]

Übrigens, was in der Allgemeinheit noch nicht ganz durchgedrungen zu sein scheint (da der DJB sich auch nicht wirklich bemüht, dies öffentlich kundzutun), aber bereits seit einiger Zeit feststeht: Auch in den kommenden beiden Jahren wird es definitiv keinen Grand Slam in Deutschland geben. Als Ersatz versucht man wohl, eine WM oder EM der u21 nach Deutschland zu holen...

[nur_wazaari]

Übrigens, was in der Allgemeinheit noch nicht ganz durchgedrungen zu sein scheint (da der DJB sich auch nicht wirklich bemüht, dies öffentlich kundzutun), aber bereits seit einiger Zeit feststeht: Auch in den kommenden beiden Jahren wird es definitiv keinen Grand Slam in Deutschland geben. Als Ersatz versucht man wohl, eine WM oder EM der u21 nach Deutschland zu holen...

Das mit der Ausrichtung eines Grand Slam wäre ja auch eine große Überraschung, denn finanziell gibt es erwartungsgemäß in nächster Zeit nicht viel zu bestellen. Dafür kann der Verband sicher nur bedingt etwas. Man wird wohl eine EM U23 ausrichten, wobei dies natürlich die am wenigsten prestigeträchtige der Meisterschaften überhaupt ist. Ob das dem hiesigen Nachwuchs genug Motivation ist, vor heimischer Kulisse zu kämpfen? Immerhin wird man große Anreisekosten und womöglich auch Unterkunftskosten sparen können, das ist doch schon mal was.

Im Übrigen werden sich solche großen Veranstaltungen wie internationale Meisterschaften und Grand Prix/Grand Slam mit einem schwer einzuschätzendem Effekt (lohnt sich das tatsächlich irgendwie?) in vielen europäischen Staaten kaum noch finanzieren lassen. Man muss schon ordentlich draufzahlen - dann sicher auch zulasten des Nachwuchses. Und wenn die Verbandsspitzen dann auch noch eher unprätentiös sind und sich nicht in irgendwelchen Erfolgen aalen wollen, dann wird es erst recht schwierig. Also lässt man es, was ich dann auch richtig finde.

Ist insgesamt nicht mein ganz großes "Judo-Thema", aber am Rande durchaus mal interessant. Ein bisschen weltlich eben.

[HBt.]

... und dreimal um die ganze Welt, innerhalb von einer Woche - mit den schönen Bildern unserer Möchtegerngladiatoren (m/w/d & mixed), unseren Stars des Monats.

Wir müssen uns als Gesellschaft (als Mensch) die Frage stellen: können (dürfen) wir uns derlei Verschendung noch leisten, um welchen Preis?

HBt.

[nur_wazaari]

"Man muss schon ordentlich draufzahlen - dann sicher auch zulasten des Nachwuchses."

Darunter würde ich die Gesamtkosten bei fragwürdigem Gesamtnutzen fassen, mit der ernüchterten Feststellung, dass man (wer?) offenbar auch dazu bereit ist, diese ungleiche Rechnung zu tragen - weil zumindest ausgemacht scheint, wer die wohl nicht wird tragen müssen.

Und der Umwelt - unserer Umwelt - der Umwelt der anderen zu liebe... nein, zu Leibe rücken wir dieser...immer wieder liest und hört man: "Aber andere machen doch auch..."

Wer fängt an, wer fühlt sich verantwortlich, für was wollen wir stehen - Vorbilder schaffen?

Nachhaltigkeit ist kein Judowert, Empathie genau genommen auch nicht.

[HBt.]

... ein zentraler Baustein (der Progression) "des Wissens" der Niveaustufe 2 der neuen APO des DJB

Beschreibt typische Transfersituationen für die Judowerte im Judo und im Alltag.

Ich vermute:

(...) Nachhaltigkeit ist kein Judowert, Empathie genau genommen auch nicht.

würde Herr Kano noch leben und wäre er federführend und maßgeblich unterwegs, dann könnte NACHHALTIGKEIT & EMPATHIE Einzug finden. Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Wohlstand und der Geldregen, jeden Funktionär (und das wäre Herr K. heute wahrscheinlich) korrumpiert und die Gier siegreich nach Hause geht - alles zu Lasten unseres Judotraums.

Was mich wirklich stört, ist die dauerhafte Diskrepanz zwischen den Hochleistungswerbefotos, den wöchentlichen EVENTS rund um den Erdball,
und
der Wirklichkeit in deutschen Schlafzimmern.

Unter "Schlafzimmern" möchte ich den Betrieb und das Leben eines durchschnittlichen Sportvereines in Deutschland verstanden wissen.

Gut,
der GrandSlam fällt aus, er ist aus dem jährlichen Programm* gelöscht worden, na und?!

HBt.

*Potpourri