Gewalt gegenüber Trainingskameraden

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Judo-Biggi
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Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von Judo-Biggi »

Hallo alle miteinander. Ich muß mal folgendes Problem aufwerfen. Wir waren über Pfingsten im Trainingslager und eigentlich lief soweit alles gut. Allerdings wurde mein Sohn (11 Jahre) permanent von einem der anderen Sportler (gleicher Verein, gleiches Alter) geärgert oder er schickte einen anderen Jungen zum Ärgern vor. Von meinem Verein waren keine Trainer da, nur vom zweiten Verein, mit dem wir immer gemeinsam ins Trainingslager fahren. Am letzten Abend eskalierte die Situation im Jungenzimmer gegen 22.00 Uhr in der Art, daß der oben erwähnte "Sportler" meinen Sohn verprügelte, so daß die Oberlippe blau, geschwollen und eingerissen war. Leider wurde es erst von uns bemerkt, als mein Sohn es geschafft hatte, aus dem Zimmer zu entkommen. Mein Trainer meint jetzt, wir hätten es sofort klären müssen (obwohl ich weder Trainer noch Übungsleiter bin) und er macht nichts mehr. Mein Sohn wird jetzt mit dem Judo aufhören. Ich bin der Meinung, daß dieser Schläger eine wirksame Strafe verdient hätte und zwar von unserem Trainer (der ja auch der Vereinsvorsitzende ist). Am liebsten würde ich jetzt auch diesen Verein verlassen, denn so geht es doch nicht. Vielleicht hat einer noch einen guten Tip für mich. Eure Judi-Biggi
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Fritz
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von Fritz »

Hmm, klingt verfahren.

Also Du warst anwesend beim Trainingslager, aber von eurem Verein kein Trainer?
Das ist schon mal merkwürdig.

Merkwürdig ist auch, daß Du nichts gemerkt hast, erst als es eskalierte...
Was war Deine Aufgabe auf dem Trainingslager?

Euer - nicht anwesend gewesener - Trainer hat sicherlich recht, wenn er meint, ihr hättet es sofort vor
Ort klären müssen, er kennt die Geschichte ja nur vom Hörensagen.

Nun ist es aber so geschehen (das Nicht-Vor-Ort-klären) und kann nicht mehr geändert werden.
Da ist es für mich unverständlich, warum nicht der Trainer die Beteiligten zusammenruft und
sich die jeweilige Version der Geschichte erzählen läßt und gegebenenfalls noch Zeugen befragt
(die es ja sicherlich gibt) um dann geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Frieden in der Gruppe
zu schaffen...
Normalerweise sind Trainer daran interessiert, daß eine Gruppe gut miteinander klarkommt.

Offensichtlich scheint dies hier anders zu liegen... :evil:

Ansonsten solltest Du Dich direkt an die Eltern des Schlägers wenden und
sie über den Vorfall informieren, ich denke, sie haben da schon ein Recht drauf, um
erzieherisch einwirken auf ihren Sproß einwirken zu können...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von tutor! »

Ich antworte jetzt hier einmal sehr hart: Was da passiert ist, ist eine Straftat, wenn auch begangen von einem Strafunmündigen. Es waren dort Leute mit der Aufsicht betraut, um genau derartiges zu verhindern. Aber auch die Eltern können sich nie ganz von ihrer Aufsichtspflicht lösen.

Ich würde strafrechtliche Konsequenzen prüfen. Der Trainer Eures Vereins ist allerdings in dieser Beziehung fein raus. Allerdings stimme ich Dir zu, dass es eigentlich einer vereinsinternen Aufarbeitung bedarf.
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gast

Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von gast »

Straftat pfffffffffffffff :P

Seid wann ist es denn so, daß sich Jungs in dem Alter nicht mal kloppen?
Als wir so alt waren, ist das dauernd passiert und da hat keiner nach dem Staatsanwalt gebrüllt.
Kriegt euch mal wieder ein.

Straftat :rofl
So ein Quark. :irre

Gernot
Zuletzt geändert von Fritz am 04.06.2009, 23:11, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Beitrag in lesbares Deutsch gebracht.
tutor!
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von tutor! »

gast hat geschrieben:Straftat pfffffffffffffff :P
Wenn Du Dir das obige Posting mal genau anschaust, wirst Du feststellen, dass hier keine "normale" Klopperei beschrieben ist, sondern eine ziemlich perfide Art des Mobbings mit Vorschicken anderer usw., das letztlich in physischer Gewalt mündete.

Beides sind eindeutig Straftaten - und man muss sehr genau überlegen, wie man in einem solchen Fall reagiert. Leider habe ich professionell in der Vergangenheit sehr viel mit judendlichen Straftätern zu tun gehabt und Du kannst mir glauben, dass ich weiß, wann man dem Ganzen einen Riegel vorschieben muss und wann nicht. Es ist im besten Interesse des Täters, wenn er rechtzeitig einen gewaltigen Schuss vor den Bug bekommt, um so vielleicht einmal darüber nachzudenken, was er tut.

Offensichtlich sehen sich die Aufsichtspersonen ja auch in keinerlei Verantwortung. Daran sollten Sie erinnert werden. Mobbing und Körperverletzungen sind nun mal nichts, was als "normal" hingenommen werden muss.

Diese Hätschel- und Verständnispädagogik, die die Jugendlichen allzu oft vor den Konsequenzen ihres eigenen Handels bewahrt, führt leider häufig erst recht in die Gewaltspirale.
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Olaf
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von Olaf »

Ich gebe Tutor! vollkommen recht.
Ich habe ebenfalls jahrelang haupt- und jetzt noch auf Projektebene mit gewaltbereiten Jugendlichen zu tun. Ein Konsequenz ihres Handelns zur rechten Zeit zu erfahren, hätte in den meisten Biografien vieles verhüten können. Dazu ist es ebenfalls noch wichtig, dass die Konsequenz möglichst früh erfolgt. Also am Besten an dem Abend des Vorfalles noch, oder spätestens nach Bekanntwerden im eigenen Verein.
Ich als verantwortlicher würde reagieren und zwar nicht mit Kuschelpädagogik. Wie genau würden die Gespräche mit den Beteiligten ergeben.

LG
Olaf
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen

Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.

Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
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Fritz
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von Fritz »

@Judo-Biggi:
Ein Frage geht mir noch durch den Kopf:
Hatte Dein Sohn sich wenigstens gewehrt?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von tutor! »

Fritz hat geschrieben:Hatte Dein Sohn sich wenigstens gewehrt?
Und wenn ja: wie?

Das Wichtigste an einem solchen Vorfall ist, dass alle Beteiligten (Opfer, Täter, Aufsichtspflichtige) merken, dass das System funktioniert. Ein Opfer muss merken, dass der Täter zur Rechenschaft gezogen wird, der Täter muss Grenzen gesetzt bekommen und die Aufsichtspflichtigen müssen merken, dass sie sich nicht so einfach aus der Verantwortung entlassen können.

Ein Gewaltopfer, das eben nicht erlebt, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden, wird mit der Zeit beginnen daran zu zweifeln, dass ihm das System Schutz gibt. Also wird er versuchen, sich außerhalb des Systems diesen Schutz zu verschaffen. Manche tun dies, indem sie selbst gewaltbereit werden, frei nach dem Motto: ich fresse lieber selber, bevor ich gefressen werde. Die Rechtfertigung ist dann immer wieder, dass ja anders nichts passieren würde, auf deutsch: dass das System ohnehin versagen würde.

Täter, die keine Grenzen gesetzt bekommen, lernen allenfalls, dass es sich nicht lohnt, sich an Regeln zu halten. Es droht ein immer weiteres Abdriften.

Dass Jungs schon mal Revierkämpfe austragen, ist vollkommen normal und darf sicher nicht überbewertet werden. Aber dieser Fall bedarf tatsächlich einer genaueren Betrachtung.

Ich hatte einmal mit einem Jugendlichen zu tun, den ich leider nicht mehr vor einer endgültig kriminellen Karriere retten konnte. Mir fällt dieser Fall ein, weil auch der Peiniger in diesem Fall zunächst einen anderen vorgeschickt hat.

Dieser Jugendliche wurde, als er noch 12 bzw. 13 Jahre alt war, von seiner Clique immer vorgeschickt, wenn es um Diebstahl, Raub o.ä. ging. Schließlich war er nicht strafmündig. Als er dann 14 war, entwickelte er eine eigene Masche. Er ging zu einem Kind und forderte es auf, von einem anderen Kind Geld zu verlangen. Das erste Kind solle dem zweiten Kind Prügel androhen, falls es die Herausgabe des Geldes verweigert.

Hat einer "gepetzt", tat er es als Scherz ab - er wollte das erste Kind doch nur verarschen und außerdem hätte schließlich nicht er Prügel angedroht, sondern der andere. Damit kam er eine Weile durch, wohl weil niemand so recht einschreiten wollte.

Im von Judo-Biggi geschilderten Fall kann man ohne weiteres von einem planvollen Vorgehen ausgehen. Erst wird ein anderer geschickt - mit welchen Argumenten und "Aufträgen" auch immer. Und später, wenn sich herausstellt, dass man tatsächlich ein Opfer gefunden hat, geht man selbst richtig drauf. Bis dahin hält man sich feige im Hintergrund.

Um diese Sache wirklich aufzuklären und um geeignete Maßnahmen treffen zu können - und zwar im Interesse aller Beteiligten - sollte man den Vorfall sehr genau unter die Lupe nehmen. Und den Tätern sollte klar gemacht werden, dass ein solchen Verhalten bei 14jährigen ernste Konsequenzen nach sich ziehen würde.
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Judo-Biggi
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von Judo-Biggi »

Vielen Dank für Eure schnellen Antworten. :danke Also mein Sohn hat versucht sich zu wehren und hat dem Schläger eine Backpfeife verpaßt, worauf dieser noch wilder auf ihn einprügelte. Danach ist er aus dem Zimmer geflüchtet. Unsere Trainer waren nur am 1. und am 2. Tag dabei, da sie wieder arbeiten mußten (sie sind erst seit kurzem selbstständig). Mein Mann und ich waren auch im Trainingslager, da wir selber aktiv Judo betreiben und uns sehr im Verein einbringen. Dazu zählte für uns auch, daß wir als Betreuer dabei waren. Daß kein Erwachsener dieses Drama rechtzeitig bemerkte, liegt zum Teil auch daran, daß kurz vorher noch einmal eine Zimmerkontrolle erfolgt war und alles ruhig schien. Das Schlimme ist ja auch, daß unsere drei kleinen Jungs (ca. 8 Jahre alt), alles mitbekommen haben und Angst hatten. Der sechste im Zimmer hatte Angst einzuschreiten, da er befürchtete, wieder mal die Schuld zu bekommen. Er hat mir am nächsten Morgen erzählt, was da wirklich passiert ist, da mein Sohn abends dazu nicht mehr in der Lage war. Der Vater von dem Schläger war übrigens auch mit und für den ist das nur ein Dummerjungenstreich. Ich denke aber auch, daß sein Junge in die Schranken gewiesen werden muß, um zu lernen, daß es so nicht geht. Zudem ist so ein Verhalten für einen Sportler allgemein und für einen Judoka erst recht absolut untragbar. Allerdings befürchte ich, daß sich dieses Verhalten meinem Sohn gegenüber in der Schule fortsetzen könnte, da beide in dieselbe Klasse gehen. Judo-Biggi
tutor!
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von tutor! »

Der Vater von dem Schläger war übrigens auch mit und für den ist das nur ein Dummerjungenstreich.
q.e.d.
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Fritz
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von Fritz »

Ok, am "sich wehren" muß Dein Sohn also noch arbeiten, wenn dann richtig - oder halt
gleich weggehen :-/

Jetzt wundert mich aber doch ganz stark, warum ihr den Übergriff nicht sofort nach Kenntnisnahme
an Ort und Stelle geklärt habt. Dafür wart ihr ja die Betreuer...

Wir hatten mal einen ähnlichen Fall in einem Trainingslager, da haben welche ein
"Ritalin-Kind" gehänselt, der dann auch prompt drauf ansprang und mal kräftig zugelangt
hat und dann hat er noch ein bissel randaliert und sich davon auch nicht durch eine
ältere, höhergraduierte Jugendliche abhalten lassen.
Die Beteiligten hatte wir dann sofort zusammengerufen, jeder durfte seine Version der Geschichte
erzählen, dann wurde das Bild des Tathergangs etwas klarer und die, welche es verdient hatten,
durften als Strafe ne hübsche Stange Liegestütze machen u. sich vertragen (so mit Hand geben).
Danach war Ruhe.

Ich denke, es war damals für alle Beteiligten wichtig,
a) zur Ruhe zu kommen und ungestört ihre Version erzählen zu können,
b) unsere Bewertung der Tat erläutert zu bekommen u.
c) sofort die Konsequenz zu spüren...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Judo-Biggi
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von Judo-Biggi »

Hallo Fritz, das Problem mit dem sich wehren ist bei meinem Jungen, daß er mit ca. 6 Jahren (bevor er Judo trainierte) immer gleich ausgerastet ist und dann auch aggressiv wurde. Wir haben sehr daran mit ihm zusammen gearbeitet, daß er ruhig bleibt und lieber weggeht, aber dort kam er nicht weg.
Natürlich hast du recht, daß wir als Betreuer sofort eine Klärung hätten herbeiführen sollen, aber wenn der Schuldige tut, als ob er schläft und dann noch von seinem Vater in Schutz genommen wird, da kann man nicht viel machen.
Aber ich denke auch, daß die Klassenlehrerin informieren werde, nicht um den Schläger von ihr bestrafen zu lassen, sondern nur, daß die Lehrer ein Auge auf meinen Sohn und den anderen haben. Zum Glück wechselt mein Sohn im nächsten Schuljahr auf eine andere Schule. LG Judo-Biggi
lothar
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von lothar »

tutor! hat geschrieben:Ich antworte jetzt hier einmal sehr hart: Was da passiert ist, ist eine Straftat, wenn auch begangen von einem Strafunmündigen. Es waren dort Leute mit der Aufsicht betraut, um genau derartiges zu verhindern. Aber auch die Eltern können sich nie ganz von ihrer Aufsichtspflicht lösen.

Ich würde strafrechtliche Konsequenzen prüfen. /.../
Ich stimme dir in der Sache völlig zu, aber inwieweit hier strafrechtliche Konsequenzen geprüft werden können, ist mir etwas schleierhaft. Wie du schon richtig bemerkst, ist der Täter ob seines Alters schuldunfähig (landläufig: "strafunmündig") - die Tatbestände einer vorsätzlichen Körperverletzung und ggf. einer Nötigung sind zwar objektiv erfüllt, aber von Staats-/Rechtswegen nicht durchzusetzen. Einzig zivilrechtige Konsequenzen gegen das Kind und evtl. gegen die Aufsichtsperson(en) bleiben davon unberührt.
Mit freundlichem Gruß

Lothar
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von tutor! »

Hallo Lothar,

ohne den Fall zu kennen, hatte ich beim Lesen der Schilderung ein merkwürdiges Gefühl, was sich ja bestätigt hat. Ich habe daher die maximal harte Reaktion beschrieben. Ich weiß nicht, ob ich selbst so reagiert hätte oder reagieren würde, jedoch würde ich als Alternative darüber nachdenken.

Natürlich ist das Kind selbst strafunmündig, jedoch kann deshalb dennoch eine Strafanzeige gemacht werden. Ziel wäre auch gar keine Bestrafung, sondern die klare Botschaft, dass ein derartiges Handeln grundsätzlich eine Straftat darstellt. Dies gilt ebenso für die Betreuer und natürlich die Eltern, die eine Aufsichtspflicht haben, deren Vernachlässigung ebenfalls strafbar sein kann.

Natürlich werden derartige Ermittlungen eingestellt, aber die Betroffenen erhalten eine Mitteilung darüber und der Fall ist aktenkundig.

Kinder, die gewalttätig werden, sind oft selbst Opfer von Gewalt. Mitunter tut man einem Kind sogar einen Gefallen, wenn man einen Stein ins Rollen bringt.

Da Judo-Biggi ihrn Verein im Profil genannt hat und ich niemanden aus dem Verein kenne, möchte ich die Diskussion an der Stelle nicht weiter vertiefen, damit nicht der Eindruck entsteht, ich würde konkret zu diesem Fall schreiben. Ich kann hier in diesem Einzelfall fürchterlich daneben liegen und möchte keinen Schaden anrichten, jedoch ganz allgemein darauf hinweisen, dass in bestimmten Fällen - nämlich dann, wenn Übergriffe von Kindern gegenüber anderen Kindern Methode haben - es für alle Beteiligten das Beste sein kann (nicht muss) die Behörden einzuschalten.
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von Olaf »

@Lothar: Es gibt in solchen Fällen aber das Mittel des polizeilichen Erziehungsgespräches.

Im Übrigen kann es, unaghängig vom hier besprochenen Fall trotzdem sinnvoll sein, solche Dinge offiziell zu machen, denn wenn es sich um Serientäter handelt, können aktenkundige Fälle bei der ersten Straftat, die mit 14 begangen wird, mit berücksichtigt werden. Wenn jeder weiß, dass es sich bei einem 14jährigen um einen Mehrfachtäter handelt, aber nichts aktenkundig ist, muss der Richter ihn wie einen Ersttäter behandeln und er kommt entsprechend Milde weg.

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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von jerry 69 »

Also, ich persönlich finde es unter aller Granate, wenn Judoka sich außerhalb der Matte an den Kragen gehen.
Egal in welchem Alter!
Den Aggressor würde bei uns der Ausschluss drohen und bei mir wäre er weg!!!
Liebe Grüsse von einem Kämpfer, aber keinem Schläger
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von blackbelt »

Fakt ist, daß so etwas nicht geduldet werden darf. Ein dummer Jungenstreich sieht anders aus. Ist zwar dumm, daß es zur Eskalation gekommen ist, aber es einfach unter den Tisch zu kehren, kann ja wohl nicht sein. Die Jungs sind gerade ELF Jahre. Wenn man in dem Alter nicht einschreitet.... wann denn dann? Wenn einer im Krankenhaus liegt? Absurde Vorstellung. Hier sind neben den Trainern ja wohl ganz stark auch die Eltern gefordert. Vor ALLEM die Eltern.

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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von Chrüs »

Irgendwie ist hier nichts mehr von eurem Trainer aufgetaucht. Hat der sich komplett aus der Sache rausgehalten? Inwiefern jetzt noch eine Klärung des "Falles" Sinn macht, kann ich weniger einschätzen, jedoch denke ich, dass der Trainer mit involviert werden sollte.
Also ich als Trainer würde dieses Kind vorerst beurlauben und mit dem Vorstand sprechen, inwiefern sowas nicht vielleicht auch im Sinne des Vereins wäre, konsequent zu sein und den Jungen bzw. die Eltern fristlos zu kündigen.
Und wenn es am Ende ein Randori zwischen den beiden nach Judoregeln ist. Ich denke, da können beide ihre vielleicht noch bestehenden Aggressionen freien Lauf lassen, aber halt mit einem recht strengem Reglement.
Ein polizeiliches Erziehungsgespräch... davon hab ich bis jetzt nichts gehört. Problematisch für uns Außenstehende ist, dass wir nicht bei der Situation bei waren und auch nicht wissen, wer angefangen hat, wer zuerst geschlagen hat etc.

Ich denke, dass du mit dem Trainer reden solltest und dass es auf jeden Fall Konsequenzen geben sollte
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Ronin
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von Ronin »

Nur um es klar darzulegen, sind Eltern dabei, haben sie die Aufsichtspflicht.

Das jetzt auf den Trainer schieben zu wollen, bürdet dem Mann vielleicht etwas viel auf.
Sich als Eltern da aus der Verantwortung zu stehlen, in dem man das Problem an den Trainer delegiert hilt nicht.
Maximale Reaktion halte ich für vernünftig, passieren wird ja ehe nix, aber die Botschaft ist klar, null Toleranz.

Trainer involvieren, Vorstand involvieren, ..... alles Gelaber.

Die Eltern waren dabei und müssen es klären. Alle anderen Instanzen kommen erst zum Tragen, wenn die Eltern es geklärt haben.
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Re: Gewalt gegenüber Trainingskameraden

Beitrag von Chrüs »

Ja klar, die Eltern hatten die Aufsichtspflicht. Aber anscheinend, gab es dahingehend Probleme, dass sie dem irgendwie nicht gerecht werden konnten. Fakt ist, dass der Trainer in dem Fall vielleicht erstens durch die Trainerausbildung und der dazugehörige Unterrichtsinhalt "Kommunikation" ein wenig mehr Fachpersonal ist als die Eltern und zweitens wenn die Eltern dort schon nicht handeln konnten, es nicht gemerkt haben etc. dann ist der Zug dahingehend abgefahren, dass sie die nächst mögliche Instanz sind, gerade weil sie es nicht mitbekommen haben.
Um noch oben einen drauf zu setzen sollte aus rein pädagogischer Sicht soetwas wie eine Konfliktlösung stattfinden. Was bedeutet, dass beide Parteien, der Aggressor, sowie auch der "Geschlagene" sich mit einer unabhängigen Person zusammensetzen und darüber sprechen. Dafür ist es nun aber zu spät.
So, ich hab mir ja schon in anderen Beiträgen ein wenig die Art und Weise, wie hier innerhalb des Forums miteinander umgegangen wird, reingezogen.
Ich möchte hier und jetzt klarstellen, dass ich hier lediglich meine Meinung zu schreibe und dass ich mir das nicht von dir, lieber Ronin, bieten lasse meine Meinung als Gelaber bewerten zu lassen.
Jeder hier hat seine Erfahrung, zum größten Teil als Trainer, ich zusätzlich im pädagogischen Bereich. Es kann natürlich sein, dass manche Sachen, die ich von mir gebe nicht die beste Lösung ist oder nicht deiner Meinung entspricht aber dann schreib es auch so!
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