Die 2. Serie besteht aus fünf Aktionen, drei davon gegen Angriffe mit der Faust und zwei gegen Angriffe mit den Füßen:
- Naname-uchi: Faustschlag von der Seite
- Ago-tsuki: Aufwärtshaken
- Gammen-tsuki: gerader Fauststoß zum Kopf
- Mae-geri: gerader Fußtritt
- Yoko-geri: seitlicher Fußtritt
(1) Naname-uchi
Schläge von der Seite zum Kopf gibt es in mehreren Kodokan Kata, auch z.B. in der Ju-no-Kata, in der aber mit der rechten Hand von links, also sozusagen als „Rückhandschlag“ geschlagen wird, weswegen ich diese Form jetzt nicht weiter verfolgen möchte.
Bei Naname-uchi weicht Tori Ukes Schlag aus und führt dessen Hand mit seiner linken Hand weiter nach schräg unten. Unmittelbar darauf platziert er mit seiner rechten Faust einen Aufwärtshaken an Ukes Kinn, greift von vorne an Ukes Hals (Kehlkopf) und wirft mit O-soto-otoshi (wobei hier auch oft O-soto-gari genannt wird).
In der Kime-no-Kata heißt die korrespondierende Technik „Yoko-uchi“ und taucht sowohl aus dem Kniesitz als auch im Stand auf. Tori taucht jeweils unter Ukes Schlag hindurch. Aus dem Kniesitz wirft er Uke nach hinten um (Kopfkontrolle ähnlich Kata-gatame) und schließt mit einem Ellbogenstoß zum Solar Plexus ab. In der Standserie geht Tori hinter Uke und würgt ihn mit okuri-eri-jime ab.
In der Kime-shiki wird ebenfalls mit Yoko-uchi angegriffen. Uke weicht ähnlich wie in der Kodokan Goshin Jutsu aus, leitet Ukes Schlag weiter und kontert mit einem Faustschlag gegen Ukes Kinn. Jedoch ist die Aktion hier beendet, wohingegen in der Kodokan Goshin Jutsu noch die Wurftechnik angeschlossen wird.
(2) Ago-tsuki
Die Verteidigung gegen Aufwärtshaken findet sich in allen drei SV-Kata (und auch in der Ju-no-Kata).
In der Kime-shiki wird der mit rechts geschlagene Aufwärtshaken mit der linken Hand abgewehrt und und nach oben weitergeführt. Tori kontert mit einem Fauststoß in die Magengegend.
In der Kime-no-Kata wird der Schlag mit beiden Händen abgewehrt, nach oben weitergeführt und dann Ukes Arm mit beiden Händen heruntergezogen und mit Waki-gatame gehebelt.
In der Kodokan Goshi Jutsu ist diese Technik kompliziert, vielleicht sogar die schwierigste Technik der Kata – wobei das natürlich immer subjektiv ist. Tori wehrt Ukes Faust mit rechts ab, greift Ukes Handgelenk mit der rechten Hand und greift gleichzeitig mit der linken Hand in Ukes Ellbogenbeuge. Durch Drehen des Handgelenks in der Art eines Kote-hineri und Schieben gegen den Ellbogen bringt er Uke aus dem Gleichgewicht und kann ihn von sich weg werfen.
(3) Gammen-tsuki
Der Angriff mit dem geraden Fausstoß kommt sowohl in der Kime-no-Kata als auch in der Kodokan Goshin Jutsu vor, nicht jedoch in den anderen SV-Kata.
Interessant: in der Kime-no-Kata wird mit rechts geschlagen, in der Kodokan Goshin Jutsu mit links. Wer beides übt – wie es gedacht ist – deckt also beide Seiten ab.
Ansonsten gibt es Gemeinsames und Unterschiede. In beiden Fällen wird mit Hadaka-jime abgeschlossen, wobei Uke deutlich nach hinten aus dem Gleichgewicht gebracht werden muss, damit er sich nicht herausdrehen kann (vgl. 1. Serie „Ushiro jime“).
Auf dem Weg dorthin gibt es einen wesentlichen Unterschied. In der Kodokan Goshin Jutsu versetzt Tori Uke auf dem Weg hinter ihn einen Fausstoß in die Nieren, während Tori in der Kime-no-Kata den vorschnellenden Arm von Uke nach vorne unten drückt, Uke damit etwas aus dem Gleichgewicht bringt - sich so auch gegen einen Konter schützt - und die Gegenreaktion des Aufrichtens nutzt, um hinter Uke zu kommen.
(4) Mae geri
Gegen Fußtritte wird nur in der Kodokan Goshi Jutsu und in der Kime-no-Kata verteidigt. In letzterer auch nur gegen einen geraden Fußtritt.
In beiden Fällen wird gegen den geraden Fußtritt zu Seite ausgewichen und der Fuß mit den Händen „gefangen“. Während aber in der Kime-no-Kata ein Gegenangriff mit Tritt in die Genitalien erfolgt, wirft Tori Uke in der Kodokan Goshin Jutsu nach hinten um.
(5) Yoko geri
Die Verteidigung gegen den seitlichen Fußtritt gibt es nur in der Kodokan Goshin Jutsu. Tori weicht aus, blockt Ukes Tritt, geht hinter Uke und reißt diesen nach hinten um, bevor dieser nach dem Absetzen des angreifenden Beins sein Gleichgewicht wieder vollständig herstellen konnte.
Zusammenfassung
Wie auch für die erste Serie können wir festzustellen, dass die Kodokan Goshin Jutsu Situationen aufgreift, die in anderen Kata vorkommen und ergänzende, bzw. weiterführende Lösungen anbietet. In diesem Sinn ergänzt sie die Selbstverteidigung des Kodokan.
Jedoch darf eines nicht übersehen werden: es handelt sich bei den gezeigten Aktionen nicht unbedingt um Strategien gegen ausgebildete Kampfsportler oder Kampfkünstler. Den Fußtritt eines Laien mag man noch „fangen“ können, den Mae-geri eines guten Karateka sicherlich kaum. Genauso wie man sich schwer tun wird, einer Geraden eines Boxers auszuweichen und diesen dann von schräg hinten in die Nierengegend zu schlagen.
Gegen ausgebildete Kampfsportler/-künstler in Distanzdisziplinen bedarf es sicher etwas anderes als dieser Kata.